Rätedemokratie

Annelies Laschitza: Die Liebknechts. Karl und Sophie - Politik und Familie

Rezension von Ralf Hoffrogge

Angesichts zahlreicher Vereinnahmungen und Legendenbildungen um die Figur Karl Liebknechts ist Laschitzas Biographie des Antimilitaristen, Revolutionärs und Mitbegründers der KPD ein begrüßenswertes Unternehmen. Die Autorin stützt sich auf einzigartiges Quellenmaterial, unveröffentlichte Archivfunde, Briefwechsel und persönliche Gespräche mit Liebknechts zweiter Frau Sophie. Ein deutlicher Schwerpunkt des Buches liegt daher im Privatleben Liebknechts, einem bisher wenig beachteten Bereich. weiterlesen »

Vom Sozialismus zur Wirtschaftsdemokratie?

Ein kurzer Abriss über Ideen ökonomischer Demokratie in der deutschen Arbeiterbewegung

Bis heute wird die Unterscheidung zwischen Sozialismus und Kapitalismus oft missverständlich auf den Gegensatz zwischen »Staat« und »Markt« und das assoziierte Gegensatzpaar »Planung« vs. »Freiheit« reduziert. Im Gegensatz zu dieser landläufigen Vorstellung spielten jedoch Freiheit und Demokratie in der Ideengeschichte des Sozialismus immer eine zentrale Rolle. Zwar gab es in der frühen Neuzeit eine ganze Reihe frühsozialistischer Utopien mit deutlich autoritären Zügen, von denen Thomas Moores »Utopia« die bekannteste und prägendste ist. weiterlesen »

Ralf Hoffrogge: Richard Müller. Der Mann hinter der Novemberrevolution

Rezension von Christoph Jühnke

Biografien waren einst den großen Männern der Geschichte vorbehalten und galten – je nachdem, welcher Weltanschauung man anhing – mal als die Krönung der geschichtswissenschaftlichen Kunst und mal als deren zu vernachlässigendes Hinterteil. Mit dem nachhaltigen Einbruch einer die strukturellen Klassengrenzen in Frage stellenden und auf allgemein menschliche Emanzipation zielenden Geschichts-schreibung ›von unten‹, und mit dem parallelen, sich damit gelegentlich überschneidenden, Aufstieg einer sich auf Strukturen konzentrierenden Geschichtsschreibung, kamen sie dann weitestgehend aus der Mode. Doch Moden ändern sich bekanntlich – und die Biografie ist mächtig en vogue Bei dem seit vielen Jahren vor sich gehenden Boom einer Rückkehr zur Biografie dürfte es sich aber weniger um einen schlichten Pendelschlag rückwärts handeln, als vielmehr um eine mindestens partielle Überwindung der beiden alten Dichotomien. Denn was eine Vielzahl dieser unterschiedlichsten Arbeiten auszeichnet, ist gerade ihre Verbindung von Sozial- und Individualgeschichte. Unverkennbar schlägt sich in ihnen die Tendenz nieder, Geschichte von der Strukturebene auf die Ebene realer Menschen und ihrer Rolle in der Geschichte herunter zu brechen – ein Ansinnen, das nachvollziehbar auch damit zusammenhängen dürfte, dass Menschen von einem solchen Blick Rückschlüsse erwarten über den eigenen Ort ›in der Geschichte‹ und die eigenen Möglichkeiten, ›Geschichte zu machen‹. weiterlesen »

Deutscher Revolutions Almanach für das Jahr 1919

Buchtipp

Im Verlag Hoffmann und Campe erschien im Jahr 1919 ein "Revolutions Almanach für das Jahr 1919" der auf 164 Seiten für zeitgenössische Leserinnen und Lesern die stürmischen Ereignisse der Novemberrevolution rekapitulierte. Das ganze Werk mit zahlreichen Illustrationen ist mittlerweile in sehr guter Qualität online verfügbar und als Online-Version ist ein echter Gewinn für historisch interessierte, denn nicht jede Bibliothek dürfte dieses Werk verfügbar haben. Das Buch richtete sich seinerzeit an ein breites Publikum und versuchte, im Stile eines Almanachs alles Wissenswerte zur Novemberrevolution zu vermitteln. Dementsprechend enthält das Werk Kurzporträts wichtiger Personen, wie etwa den sechs Mitgliedern des Rates der Volksbeauftragten, aber auch  zahlreiche Texte auch zur Vorgeschichte der Revolution und zur sozialistischen Bewegung in Deutschland. Ergänzt wird das Buch durch eine Bibliographie revolutionärer Literatur. weiterlesen »

