Arbeiterselbstverwaltung

Argentiniens besetzte Betriebe

Über das emanzipatorische Potenzial und die Dilemmas der Selbstverwaltung

In den 1990er Jahren und danach in verstärktem Maß als Konsequenz der Finanz- und Wirtschaftskrise von 2001/2002 entstanden in Argentinien eine Vielzahl von sozialen Bewegungen: neue Gewerkschaften, Arbeitslosenorganisationen, Nachbarschaftsversammlungen, Müllsammler und besetzte, selbstverwaltete Betriebe (Uriona 2006: 89). weiterlesen »

Elefanten für die Arbeiter

Unilever wollte die Teeproduktion in Marseille einstellen, doch die Belegschaft besetzte die Fabrik

Der Lebensmittelgigant will Tee für die Marke Eléphant künftig in Polen produzieren. Doch die Arbeiter beanspruchen die Marke für sich und wollen die Fabrik in Marseille aufrechterhalten.

Auf der Packung steht auf Französisch »Der Mate von Fralib«, darunter ist ein Trinkgefäß und ein Strohhalm aus Metall abgebildet. Mit diesen Utensilien trinken über 80 Prozent der argentinischen Bevölkerung regelmäßig Mate-Tee. weiterlesen »

Eine Inspiration für Europa

Andrés Ruggeri im Gespräch über "reaktivierte Unternehmen" in Argentinien

Vor elf Jahren kam es in Argentinien nach einer langen Rezession zu einer Banken- und Finanzkrise und in der Folge zu großen sozialen Konflikten und Massenprotesten. Auch wurden zahlreiche Betriebe, die schließen mussten, von den dort ehemals Beschäftigten besetzt. In vielen Fällen konnte eine Betriebsübernahme durch Arbeiterkooperativen durchgesetzt werden. Der Sozialwissenschaftler Andrés Ruggeri ist Leiter einer Arbeitsgruppe der Univer­sität Buenos Aires, die das Phänomen der empresas recuperadas, der »reaktivierten Unternehmen«, seit 2002 untersucht. weiterlesen »

Die Frage der Autogestion

Henri Lefebvre, Selbstverwaltung und Partizipation

Aus dem umfangreichen Oeuvre Henri Lefebvres (1901-1991) werden vor allem seine Arbeiten zum Raum rezipiert. Seine Kritik an allen Formen von Herrschaft, die sich wie ein roter Faden durch seine Texte zieht, findet hingegen weniger Beachtung. Dabei hat der französische Philosoph den größten Teil seines politischen Lebens an zwei Fronten gekämpft: Kritik des kapitalistischen Gesellschaftssystems und Kritik des dogmatisch-orthodoxen Marxismus. weiterlesen »

Die vergessene Seite der Revolution

Über Arbeiterräte und Revolutionskomitees in Ungarn 1956

Die Feierlichkeiten in Budapest zum 50. Jahrestag des Ungarnaufstandes 1956 am 23. Oktober 2006 waren »getrübt von Gewalt«, berichtete das ZDF in seiner Abendschau am selben Tag. Diesmal waren die Bilder eindeutig – die Gewalt ging nicht vom Volke aus, sondern von der Polizei, die mit Wasserwerfern und Gummigeschossen eine Gruppe von Demonstranten vom Platz fegte. Es gab 40 Verletzte. Der Platz sei anschließend abgesperrt und »unheimlich leer« gewesen, sagte der Reporter, sichtlich beeindruckt von diesem spontanen Massenausbruch. weiterlesen »

Jetzt amtlich

Zanon gehört den Arbeitern

Die Kachelfabrik Zanon in Neuquén (Argentinien) stellt in mehrfacher Hinsicht eine Ausnahme dar. Hier haben sich die ArbeiterInnen eine Fabrik mit hochmoderner Technologie angeeignet, und sie hatten besonders gute politische Voraussetzungen. Sie hatten den Kampf schon lange vor der drohenden Schließung aufgenommen, gegen die im wahrsten Sinne des Wortes mörderischen Arbeitsbedingungen (im Schnitt 300 Arbeitsunfälle pro Jahr, davon die Hälfte schwer und einer tödlich). Die ArbeiterInnen fingen an, sich gegen das despotische Fabrikregime klandestin zu organisieren. weiterlesen »

Strike back - Bike forward

Die Betriebsbesetzung und Selbstverwaltung einer Fahrradwerks in Nordhausen

Im Sommer 2007 wollte der Besitzer der Bike Systems GmbH im thüringischen Nordhausen das Werk schließen. Um zu verhindern, dass der Betrieb demontiert und verkauft wird, hielten die 135 Arbeiterinnen und Arbeiter ihre Fahrradfabrik besetzt. Die Besetzer_innen beschlossen - unterstützt von der anarchosyndikalistischen Gewerkschaft FAU (Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union) und anderen Aktivist_innen - die Produktion von Fahrrädern in Selbstverwaltung wieder aufzunehmen. Dafür mussten bis zum 2. Oktober verbindlich 1.800 Bestellungen für Fahrräder eingehen. weiterlesen »

Gesundheitsgenossenschaft Junín

Eine selbstverwaltete Klinik in Argentinien

Die Gesundheitsgenossenschaft Junín (Cooperativa de Trabajo de la Salud Junín Ltda.) wurde im Jahre 2002 von den Angestellten der Privatklinik Junín SRL gegründet, als deren Schließung drohte. Das Missmanagement des Arbeitgebers und der gezielte Entzug von Kapital hatten die Klinik in eine tiefe Krise gestürzt; sie hatte unzählige Schulden aufgehäuft und sah sich Konflikten und Gerichtsverfahren mit Lieferanten wegen nicht erfolgter Zahlungen und ähnlichem ausgesetzt. weiterlesen »

"Die endlich entdeckte politische Form: Fabrikräte und Selbstverwaltung von der Russischen Revolution bis heute"

Rezension

„Endlich!“, ist man fast geneigt zu sagen: Zum einen, weil die Veröffentlichung dieses Sammelbandes bereits für Dezember 2011 beziehungsweise Januar 2012 vom Verlag angekündigt worden war; zum anderen, weil die letzte umfassende Darstellung von weltweiten Beispielen der Arbeiterdemokratie und Arbeiterselbstverwaltung bereits mehr als 40 Jahre (1971) zurückliegt – damals noch herausgegeben von Ernest Mandel. Ein genauer Blick auf die aktuellen „Dynamiken der Arbeiterkontrolle im neoliberalen Zeitalter“ (16) schien daher längst überfällig. weiterlesen »

"Die endlich entdeckte politische Form: Fabrikräte und Selbstverwaltung von der Russischen Revolution bis heute"

Rezension

Ein Marx-Zitat über die Pariser Kommune im Titel liefert das Motto dieses Bandes über Arbeiterräte, Arbeiterkontrolle und Arbeiterselbstverwaltung. Also über die Formen der Selbsttätigkeit der Arbeiterschaft, die auf die Beschränkung oder gar Ersetzung des Eigentumsrechts der Unternehmer abzielt. Eine politische Emanzipation, so Marx, wäre unmöglich, wenn sie nicht auch in einem wechselseitigen Verhältnis zur Umwälzung der Ökonomie durch die Produzenten stehe. weiterlesen »

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