„Der Feind steht links!“

Das Jahr 1929: Kapitaloffensive gegen Demokratie und Arbeiterbewegung

Bankenkrach in Berlin 1931 - Andrang bei der Sparkasse (Quelle: Wikipedia.de/Bundesarchiv)

„Der Feind steht links!“ – über die gesamte Titelseite der „Deutschen Arbeitgeber-Zeitung“ prangte diese provokatorische Überschrift am 17. November 1929. „Der Feind steht links!“ – diese Formulierung war als sehr ernst gemeinte Kampfansage der Herrschenden an die Adresse der Arbeiterorganisationen und der linksbürgerlichen Kräfte gewählt worden.

Die Herrschenden – das waren weniger die Regierenden im Reichskanzleramt und in den Ministerien in Berlin als vielmehr die Direktoren und Aufsichtsräte der Industrie- und Bankkonzerne. Der sprichwörtlich gewordene Titel des Romans von Theodor Plievier: „Der Kaiser ging, die Generäle blieben“, ließ sich auch auf die Unternehmerschaft beziehen. Auch sie waren geblieben und hatten – bekanntlich mit Erfolg – versucht, die revolutionäre Nachkriegskrise unbeschadet zu überstehen.

Die meisten von ihnen betrachteten die bürgerlich-parlamentarische Demokratie der Weimarer Republik mit größtem Misstrauen, wenn nicht mit Abscheu und interpretierten sie im Prinzip nur als Transitorium, als eine „Republik auf Zeit“. Was genau an ihre Stelle treten sollte – zum Beispiel ein faschistisches Regime wie im Italien Mussolinis; die Wiederherstellung der Hohenzollern-Monarchie; eine Art Militärdiktatur; ein scheinparlamentarisches, autoritäres Regime, das mit Hilfe von Notverordnungen des Reichspräsidenten die Geschäfte führt oder ein Ständestaat – das alles war am Ende der zwanziger Jahre unter den Schlotbaronen und Bankiers noch höchst strittig.

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