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German01/08/11
Die DDR-Geschichtsschreibung zur Novemberrevolution 1918/19 ist jüngst von Mario Kessler einer kritischen Analyse unterzogen worden, wobei die relevante Forschung in der alten Bundesrepublik nur relativ kurz angesprochen wird. Diese wird umfassend und vergleichend, allerdings teilweise unsystematisch unter Vernachlässigung der Zeitschriftenliteratur, in einer gerade veröffentlichten ideenreichen Studie von Werner Bramke behandelt.[1] Die Standardwerke von Autoren der alten Bundesrepublik wie z. B. von Eberhard Kolb, Susanne Miller oder Heinrich August Winkler – wesentliche neuere Untersuchungen gibt es noch nicht[2] – sind dadurch gekennzeichnet, dass sie die Rolle der linkssozialistischen Kräfte, die eine Massenaktion mit Regierungsumsturz und Errichtung einer sozialen Republik vorbereiteten (Revolutionäre Obleute, Spartakusgruppe und weitere Teile der linken USPD), als weitgehend belanglos beurteilen bzw. sogar negieren. Diese Aussagen sollen hier im Rahmen einer detaillierten Analyse der politischen Vorgänge in den Tagen um den 9. November 1918 auf ihre Schlüssigkeit überprüft werden und ggf. revidiert werden. Dabei konzentriert sich die folgende Studie auf die Vorgänge in der Reichshauptstadt. Denn wie Susanne Miller zutreffend formuliert hat: „Entschieden wurde das Schicksal der Revolution in Berlin.“[3]
Die propagandistische Revolutionsabwehr durch die MSPD
Am 6. November 1918 traf sich in Berlin eine aus Mitgliedern der MSPD-Reichstagsfraktion und der Generalkommission der Freien Gewerkschaften bestehende Delegation mit dem 1. Generalquartiermeister Wilhelm Groener, dem Nachfolger Ludendorffs, um dem General die Dringlichkeit einer Abdankung des Kaisers vor Augen zu führen. Denn dessen Verbleiben wurde von einem Großteil der Bevölkerung, insbesondere der Arbeiterschaft, als Friedenshindernis angesehen. Nur so sei „ein Übergang der Massen in das Lager der Revolutionäre und damit die Revolution“ aufzuhalten, wie der Fraktions- und Parteivorsitzende Friedrich Ebert betonte. Selbst die dem rechten Flügel der SPD angehörenden Abgeordneten Eduard David und Albert Südekum plädierten eindringlich im Sinne Eberts. Mitten in der Besprechung kam der seit Anfang Oktober der Regierung des Prinzen Max von Baden angehörende Staatssekretär Philipp Scheidemann (MSPD) nach einem Telefongespräch außerhalb des Sitzungsraumes „kreidebleich, vor Aufregung am ganzen Körper zitternd, wieder herein, und unterbrach den Abgeordneten David mit den Worten: ’Die Abdankungsfrage steht jetzt gar nicht mehr zur Diskussion. Die Revolution marschiert. Eben habe ich die Nachricht erhalten, dass zahlreiche Kieler Matrosen in Hamburg und Hannover die öffentliche Gewalt an sich gerissen haben. Das bedeutet: Die Revolution!’ Er schloss mit den Worten: ‚Meine Herren jetzt gilt es nicht mehr zu diskutieren, jetzt gilt es zu handeln. Wir alle wissen nicht, ob wir morgen noch auf diesen Stühlen sitzen werden.’“ Im Gegensatz zu dem durch momentane Eindrücke leicht zu beeinflussenden Scheidemann reagierte Ebert „mit unerschütterlicher Ruhe. Er erklärte, noch sei nichts entschieden.“[4] Die Mehrheitssozialdemokraten setzten alles daran, die überraschend in den Küstenstädten spontan ausgebrochenen revolutionären Aktionen der Matrosen und Soldaten, denen sich die Arbeiter angeschlossen hatten, sich nicht weiter ausbreiten, vor allem nicht auf Berlin übergreifen zu lassen und die revolutionäre Welle von der Reichshauptstadt fern zu halten.Das gleiche Interesse äußerten politische Vertreter des Bürgertums. „Der Ausbruch der Revolution in Berlin ist entscheidend!“, notierte der Staatssekretär und liberale Politiker Conrad Haussmann am 8. November in sein Tagebuch und meinte gleichzeitig, die Mehrheitssozialdemokraten hätten es in der Hand, „ob die Arbeiter zu Hause bleiben oder auf die Straße gehen.“[5] Und der Fraktionsvorsitzende der Nationalliberalen Partei im Reichstag Gustav Stresemann äußerte im Interfraktionellen Ausschuss, einem informellen Koordinationsgremium der bürgerlichen Reichstagsfraktionen unter Einschluss der MSPD, am 7. November: „Solange Berlin noch hält, ist Hoffnung vorhanden, dass die Dinge noch lokalisiert werden können.“ Stresemann war sich gleichzeitig bewusst, dass die bürgerlichen Parteien den Mehrheitssozialdemokraten Konzessionen einräumen müssten, damit diese den Arbeitern Erfolge vorweisen und sie ruhig stellen konnten.[6]
