Aktuelle Debatten

"Sechs bis acht Kommunisten, getarnt in Monteursmänteln"

Die wahre Geschichte des Fordstreiks in Köln 1973

Vom Arbeitskräfteabkommen zwischen der Bundesrepublik und der Türkei vom Oktober 1961 profitierten in Köln vor allem die Ford-Werke. 1973 bereits war mehr als ein Drittel der Belegschaft türkischer Herkunft, sie arbeiteten vor allem an den Fließbändern in der Endmontage. Als es im August 1973 zu »wilden Streiks« der Türken bei Ford Köln kam, bekam das Bild vom unterwürfigen, für jede Drecksarbeit dankbaren Gastarbeiter die ersten Kratzer. Serhat Karakayali von Kanak Attak fügt ihm weitere hinzu und erzählt die Geschichte des 73er Streiks. weiterlesen »

„La reprise du travail aux usines Wonder“ (Frankreich 1968)

Umkämpfte Wiederaufnahme der Arbeit nach dem Streik

Am 10. Juni 1968 filmten Studenten der Pariser Filmhochschule IDHEC diese zehnminütige Szene vor den Wonder-Werken in Saint-Ouen. Nach einem dreiwöchigen Streik mit Werksbesetzung sollte an diesem Tag die Arbeit wiederaufgenommen werden. Vor dem Werk kommt es zu heftigen Diskussionen zwischen einer jungen Arbeiterin und Stellvertretern der französischen Gewerkschaft CGT. Die Arbeiterin weigert sich verzweifelt den Streik zu beenden und wieder zur Arbeit zu gehen, da die Arbeitsbedingungen und die Löhne nach wie vor miserabel sind. weiterlesen »

Die Despotie der Fabrik und der Vor-Schein der Freiheit

Von „Socialisme ou Barbarie“ gesammelte Zeugnisse aus dem fordistischen Arbeitsalltag

...in der Streitschrift gegen Proudhon hatte Marx geschrieben: „Die größte Produktivkraft (ist) die revolutionäre Klasse selbst.“ Die Entwicklung dieser größten Produktivkraft ist kein Automatismus, sondern über Erfahrung vermittelt. Die tatsächliche Geschichte der Arbeiterbewegung zeigt, daß die Arbeiter nicht nur reagiert, sondern agiert haben, und nicht nach dem vorgefertigten Schema ihrer ‘objektiven’ Lage, sondern in Abhängigkeit von ihrer gesamten gesammelten Erfahrung. „Die Geschichte des Proletariats ist... weiterlesen »

Nichts gegen junge Bankangestellte...

Die »langen Wellen« der kapitalistischen Entwicklung

Im Herbst 1994 hielt Ernest Mandel im Kulturzentrum "Rote Fabrik" in Zürich einen seiner letzten Vorträge vor seinem Tod im Juli 1995. Mandel widmete sich dem immer wieder aktuellen Thema "Krise", plädierte für einen Sozialismus der Selbstverwaltung und nahm gegen Ende seiner Ausführungen bereits den Slogan der "99%" vorweg, der Jahre später zur Parole der Occupy-Bewegung werden sollte.

Der Vortrag erschien später in einem Sammelband unter dem Titel "Krise - welche Krise?" und ist im folgenden dokumentiert.

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Rätedemokratie oder das Ende der Politik

In der Novemberrevolution, deren 90jähriges Jubiläum dieses Jahr gefeiert wird, konnten die Linke und die deutsche Gesellschaft wählen zwischen Sozialismus, der auf die Einheit von Politik und Produktionsverhältnissen in Gestalt einer Rätedemokratie zielte, und Sozialdemokratie, die auf die Herstellung der parlamentarischen, repräsentativen, liberalen Demokratie zielte, die die Emanzipation in der Durchsetzung formaler Gleichheits‐ und Freiheitsrechte, also in der Überwindung der Feudalität und der Herstellung der Trennung von Markt und politischer Sphäre sah. weiterlesen »