Einblicke in den Rätediskurs: Zu den programmatischen Ansätzen der 68er-Bewegung

„Ihr müßt diese Typen sehen. Ihr müßt ihnen genau ins Gesicht sehen. Dann wißt ihr, denen geht es nur darum, unsere freiheitliche Grundordnung zu zerstören!"
(vgl. u. a. DER SPIEGEL 1968a: 24; Ditfurth 2008: 18)



I. Rätediskurs innerhalb der 68er-Bewegung: Ein Überblick

Am 1. Dezember 1966 konstituierte sich die „Große Koalition“ unter Führung Kurt Georg Kiesingers. Die parlamentarische Opposition schien, bei einem Verhältnis von 447 (SPD- und CDU/CSU-Fraktion) zu 49 (FDP-Fraktion) stimmberechtigten Abgeordneten2, außer Kraft gesetzt bzw. nicht mehr im Stande als regulierende Instanz eingreifen zu können. Die Bildung einer so genannten „Außerparlamentarischen Opposition“ (APO), deren Wortschöpfung fälschlicherweise Rudi Dutschke zugeschrieben wurde (vgl. hierzu Vogel 2005: 150 ff.), schien diesbezüglich die logische Konsequenz eines verstärkten Bedürfnisses linksliberaler Gesellschaftsschichten, nicht nur aus dem studentischen Milieu, nach politischer Einflussnahme zu sein. weiterlesen »

Von der Commune in die Stadtteile

Zum 100. Jahrestag der Pariser Commune sangen Les Quatre Barbus „La Commune n’est pas morte“.

Weitere 40 Jahre später taucht die Commune wieder auf. Diesmal mit einem Plakat mit demselben Slogan bei den Protesten der Demokratiebewegungen in Griechenland, Ägypten und Spanien.

2011 gilt als Jahr der Revolutionen, Revolten und Umbrüche. Nicht nur im arabischen Raum wurden Diktaturen mehr oder weniger erfolgreich gestürzt, auch in Europa wandten sich große Teile der Bevölkerung gegen ihre Regierungen. weiterlesen »

Die Münchner Räterepubliken: Soziale Revolte oder politisches Emanzipationsprojekt?

Der Aufstand der Münchner Arbeiter, Soldaten und Bauern, aber auch einiger Schichten des Bürgertums am und nach dem Ende des I.Weltkriegs ist bei weitem nicht die einzige Erhebung gewesen, die aus der allgemeinen Krisenhaftigkeit der Zustände am Ende des Krieges erwuchs. Im Gegensatz zu den übrigen Rätemodellen, die eher im Norden der sich konstituierenden Weimarer Republik zu finden waren, war der bayerischen (oder baierischen, wie sie sich selbst bald nannte) Variante jedoch eine deutlich längere Lebensspanne gewährt. Dies hängt, wie zu zeigen sein wird, vor allem mit der Regierungszeit des rätefreundlichen Kurt Eisner zusammen, unter dessen Mandat sich die Strukturen und Geisteshaltungen, die im Frühling 1919 zur Räterepublik drängten, erst aufbauen und entfalten konnten. weiterlesen »

Der Rätekommunismus – Pannkoek und die holländisch-deutsche Schule

Der Rätekommunismus entstand aus der Konfrontation mit dem bolschewistischen Revolutionsmodell von 1917. Rätekommunisten sind eine anti-staatliche Fraktion im Kommunismus, wollten einen neuen Gesellschaftsaufbau von unten und keine bloße Macht- und Staatsübernahme. weiterlesen »

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