Nachdem Anfang November die Marinemeuterei in Kiel nicht eingedämmt werden konnte und sich zu einer - zunächst noch lokalen - Machtübernahme durch die Aufständischen ausgeweitet hatte, übernahm die MSPD wie selbstverständlich eine Reihe von beruhigenden Maßnahmen. Ihr Reichstagsabgeordneter Gustav Noske wurde nach Kiel geschickt, um die Bewegung wieder in den Griff zu bekommen, was den zuständigen Militärs nicht gelungen war.[7] Am 4. November wurde in dem in Berlin erscheinenden Zentralorgan der Partei Vorwärts ein Aufruf des Parteivorstandes gegen die auf Flugblättern und durch Mundpropaganda verbreiteten Aufforderungen zu Streiks und Demonstrationen veröffentlicht. Die Mehrheitssozialdemokraten hätten seit ihrem Eintritt in die Regierung mit dazu beigetragen, dass ein Angebot für einen Waffenstillstand und für einen Frieden hinausgegangen sei, dass das gleiche Wahlrecht für Preußen durchgesetzt worden sei (was nicht zutraf), dass dem Reichstag die eigentliche Zentralgewalt im Reiche verschafft und das persönliche Regiment (gemeint: des Kaisers) abgeschafft, die Unterstellung der Militärgewalt unter die Zivilgewalt erfolgt, die Press- und Versammlungsfreiheit „erweitert“ [!!!] und die Befreiung von Liebknecht und vielen anderen Inhaftierten erreicht worden sei. Nach der Forderung Scheidemanns, der Kaiser möge zurücktreten, schwebten darüber Verhandlungen, die nicht gestört werden dürften. Zwar könnte eine Situation aufkommen, „wo Ihr Euer Wort in die Waagschale der Entscheidung werfen mögt. Jetzt aber gilt es ruhig Blut und Disziplin [!!!] zu wahren … je geschlossener Ihr unsere Aktion unterstützt, desto früher werden alle militärischen Einziehungen und sonstigen Maßnahmen, die Euch beunruhigen, wieder rückgängig gemacht werden, desto sicherer werden wir zu einem dauernden Frieden gelangen…“[8] Dieser Appell enthielt mehrere unwahre und halbwahre Angaben über von der Mehrheitssozialdemokratie vorgeblich erreichte Erfolge. Teilweise waren die Formulierungen auch nur für politisch Informierte, aber nicht für das Gros der Arbeiterinnen und Arbeiter verständlich. Die zentrale Botschaft war aber deutlich: Nur bei Vermeidung einer revolutionären Entwicklung würde es zu Frieden und Demokratie kommen.
Nachdem der Vorwärts am 5. November eine Proklamation der Regierung mit einem Appell an die Bevölkerung, Ruhe und Ordnung zu bewahren, in großer Aufmachung auf der Titelseite veröffentlicht hatte, hielt der MSPD-Vorstand bereits am 6. November die Herausgabe eines weiteren Aufrufes an die Arbeiter und Arbeiterinnen für erforderlich. Darin stellte er einen nahen Frieden und eine baldige Fortführung der Demokratisierung in Aussicht und warnte noch eindringlicher als in der Erklärung vom 4. November „vor Zersplitterung, vor Arbeiter-Bruderkrieg und vor den Ratschlägen unverantwortlicher Elemente, die Euch zu unbesonnenem Losschlagen gegen Euer eigenes Interesse verleiten wollen.“ Vielmehr wurde für einen massenhaften Beitritt zur Partei und zu den Gewerkschaften geworben. „Keine russischen Zustände [!!!], sondern das ganze geschlossen vorwärts zu den Zielen der Demokratie und des Sozialismus!“ Am 7. November folgte - wieder auf der Titelseite des Vorwärts – eine „Mahnung des Reichskanzlers an das deutsche Volk“ mit einem Appell zur „Aufrechterhaltung der bisher gewahrten Ordnung in freiwilliger Manneszucht“ als Voraussetzung für die bevorstehenden Waffenstillstandsverhandlungen. Neben diesem Aufruf des Reichskanzlers wurde die Forderung von Parteiausschuss und Reichtagsfraktion nach schnellem Abschluss des Waffenstillstandes, Amnestie für militärische Vergehen (also im Rahmen der revolutionären Vorgänge) und Demokratisierung der Regierungen im Reich und in den Bundesstaaten abgedruckt. In der Kaiserfrage unterstützten die Gremien die Parteileitung und erwarteten von der Reichsregierung eine schnelle Lösung. Mit der obersten Schlagzeile auf dem Titelblatt „Das Ende des Weltkrieges“ in besonders großen Buchstaben suggerierte die MSPD-Zeitung, dass der ersehnte Waffenstillstand schon erreicht sei. [9]