Wirtschaftsdemokratie, Rätedemokratie und freie Kooperationen

Einige vorläufige Überlegungen

Die Debatten um Wirtschaftsdemokratie und Selbstverwaltung verloren in
den 1980er und 1990er Jahren deutlich an Bedeutung. Von der herrschenden
Politik ist immer und immer wieder auf die Zwangslogik der Wettbewerbsfähigkeit
hingewiesen und die Notwendigkeit der Unterwerfung unter und
der Anpassung an die Gesetzmäßigkeiten der Ökonomie propagiert worden.
Dies alles soll dem Ziel des zukünftigen wirtschaftlichen Erfolgs dienen:
Innovation, Konkurrenzfähigkeit, Sicherung der Arbeitsplätze und der
Einkommen, wirtschaftliches Wachstum, politische Handlungsfähigkeit, weiterlesen »

Andreas Merkens, Victor Rego Diaz (Hrsg.): Mit Gramsci arbeiten. Texte zur politisch-praktischen Aneignung Antonio Gramscis

Buchtipp

Warum sollte eine heutige Lektüre von Antonio Gramsci gewinnbringend sein? Gramsci (1891–1937) begegnete den gesellschaftlichen Umbrüchen und Krisen seiner Zeit nicht mit fertigen Antworten und Gewissheiten. Statt die Begriffe dogmatisch zu schließen, praktiziert er ein Denken, das bestehende Einsichten und Kategorien der marxistischen Theoriebildung differenziert, erneuert und in politisch-praktischer Absicht zuspitzt. weiterlesen »

Theorists: Media: 

„Weiche Schale, harter Kern“ Zur Zukunft der SAC

Ein Interview mit Jan Abrahamsson

Jan Abrahamsson verrichtet Wartungsarbeiten in der Stockholmer U-Bahn, ist Mitglied des Stockholmer LS und sitzt seit 2009 im siebenköpfigen Arbeitsausschuss der syndikalistischen Gewerkschaft SAC in Schweden. Gabriel Kuhn hat sich mit ihm für die DA über die gegenwärtige Lage und die zukünftigen Möglichkeiten der SAC unterhalten.

Der Kongress 2002 hat einige entscheidende Änderungen für die SAC gebracht. Kannst du die wichtigsten zusammenfassen? weiterlesen »

Demokratie gegen Kapitalismus - Theoretische Hintergründe der neuen Kämpfe.

«Luxemburg Lecture» mit Ellen Meiksins Wood am 8.5.2012 in der Berliner Volksbühne

"keine zeitgemäße sozialistische Theorie kann an Ellen Meiksins Woods Werk vorbeigehen, da es zentrale Theoreme des Marxismus originär reformuliert und auf der Ebene der Gesellschaftstheorie einen Gegenentwurf zum modernen Liberalismus und seiner Staatsauffassung entwickelt. Die Kernthese ist, dass die politische Demokratisierung und Liberalisierung im modernen Kapitalismus deshalb möglich sind, weil die wirkliche Macht in eine Ökonomie verlagert wurde, die auf der Trennung der Produzenten von den Produktionsmitteln basiert. weiterlesen »

Topic: Media: 

Rainer Holze / Siegfried Prokop (Hg): Basisdemokratie und Arbeiterbewegung

Rezension von Dietmar Lange

Der Tagungsband geht auf ein wissenschaftliches Kolloquium zu dem Thema „Basisdemokratie und Arbeiterbewegung – Erfahrungen und Vermächtnisse“ zurück, welches aus Anlass des 80. Geburtstages des marxistischen Historikers Günter Benser am 14. Januar 2011 von der Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin und Brandenburg sowie dem Förderkreis Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Berlin abgehalten wurde. Er enthält Beiträge des Kolloquiums und einige ergänzende Studien, die zum Teil aus anderen Publikationen übernommen wurden.
Die 24 Beiträge in dem Band sind in mehrere unterschiedliche thematische und historisch-epochale Abschnitte gegliedert. Aufgrund des wissenschaftlichen Werdegangs der meisten Teilnehmer und Teilnehmerinnen in der ehemaligen DDR und ihrer damit eng auf die Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung ausgerichteten wissenschaftlichen Beschäftigung, bildet diese den herausragenden Gegenstand der Untersuchungen, bis auf einen kurzen Beitrag zur Pariser Kommune, der jedoch vor allem ihre Rezeption durch Karl Marx behandelt, und einen Beitrag zur polnischen Solidarnosc-Bewegung in den 80er Jahren. weiterlesen »

Wirtschaft und Demokratie gemeinsam denken

„Selbstverwaltung“ war immer eine der Hauptforderungen und Herausforderungen der Arbeiterbewegung. Ein Überblick über Theorie und Praxis.

