Besetzungsstreik mit Rio Reiser und Horst Schimanski: "Der Pott" (WDR 1989)

Filmtipp

Kommissar Schimanski und Friedrich Engels verhören einen Verdächtigen - in einer

Wer nicht glaubt, dass der "Tatort" zumindest früher statt kitschiger Sozialromantik auch reale Gesellschaftskritik zu bieten hatte, möge sich die Folge "Der Pott" aus dem Jahr 1989 anschauen.

Im Zentrum der Folge steht eine Betriebsbesetzung bei der Weststahl AG, letzte Maßnahme einer erbitterten Belegschaft gegen die geplante Schließung des Werks. Doch der Gewerkschaftsvertreter im Aufsichtsrat schert sich nicht darum und diskutiert lieber mit dem Personalchef "langfristige Strategien". Die Bevölkerung in Duisburg ist jedoch solidarisch und sammelt mit einem Spendenkonzert - hier brilliant verkörpert vom Ton-Steine-Scherben Sänger Rio Reiser mit seinem Song "Über Nacht". Es kommt eine halbe Million Mark Unterstützung zusammen, die bitter benötigt wird: offizielles Streikgeld bekommmt die "wilde" Besetzung nicht.

Doch "der Pott" mit dem Streikgeld verschwindet plötzlich, und kurz danach geschieht ein Mord. Horst Schimanski steigt ein - und weiß schon bald nicht mehr, auf welcher Seite er steht. Er trifft auf prügelnde Polizeihundertschaften, V-Leute des Verfassungsschutzes in der Rolle von Agents Provocateurs und BKA-Beamte, die private Sicherheitsfirmen im Einsatz gegen Streikende  ausbilden - alles  im Namen der "Deeskalation" und für den Sozialen Frieden.

Sein Kollege Christian Thanner hat Schimanski in Richtung Bonn verlassen, und auch der Rest des Polizeiapparats hat im Kampf Kapital vs. Arbeit seine Entscheidung längst getroffen. Doch Schimanski gibt nicht auf - begleitet vom Spott eines zynisch altlinken Arbeitslosen sucht der einsame Hauptkommissar seinen Weg durch einen Dschungel aus konkurrierenden Staatsorganen, kleiner und Großer Kriminalität, viel Geld und nicht weniger Gewalt.


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