Nicht nur über die Parteipresse, sondern auch über den direkten Kontakt zu ihrer Basis versuchten die mehrheitssozialdemokratischen Parteiführer auf die Arbeiterschaft beruhigend einzuwirken. Die Verbindung der mehrheitssozialdemokratischen Parteiführung zu ihren Funktionären und Mitgliedern in den Berliner Betrieben war nach dem großen Munitionsarbeiterstreik vom Januar, Februar 1918 deutlich gepflegt und verstärkt worden[10] und wurde vor allem durch Ebert bei der Zuspitzung der innenpolitischen und militärischen Situation ab Mitte Oktober nochmals intensiviert. Durch diese gute Kommunikation war die Parteiführung über die Stimmung in den Betrieben jeweils auf dem neuesten Stand, konnte schnell und angemessen reagieren und relativ wirkungsvoll über die eigenen Betriebsleute direkt beruhigend auf die Belegschaften einwirken. Der mehrheitssozialdemokratische Staatssekretär Scheidemann schrieb deshalb im engeren Kriegsrat der Regierung am 7. November seinem Parteivorsitzenden das Verdienst der Verhinderung eines Aufstandes in Berlin zu: „Dem außerordentlich geschickten Eingreifen des Abgeordneten Ebert ist es die letzten Abende [!!!] noch gelungen, die Massen ruhig zu halten.“[11] Ebert selbst hatte in der SPD-Fraktionssitzung am 6. November über seine Aktivitäten berichtet: „Konferenz mit Betriebsvertr[auensmännern] hat Putsch am 4.11. currentis verhütet.“ Die Betriebsmänner hatten allerdings ihre große Besorgnis wegen des Stillstandes in der Abdankungsfrage und wegen der massenhaften Einberufungen der jüngsten Jahrgänge zur Armee vorgebracht. Wie aus den Aufzeichnungen über die Fraktionssitzung am 7. November hervorgeht, wurde nunmehr auch die Leitung der Berliner Parteiorganisation zu den Beratungen hinzugezogen und damit die Basisbeteiligung in Berlin noch verstärkt.[12] Dies war insofern von Bedeutung, als die Berliner MSPD-Organisation nach ihrer erheblichen Schwächung durch die Gründung der USPD im April 1917, wieder erstarkt war, was sich am deutlichsten bei dem Gewinn von Reichstagsnachwahlen für die mehrheitssozialdemokratischen Kandidaten im März und Oktober 1918 in Wahlkreisen von Groß-Berlin gezeigt hatte.[13] Als Ergebnis all dieser propagandistischen Bemühungen gab der MSPD-Staatssekretär Gustav Bauer auf einer Besprechung im Innenministerium am 7. November eine zuversichtliche Einschätzung der innenpolitischen Lage ab: „Die Mehrheit der Sozialdemokratie habe beruhigend gewirkt. Deshalb sei für Berlin nichts zu befürchten. Vertrauensleute der größeren Betriebe seien zur Ruhe ermahnt [!!!] worden und wären mit dem Versprechen in ihre Fabriken gegangen, dort ihrerseits für die Aufrechterhaltung der Ordnung [!!!] zu sorgen.“[14]
Da die Unruhe in den Berliner Betrieben wegen der immer noch ungewissen Friedensaussichten offensichtlich weiter zunahm, stellten die Mehrheitssozialdemokraten am frühen Abend des 7. November zunächst ultimativ bis zum Mittag des 8. November 5 Forderungen, wobei später die Frist bis zum Abschluss des Waffenstillstandes verlängert wurde. Zum einen wurde - erneut – die Abdankung des Kaisers und - zusätzlich - des unbeliebten Kronprinzen verlangt sowie die Aufhebung des Verbots der für denselben Abend angesetzten USPD-Versammlungen, die „Anweisung an Polizei und Militär zur äußersten Besonnenheit“, die „Verstärkung des sozialdemokratischen Einflusses in der [Reichs-]Regierung“ (also mehr SPD-Vertreter) und die „Umgestaltung des [fast ausschließlich konservativ besetzten] preußischen Kabinetts im Sinne der Mehrheitsparteien des Reichstages“.[15] Während sicherlich die meisten Forderungen, insbesondere die nach der Abdankung des Kaisers, allgemein begrüßt wurden, musste ein aufmerksamer Leser die Punkte Versammlungsverbot – wegen des Ablaufdatums – und des Verhaltens von Militär und Polizei – wegen der verstärkten Militärpräsenz in der Reichshauptstadt – als wenig glaubwürdig auffassen.