In ihrer Forderung nach mehr Demokratie scheint sich die Arbeiterbewegung kaum von anderen Emanzipationsbewegungen zu unterscheiden. Der entscheidende Punkt aber ist, diese nicht nur auf politischer Ebene zu verlangen, zu erkämpfen oder einfach zu machen, sondern auch auf einer wirtschaftlichen – bzw. diese Trennung zwischen politischer und wirtschaftlicher Ebene schlicht nicht zu akzeptieren. weiterlesen »

Eine andere Welt ist vorstellbar? Schritte zur konkreten Vision...

Oder: Zur Aufgabe von postkapitalistisch orientierten Linken, am Beispiel des Kampfes in Auto-Multis

Die sich als „Linke“ definierenden Menschen eint ihre Kritik an den kapitalistischen Verhältnissen - und zersplittert sie zugleich: wie analysiert man den heutigen „Kapitalismus“ denn genauer? Und: Was will man wie erreichen?
„Postkapitalistisch orientierte Linke“ fragen nicht nach einem humaner gestalteten, re-formierten Kapitalismus, sondern nach einer nicht auf Verwertung, auf Kapital-akkumulation, sondern allein auf Bedürfnisbefriedigung ausgerichteten Produktionsweise auf der Grundlage demokratischer Absprachen über das Was und Wie der Produktion und der Verteilung der Produkte. „Das ist unrealistisch!“, sagen unsere Kritiker, „zumindest noch in weiter Ferne!“ Zu Recht, und bleibt es auch, solange eine nichtkapitalistische Gesellschaft nicht vorstellbar wird. Solange wir
nicht zumindest gedanklich Schritte dahin machen, die für viele Menschen nachvollziehbar sind und hoffnungsträchtig. Schritte, die mehr Menschen motivieren können zum Mitdenken und Mitgehen. Auf einen „fertigen Plan“ von Experten zu warten, hieße, die „andere Welt“ wieder einer Minderheiten-Elite zu überlassen... Das Aufzeigen und die Kritik des kausalen Zusammenhangs zwischen kapitalistischer Warenproduktion und den immer bedrückenderen sozialen Problemen bleibt gleichzeitig unabdingbare Aufgabe. weiterlesen »

Den Betrieb übernehmen. Einstieg in Transformation? «Besetzen, Widerstand leisten, produzieren»

Internationale Konferenz der Rosa Luxemburg Stiftung in Berlin vom 3.-5. November 2011

Auf der Konferenz diskutieren internationale ExpertInnen über Betriebsübernahmen durch Belegschaften, Vergesellschaftung und Demokratisierung von Wirtschaft und Produktion. Sämtliche Beiträge sind nun als Videomitschnitte online verfügbar (siehe weblinks am Ende dieses Texts)

Als Reaktion auf Neoliberalismus und Wirtschaftskrise(n) sind vielerorts Betriebe besetzt und die Produktion von der Belegschaft übernommen worden (Lateinamerika, USA, GB, Kannada etc.) Produktionsgenossenschaften nehmen zu und bilden internationale Netzwerke, um so eine Solidarische Ökonomie als Teil gesellschaftlicher Transformation zu entwickeln. Das Eigentum an Produktionsmitteln ist eine zentrale gesellschaftliche Machtachse, um die in gesellschaftlichen Transformationsprozessen – innerhalb des Kapitalismus und erst recht über ihn hinaus – gerungen wird. Die Privatförmigkeit der Unternehmen vermittelt alltäglich die Erfahrung, dass demokratische Entscheidungen dem Privateigentum untergeordnet sind. Die Veränderung von Kräfteverhältnissen hängt wesentlich davon ab, wie und ob es gelingt, diese Macht einzudämmen und umzugestalten, die systematische Herstellung von Ungleichheiten zu mindern und Mittel für die freie Entwicklung Aller und eines/r Jeden zu entwickeln. Die Frage von Vergesellschaftung/Verstaatlichung, Forderungen nach Belegschaftseigentum und Selbstverwaltung sind mit der gegenwärtigen Krise mit neuer Vehemenz gestellt worden. weiterlesen »

