Argentinien

Juan Pablo Hudson "Wir übernehmen"

Rezension von Anna Leder

Jugoremedija, eine Arzneimittelfabrik in Zrenjanin/Serbien: besetzt 2003, in Selbstverwaltung betrieben bis 2013. Bike Systems GmbH bzw. Strike Bike in Nordhausen/Thüringen: besetzt 2007, selbstverwaltet bis 2010. Die Baustofffabrik Vio.me in Thessaloniki: besetzt 2012, selbstverwaltet seit 2013. Fralib, das südöstlich von Marseille gelegene Teebeutelwerk: besetzt seit 2010, die Selbstverwaltung ist im Anlaufen. Trotz fast sechsjähriger Krise ist die Liste besetzter und in Selbstverwaltung überführter Firmen in Europa überschaubar und die Vernetzung untereinander prekär. weiterlesen »

Argentiniens besetzte Betriebe

Über das emanzipatorische Potenzial und die Dilemmas der Selbstverwaltung

In den 1990er Jahren und danach in verstärktem Maß als Konsequenz der Finanz- und Wirtschaftskrise von 2001/2002 entstanden in Argentinien eine Vielzahl von sozialen Bewegungen: neue Gewerkschaften, Arbeitslosenorganisationen, Nachbarschaftsversammlungen, Müllsammler und besetzte, selbstverwaltete Betriebe (Uriona 2006: 89). weiterlesen »

Elefanten für die Arbeiter

Unilever wollte die Teeproduktion in Marseille einstellen, doch die Belegschaft besetzte die Fabrik

Der Lebensmittelgigant will Tee für die Marke Eléphant künftig in Polen produzieren. Doch die Arbeiter beanspruchen die Marke für sich und wollen die Fabrik in Marseille aufrechterhalten.

Auf der Packung steht auf Französisch »Der Mate von Fralib«, darunter ist ein Trinkgefäß und ein Strohhalm aus Metall abgebildet. Mit diesen Utensilien trinken über 80 Prozent der argentinischen Bevölkerung regelmäßig Mate-Tee. weiterlesen »

"Sie wollen einfach nicht gehen"

Der konservative Bürgermeister von Buenos Aires fördert lieber Klientelismus als Selbstorganisation

Kein frohes neues Jahr: Der Ausblick auf 2012 stellte sich für die Arbeiterinnen und Arbeiter der empresas recuperadas, der selbstverwalteten Betriebe, in Buenos Aires zum Jahresende ausgesprochen trübe dar. Ende Dezember legte Mauricio Macri, der konservative Bürgermeister der argentinischen Hauptstadt, sein Veto gegen das »Gesetz Nr. 4008« ein. Dieses sollte die Geltungsdauer eines anderen Gesetzes, das bis dahin die selbstverwalteten Betriebe vor den Ansprüchen ihrer ehemaligen Besitzer schützte, bis 2017 verlängern. weiterlesen »

Eine Inspiration für Europa

Andrés Ruggeri im Gespräch über "reaktivierte Unternehmen" in Argentinien

Vor elf Jahren kam es in Argentinien nach einer langen Rezession zu einer Banken- und Finanzkrise und in der Folge zu großen sozialen Konflikten und Massenprotesten. Auch wurden zahlreiche Betriebe, die schließen mussten, von den dort ehemals Beschäftigten besetzt. In vielen Fällen konnte eine Betriebsübernahme durch Arbeiterkooperativen durchgesetzt werden. Der Sozialwissenschaftler Andrés Ruggeri ist Leiter einer Arbeitsgruppe der Univer­sität Buenos Aires, die das Phänomen der empresas recuperadas, der »reaktivierten Unternehmen«, seit 2002 untersucht. weiterlesen »

Jetzt amtlich

Zanon gehört den Arbeitern

Die Kachelfabrik Zanon in Neuquén (Argentinien) stellt in mehrfacher Hinsicht eine Ausnahme dar. Hier haben sich die ArbeiterInnen eine Fabrik mit hochmoderner Technologie angeeignet, und sie hatten besonders gute politische Voraussetzungen. Sie hatten den Kampf schon lange vor der drohenden Schließung aufgenommen, gegen die im wahrsten Sinne des Wortes mörderischen Arbeitsbedingungen (im Schnitt 300 Arbeitsunfälle pro Jahr, davon die Hälfte schwer und einer tödlich). Die ArbeiterInnen fingen an, sich gegen das despotische Fabrikregime klandestin zu organisieren. weiterlesen »

Gesundheitsgenossenschaft Junín

Eine selbstverwaltete Klinik in Argentinien

Die Gesundheitsgenossenschaft Junín (Cooperativa de Trabajo de la Salud Junín Ltda.) wurde im Jahre 2002 von den Angestellten der Privatklinik Junín SRL gegründet, als deren Schließung drohte. Das Missmanagement des Arbeitgebers und der gezielte Entzug von Kapital hatten die Klinik in eine tiefe Krise gestürzt; sie hatte unzählige Schulden aufgehäuft und sah sich Konflikten und Gerichtsverfahren mit Lieferanten wegen nicht erfolgter Zahlungen und ähnlichem ausgesetzt. weiterlesen »

Zwischen Überlebensstrategie und Ideologie - Fabrikbesetzungen in Argentinien

Einige Tage vor Weihnachten des Jahres 2001, genauer gesagt am 19. und 20. Dezember, schaute die Weltöffentlichkeit nach Süden, nach Argentinien. Der so genannte »Argentinazo« weckte die Hoffnung vieler, die lange auf eine Reaktion der Unterdrückten gewartet hatten. Es gab unzählige Informationen über neue Formen sozialer Bewegungen, die sich über Jahre entwickelt hatten: Volksversammlungen, Tauschringe und vor allem ein Novum: die besetzten Fabriken. weiterlesen »

Vom Kindergarten in die Hochschule

Erfahrungsaustausch zwischen argentinischen und griechischen Arbeitern über Betriebsbesetzungen

Raúl Godoy, Arbeiter aus der besetzten Fabrik Zanon in Argentinien, sprach am Mittwoch (22.5.2013) vor interessierten Zuhörern in Athen. Aus der Stadt Neuquén war er gekommen, um die Erfahrungen von »FaSinPat« (der »Fábrica sin Patrones« oder »Fabrik ohne Chefs«) weiterzugeben. Die 450 Arbeiter hatten ihre Fabrik im Jahr 2001 besetzt und produzieren seitdem Keramik in eigener Regie. Bei Zanon gibt es monatlich eine ganztägige Versammlung, auf der alle wichtigen Entscheidungen demokratisch getroffen werden. weiterlesen »