Insgesamt wird deutlich: Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands hat in den Tagen vor dem 9. November ihre gesamte propagandistische und organisatorische Kraft eingesetzt, um einen Ausbruch der Revolution in Berlin zu verhüten. Unter Ausnutzung ihrer Position als einziger Machtfaktor, der noch einen mäßigenden Einfluss auf die Arbeiterschaft besaß, wurden gleichzeitig die Forderungen der MSPD-Führung an die kaiserliche Regierung nach Liberalisierung und Demokratisierung inhaltlich immer weitreichender und dringlicher erhoben. Damit war auch die Hoffnung der Parteileitung verbunden, dass die revolutionäre Stimmung mit Hilfe radikalerer Forderungen gedämpft werden könnte. Sehr treffend hat der SPD-Staatssekretär Scheidemann im Kriegsrat am 7. November diese mehrheitssozialdemokratische Politik gekennzeichnet, als seine Regierungskollegen ihm auf die Vorhaltungen wegen dieser relativen Radikalisierung machten: „Sie, meine Herren, und der Herr Reichskanzler müssen doch einsehen, dass wir alles getan haben, was wir tun konnten, um die Massen bei der Stange zu halten.“[16]
Die militärische Revolutionsabwehr
Der preußische Kriegsminister Generalleutnant Scheüch hatte am 4. November eine Stabsstudie mit Maßnahmen zur Unterdrückung von Unruhen an die Militärsbefehlshaber überbringen lassen und ihnen gleichzeitig telefonisch Anweisung erteilt, die dort aufgeführten Schritte als verbindlich zu verstehen, wobei sie „vor Schusswaffengebrauch zur gewaltsamen Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung nicht zurückschrecken dürften.“[17] Im Kriegskabinett am 6. November informierte Scheüch über Truppenverlegungen nach Berlin und in die Umgebung. „Telegraphenamt und Lichtzentralen und Behörden werden militärisch besetzt werden.“ Es handele sich um „sichere Regimenter.“[18] Im Gesamtkabinett am 7. November erwähnte Scheüch noch weitere Vorbereitungen: „Die Stadt ist in Reviere eingeteilt, je ein Bataillon in Häusern unauffällig verteilt… Die Militärtruppen genügen, um einen Aufruhr niederzuschlagen, wenn das Militär sicher ist.“[19]Der Oberkommandierende in den Marken Generaloberst von Linsingen ließ entsprechend den Planungen des Kriegsministeriums unter dem Stichwort „Streikabwehr“ am 6. November in Berlin alle wichtigen Punkte von Militär besetzen, außerdem auf den Bahnhöfen der Stadt und auf den Strecken nach Hamburg und Hannover die Bahnhofswachen verstärken, um anreisende Matrosen und verdächtige Soldaten von der Reichshauptstadt fernzuhalten. Verstärkte Patrouillen in den Straßen sollten die dennoch nach Berlin durchgekommenen Matrosen verhaften. Zwar wurde die harte Haltung gegenüber den Matrosen nicht von allen Militärs im Berliner Raum durchgehalten,[20] doch waren offenbar die eingetroffenen Matrosen von den repressiven Maßnahmen so stark beeindruckt, dass sie nicht mit der Unbefangenheit und Respektlosigkeit gegen die wachhabenden Soldaten und Truppen vorgingen wie auf ihrem revolutionären Siegeszug in den norddeutschen und westdeutschen Städten. Die Matrosen konnten deshalb in Berlin nicht als Katalysatoren für eine revolutionäre Entwicklung wirken wie an anderen Orten. In den Straßen Berlins dauerte die sichtbare militärische Präsenz bis zum Mittag des 9. November an.
Am 7. November wies von Linsingen den Berliner Polizeipräsidenten an, die für den Abend angesetzten USPD-Versammlungen zu verhindern. Gleichzeitig erließ er ein Verbot von Arbeiter- und Soldatenräten. Auf dem Lehrter Bahnhof eintreffende 300 Matrosen wurden verhaftet und in einer Kaserne gefangen gehalten. Um befürchtete weitere Matrosentransporte zu verhindern, ordnete von Linsingen zunächst die Unterbrechung der Bahnlinien aus Hannover und Hamburg, am Nachmittag sogar des gesamten Personenverkehrs mit Ausnahme von aus Berlin weggehenden Urlauberzügen an, wobei am Vormittag des 8. November die Gesamtsperrung wieder zurückgenommen wurde und nur die Strecken nach Hamburg und Hannover unterbrochen blieben. Matrosen, die dennoch die Reichshauptstadt erreichten, wurden in größerer Anzahl gefangen gesetzt. Gegen Abend des 7. November befahl der Oberkommandierende in den Marken sogar die Einstellung des gesamten privaten und geschäftlichen Telefon- und Telegrafenverkehrs.