Wirtschaftsdemokratie und gesellschaftliche Aneignung

Demokratisierung durch gesellschaftliches Eigentum und partizipative Planung

Die 2008 begonnene weltweite Wirtschaftskrise offenbart die Unfähigkeit des finanzdominierten Kapitalismus, ein stabiles Wachstum zu generieren. Die seit Ende der 70er Jahre durchgesetzten neokonservativen und neoliberalen Gegenreformen dienten vor allem dazu, die Klassenherrschaft des Kapitals zu bekräftigen und den Lohnabhängigen eine umfassende Umverteilung des erarbeiteten Reichtums zugunsten der Kapital- und Vermögensbesitzer abzuringen. Seit einigen Jahren, und besonders seit der jüngsten Krise, haben neoliberale Konzepte stark an Glaubwürdigkeit verloren. Zudem haben die sozialliberal gefärbten Modernisierungs-versuche des Kapitalismus Schiffbruch erlitten. Aber auch antikapitalistische und sozialistische Entwürfe haben ihre Glaubwürdigkeit unter weiten Teilen der Lohn- abhängigen in den kapitalistischen Metropolenländern eingebüßt. Die Linke hat das Scheitern der staatlichen Kommandowirtschaften und den Zusammenbruch der mit diesen verbundenen bürokratischen Diktaturen vor zwanzig Jahren noch nicht wirklich verarbeitet. Diese Schwierigkeiten haben einen zögerlichen Suchprozess nach neuen Konzepten ausgelöst. Vermehrt wird wieder über Ideen und Konzepte der Demokratisierung der Wirtschaft diskutiert wird (u. a. Bontrup 2006a; Demirovic 2006; Schuler 2010). weiterlesen »

Von der Commune in die Stadtteile

Zum 100. Jahrestag der Pariser Commune sangen Les Quatre Barbus „La Commune n’est pas morte“.

Weitere 40 Jahre später taucht die Commune wieder auf. Diesmal mit einem Plakat mit demselben Slogan bei den Protesten der Demokratiebewegungen in Griechenland, Ägypten und Spanien.

2011 gilt als Jahr der Revolutionen, Revolten und Umbrüche. Nicht nur im arabischen Raum wurden Diktaturen mehr oder weniger erfolgreich gestürzt, auch in Europa wandten sich große Teile der Bevölkerung gegen ihre Regierungen. weiterlesen »

Richard Müller: Eine Geschichte der Novemberrevolution

Buchtipp

Bis heute wird über Ergebnisse und Möglichkeiten der Novemberrevolution 1918/1919 gestritten. Nicht selten dominiert dabei die Erzählung eines Kampfes zwischen demokratischer Republik oder „Rätediktatur“. Die eigentlichen Akteure der Revolution, Soldaten und Matrosen, Arbeiter und Arbeiterinnen, kommen in diesem Geschichtsbild nicht vor. weiterlesen »

Solidarische Ökonomie und betriebliche Selbstverwaltung

Das Beispiel der Usina Catende in Pernambuco, Brasilien

Zwischen EigentümerInnen und Beschäftigten eines Betriebes klafft meist eine große Lücke hinsichtlich ihrer Einflussmöglichkeiten auf die Gestaltung der Lebens- und Arbeitsbedingungen. Während die Besitzenden meist in leitenden Funktionen wieder zu finden sind, bleiben die Ausführenden traditionell in einem Abhängigkeitsverhältnis gefangen, das ihnen nur wenig Beteiligung und Autonomie ermöglicht. weiterlesen »