In einer Besprechung mit von Linsingen am Abend des 7. November erhob der Reichskanzler gegen das Verbot der USPD-Versammlungen Einwände, fand sich aber damit ab, als von Linsingen erklärte, dies sei im Einverständnis mit dem Kriegsminister erfolgt. Auch Scheidemann beließ es auf einer Sitzung des Kriegskabinetts am 7. November zunächst einmal bei einem einfachen Protest gegen das Versammlungsverbot, obwohl im am Abend des 7. November der Reichskanzlei übergebenen Ultimatum der SPD die Aufhebung der Maßnahme gefordert wurde, für eine Rücknahme viel zu spät. Am Morgen des 7. November hatte von Linsungen dem Kriegsminister Scheüch sogar angekündigt, er würde „bei Ausbruch von Unruhen im Einvernehmen mit dem Polizeipräsidenten verschiedene Personen, die für die Revolution von Bedeutung seien, festnehmen lassen…,“ wozu Scheüch sein Einverständnis gab.[21]
Die bedrückende Stimmung in der Reichshauptstadt, die durch die sichtbaren militärischen Maßnahmen geschaffen worden war, wurde auf der Zensurbesprechung der Berliner Journalisten am 8. November mit den zuständigen Vertretern der Militär- und weiterer Behörden deutlich, eine seit Kriegsbeginn täglich durchgeführte Veranstaltung zur Ausgabe und Erläuterung der aktuellen Zensuranweisungen. Mehrere Pressevertreter übten scharfe Kritik daran, dass sie die Bevölkerung nicht umfassend über die Unruhen und die damit verbundenen Gefahren informieren könnten, weil sie nur geschönte offizielle Berichte erhielten. „Von den Vorgängen weiß ein großer Teil der Bevölkerung, z. B. der Berliner, noch nichts oder ahnt sogar nichts, weil noch immer eine Zensur geübt wird, die gegenüber den heutigen Zuständen geradezu skandalös ist.“ Dies sei insbesondere angesichts der von den Parteien der Regierung des Prinzen Max von Baden propagierten Fortschritte in Richtung Demokratisierung unverständlich, meinte der Herausgeber der Welt am Montag Hellmut von Gerlach. Deshalb müsste die Presse eigentlich erklären, es sollten sich alle über die Zensurbestimmungen hinwegsetzen. Demgegenüber betonte der Vertreter des Oberkommandos in den Marken den Ernst der Lage, sah sich aber aus dienstlichen Gründen außerstande, dazu Einzelheiten anzugeben. Flehentlich bat er die Pressevertreter, sich an die Zensurvorgaben zu halten und die Autorität der Militärbehörde zu achten. „Seien Sie sich darüber klar, es wird in wenigen Tagen der Zeitpunkt kommen, wo Sie alle ohne Ausnahme in diesem Saal das lebhafte Interesse daran haben, dass diese Autorität, die Sie jetzt angreifen zu können glauben, am Platze ist. Sonst wird man nicht nur über uns, sondern über Sie alle mit uns zur Tagesordnung übergehen.“
Die Anordnung des Oberkommandierenden in den Marken von Linsingen, alle auf Urlaub oder auf der Durchreise in Berlin weilenden Offiziere sollten sich bei der Stadtkommandantur melden, wurde von zwei Journalisten hinterfragt. Es wäre der Verdacht in der Bevölkerung aufgekommen, diese Offiziere sollten eine besondere Garde bilden und auf die Bewohner schießen. Dieser Aufruf hätte „außerordentlich böses Blut“ hervorgerufen.[22] Tatsächlich hatte es bei den Militärs entsprechende Gedankenspiele gegeben, die zwar zu dieser Anordnung und zur Meldung von 1.000 Offizieren bei der Stadtkommandantur führten, aber wegen des Planungs- und Kompetenzwirrwarrs der letzen vorrevolutionären Tage im Sande verliefen.[23] Eine Verwirklichung hätte höchstwahrscheinlich zu einem Bürgerkrieg in der Reichshauptstadt geführt.
Vor allem hatten die Journalisten unter der vollständigen Unterbrechung der Kommunikationswege zwischen Berlin und der Provinz zu leiden. „Berlin ist nun plötzlich von allem Telephon-, Telegraphen- und Eisenbahnverkehr vollkommen abgeschnitten.“ Diese Klage brachte der Chefredakteur der Vossischen Zeitung Georg Bernhard gegenüber den zuständigen Beamten vor und verlangte, genauso wie fast alle anwesenden Journalisten, eine sofortige Wiederherstellung der telefonischen und telegrafischen Kommunikationsmöglichkeiten für die Zeitungen. Die Redakteure konnten seit dem Vorabend 23 Uhr keinerlei Nachrichten mehr von außerhalb empfangen oder nach außen absenden. Die Pressevertreter rannten mit ihrem Verlangen nach Rücknahme der Telefon- und Telegrafenunterbrechung bei den Behördenvertretern gegen eine Gummiwand. Der zuständige Offizier des Oberkommandos in den Marken erklärte mehrfach seine Bereitschaft, sich bei seinen Vorgesetzten für eine Aufhebung der Maßnahme – jedenfalls für die Pressevertreter - einzusetzen und versuchte – auf Drängen der Journalisten –, noch während der Besprechung vergeblich entsprechende Telefonate zustande zu bekommen. Beamte anderer Behörden schlugen vor, einen Beirat aus Presse- und Behördenvertretern zu bilden oder Kontakte zu politischen Repräsentanten zu nutzen, also eine Lösung auf die lange Bank zu schieben. Eine baldige Aufhebung der Kommunikationssperre wurde von den Behördenvertretern mehrfach in Aussicht gestellt. Doch kurz vor Schluss der Besprechung meldete der Redakteur der Kölnischen Zeitung Wiesner: „Ich erfahre soeben, dass die Absperrung der Presse nach außen wieder verschärft worden ist.“[24]
Das absurde Schauspiel dieser Pressezensurbesprechung in den letzten Stunden des Kaiserreichs spiegelt die verzweifelten Versuche der alten Machthaber wider, die Revolution von der Reichshauptstadt fernzuhalten. Trotz der von der Regierung des neuen Reichskanzlers Max von Baden und insbesondere von den Mehrheitssozialdemokraten herausgestellten Fortschritte in der Demokratisierung im Rahmen der am 26. Oktober im Reichstag verabschiedeten Verfassungsänderung hatte sich nicht nur für die linkssozialistische Arbeiterschaft, sondern auch für die bürgerlichen Journalisten nichts an der innenpolitischen Situation verändert. Die Macht der Militärs schien noch immer ungebrochen.
Die verunsicherten Revolutionäre
Die Hauptträger des politischen Massenstreiks vom 28. Januar bis 5. Februar 1918 mit über 400.000 Streikenden allein in Berlin mit der Forderung nach Frieden ohne Annexionen und einer Demokratisierung des Staates waren die oppositionellen Betriebsvertrauensleute des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes (DMV) mit ihrem informellen Anführer Richard Müller, Branchenleiter der Dreher. Dieser Kreis von kritischen Funktionären im Berliner Verband des DMV (später in der Novemberrevolution 1918 als ‚Revolutionäre Obleute’ bekannt geworden), die selbst in den Fabriken arbeiteten und dort verankert waren, hatte sich bei den üblichen Gesprächen in Lokalen nach den offiziellen Gewerkschaftssitzungen als Gleichgesinnte zusammen gefunden. Zwar gab es im Laufe des Krieges durchaus eine gewisse Fluktuation bei den Teilnehmern, doch blieb dies eine verschworene Gemeinschaft, in der die in den Betrieben übliche Kollegialität und Solidarität die Grundlage ihres Verhaltens bildete. Politisch standen die Obleute auf dem linken Flügel der USPD, nahe der Spartakusgruppe, waren aber auf Grund ihrer Verankerung in den Fabriken pragmatisch orientiert und traten selbstbewusst und autonom auf. Dennoch suchten sie bei der Planung und vor allem bei der Durchführung der von ihnen initiierten Massenaktionen Unterstützung bei den Unabhängigen Sozialdemokraten und Spartakus.[25]Trotz der massiven Repressionsmaßnahmen der Militärbehörden gegen viele Teilnehmer des Massenstreiks im Januar 1918 und der damit verbundenen Schwächung des gesamten linkssozialistischen Lagers begannen die linken Obleute ungefähr ab Mai 1918 nach einer Phase der internen Neuorganisation unter der Führung des Klempners Emil Barth, des Nachfolgers von Richard Müller, die nächste Massenaktion zu planen, diesmal als eine von den Arbeitermassen getragene bewaffnete revolutionäre Erhebung zur Erreichung von Frieden und Demokratie. Der Aufstandsplan sah einen Massenstreik und bewaffnete Demonstrationszüge von den Betrieben in den Vororten und Außenbezirken in Richtung Innenstadt vor, mit anschließender Besetzung aller wichtigen öffentlichen Gebäude. Die Bewaffnung der Arbeiter sollte in erster Linie für die Auseinandersetzungen mit der als absolut kaisertreu eingeschätzten Polizei dienen, möglichst schon mit abschreckender Wirkung auf die Polizisten. Damit sollte beim Zusammentreffen mit der Polizei den streikenden und demonstrierenden Arbeitern das Gefühl der Wehrlosigkeit genommen werden, das sie oft genug bei früheren Aktionen erfahren hatten. Bei den in Berlin stationierten Truppen hoffte man unter dem Eindruck der erwarteten Massenbeteiligung auf ein Überlaufen zu den Demonstranten. Die Bewaffnung wurde als unabdingbare Voraussetzung für ein Gelingen des Massenaufstandes angesehen. Unter der Führung von Barth und den bald hinzukommenden USPD-Politikern Ernst Däumig, dem amtierenden Parteisekretär, und dem schon bei früheren Massenaktionen sich in vorderster Front engagierenden Reichtagsabgeordneten Georg Ledebour sowie dem Mitglied des Berliner USPD-Vorstandes Gustav Laukant gelang es, die Organisation in den Berliner Fabriken zu festigen und auszubauen, die Waffenbeschaffung zu organisieren und auch feste Kontakte zu anderen Städten und Regionen im Reich zu knüpfen.[26] Allerdings rechnete die Führung der revolutionären Obleute noch Anfang September 1918 damit, dass eine für den Aufstand günstige militärische und innenpolitische Situation erst im Januar 1919 entstehen würde.[27]
Selbst im Oktober schien offensichtlich noch keine ausreichende revolutionäre Stimmung in der Berliner Arbeiterschaft vorhanden zu sein, wie der russische Botschafter in Berlin Adolphe Joffe am 13. Oktober 1918 an Lenin nach Moskau berichtete: Die Liberalisierungsmaßnahmen der neuen deutschen Regierung unter Reichskanzler Max von Baden und die Revolutionsdämpfung durch die Mehrheitssozialdemokraten hätten Wirkung erzielt, so dass nicht nur die MSPD, sondern auch das deutsche Proletariat gegen eine Revolution wären. „ … und deshalb kann man auf die deutsche Revolution in nächster Zeit nicht hoffen.“[28] Und am 19. Oktober stellte Joffe fest: „Es ist zweifellos so, dass die Scheidemann-Leute [die MSPD] immer noch die große Popularität haben.“ Das hätte sich gerade bei Nachwahlen zum Reichstag in Berlin gezeigt, wo die MSPD 2/3, die USPD nur 1/3 der Stimmen erhalten habe.[29]
Die Spartakusgruppe, die im Januarstreik 1918 mit den linken Obleuten zusammengearbeitet hatte, war durch Verhaftungsaktionen Ende März und Mitte August 1918 weitgehend zerschlagen worden. Da bei der letzten Polizeiaktion auch das gesamte Adressenmaterial der Spartakisten den Behörden bekannt geworden war, schätzte die Politische Polizei Ende September 1918 die Revolutionsgefahr für gering ein.[30] Eine zusätzliche negative Folge dieser Verfolgungen für die Spartakusgruppe und auch für die Stoßkraft der gesamten revolutionären Linken, bestand darin, dass die Obleute - wahrscheinlich schon ab April 1918, spätestens im August - alle Kontakte zu den Spartakisten abgebrochen hatten, da diese zu stark von der Politischen Polizei beobachtet wurden.[31] Nachdem der amnestierte Karl Liebknecht[32] am 23. Oktober aus dem Zuchthaus in Luckau nach Berlin zurückgekehrt war, wurde die Zusammenarbeit mit Vertretern der Spartakusgruppe wieder aufgenommen. In den gemeinsamen Sitzungen seit dem 26. Oktober forderten die Spartakisten Liebknecht, Ernst Meyer und ab 28. Oktober auch der aus Holland zurückgekehrte Wilhelm Pieck auf allen Treffen, sich steigernde Aktionen einzuleiten, von Versammlungen über Demonstrationen und Streiks bis zum Aufstand. Die Obleute dagegen waren auf ihren Plan einer einmaligen revolutionäre Massenaktion fixiert und lehnten die Spartakus-Vorschläge immer wieder ab. Auf Grund all dieser Zögerlichkeiten der deutschen Linkssozialisten gab der voll informierte russische Botschafter am 28. Oktober 1918 erneut eine pessimistische Prognose ab: „Je mehr ich die Ereignisse hier betrachte, umso mehr komme ich zu der Überzeugung, dass die Revolution hier in Deutschland sich verspätet und auf jeden Fall eine Frage von Monaten ist.“ Nur falls die nationale Verteidigung und eine Militärdiktatur ausgerufen werde, würde es schnell zur revolutionären Explosion kommen.[33]
Diese realistische Einschätzung des russischen Botschafters fand ihre Entsprechung in der Beurteilung durch linkssozialistische deutsche Genossen. Als die Arbeiterinnen und Arbeiter zwar Karl Liebknecht am 23. Oktober 1918 auf dem Anhalter Bahnhof einen begeisterten Empfang bei seiner Rückkehr aus dem Zuchthaus bereiteten, aber dennoch bei ihrer anschließenden Demonstration zum Berliner Prachtboulevard Unter den Linden vor den Säbeln der Polizei zurückwichen, klagte der zur Spartakusführung gehörende Hermann Duncker, der als Kundgebungsteilnehmer Augenzeuge geworden war, in einem Brief an seine Tochter: „Aber die Schutzmannskette ist noch psychologisch [im Original: psychisch] völlig ungerissen.“[34] Und am 5. November, als trotz der sich von den Küstenorten ausbreitenden revolutionären Massenaktionen in anderen Teilen Deutschlands, trotz der Versammlungsverbote in Berlin und der Ausweisung der Russischen Botschaft keine Reaktion der Berliner Arbeiterschaft erfolgte, machte H. Duncker seiner Enttäuschung Luft: „Und was werden die Berliner tun? - Nichts! - Es kann einen Hund jammern.“[35] Die Spartakusgruppe selbst hatte aufgrund ihrer extremen personellen Schwäche infolge der zahlreichen Inhaftierungen und Einberufungen keine Möglichkeit die Revolutionierung maßgeblich voranzutreiben. So musste ein anderer Spartakusführer, Paul Levi, am 5. November 1918 in einem Schreiben an R. Luxemburg resignierend feststellen, dass „uns ja augenblicklich jeder Mechanismus fehlt, der selbständig Massen in Bewegung setzen könnte …“ [36]
Am Sonnabend, dem 2. November, sollte in den Gremien der Revolutionären Obleute die Entscheidung über den Termin des Aufstandes fallen. Am Vormittag kamen die führenden Obleute mit den Vertretern des USPD-Parteivorstandes, darunter der Vorsitzende Hugo Haase, und den Spartakusführern Liebknecht und Pieck zusammen, um den Aufstandsplan und den Text eines Aktionsaufrufs zu besprechen. „Alle Teilnehmer der Sitzung waren sich einig, dass am Montag, dem 4. November, losgeschlagen werden sollte. Der Gen. 1 [Wilhelm Pieck] übernahm die Drucklegung des Aufrufs zu besorgen.“[37] Auf der Sitzung am Abend mit den Vertretern der Betriebe plädierte als erster Redner Barth „mit Entschiedenheit für die geplante Aktion“ und schlug vor, zunächst die jetzt anwesenden Betriebsobleute sprechen zu lassen. Doch diese berichteten mehrheitlich, dass „die Stimmung noch nicht gut genug“ sei. „Es waren geradezu niederschmetternde Berichte …“ Nunmehr erklärten sich Hugo Haase, Wilhelm Dittmann und sogar Richard Müller „mit aller Beredsamkeit gegen die Aktion am Montag [4.11.]“ und schlugen eine Verlegung um eine Woche mit neuem vorherigem Beratungstermin am 6. November vor. Die Spartakusvertreter griffen auf ihre früheren Vorschläge mit einer einleitenden Aktion zurück, die je nach herrschender Stimmung gesteigert werden sollte. Dies wurde erneut von Barth, Ledebour und Richard Müller abgelehnt und als „Revolutionäre Gymnastik“ abqualifiziert. Obwohl sich Ledebour „energisch für die sofortige Aktion“ einsetzte, stimmten die Vertreter der Betriebe mit 22 zu 19 gegen den Termin 4. November und votierten für den 11. November mit vorheriger Beratung am 6. November. Auf Grund der Berichte aus den Fabriken herrschte „eine geradezu katzenjämmerliche Stimmung“, charakterisierte Pieck in seinen Erinnerungen die Atmosphäre dieser Sitzung.[38]
Es ist anzunehmen, dass bereits vor dem 2. November oder an diesem Tage, von der mehrheitssozialdemokratischen Parteiführung initiiert, in den Fabriken eine intensivierte mündliche Agitation der MSPD-Betriebsobleute einschließlich der Verbreitung von Erklärungen des mehrheitssozialdemokratischen Parteivorstandes in Flugblättern und Zeitungen stattgefunden und erfolgreich, d. h. beruhigend, gewirkt hat. Darauf deuten die Formulierungen Eberts in seinem Bericht vor der Fraktion am 6. November und die des MSPD-Staatssekretärs Gustav Bauer am 7. November in einer Sitzung beim Innenministerium hin, ebenso die Aussage des Parteivorstandsmitgliedes und MSPD-Reichstagsabgeordneten Hermann Müller, ihre Betriebsmänner hätten seit dem Januarstreik mit den linkssozialistischen Obleuten „Tag für Tag Auseinandersetzungen über die zur Herbeiführung des Friedens und der Demokratisierung Deutschlands einzuschlagende Taktik“ geführt.[39] Aus einer anderen Formulierung Eberts auf der Fraktionssitzung am 9. November morgens geht hervor, dass von Seiten der Parteiführung „in diesen Tagen [vor dem 9.11.] regelmäßig … Besprechungen mit Vertretern der Genossen in den Berliner Betrieben“ abgehalten wurden,[40] d. h., dass damit ein sehr breites Spektrum an Propagandisten für den mehrheitssozialdemokratischen Standpunkt in den Fabriken tätig war. Wie sich an der Entscheidung über den verschobenen Aufstandstermin zeigt, hatten die Mehrheitssozialdemokraten auf Grund intensiver Bemühungen in den Betrieben in den vorrevolutionären Tagen propagandistisch mit den linken Obleuten zeitweilig gleichgezogen.
Die legale schriftliche USPD-Agitation hatte in Berlin nur einen geringen Umfang. Denn die Partei hatte in Berlin von den Behörden keine eigene Tageszeitung genehmigt bekommen, sondern konnte nur über ihr parteiinternes wöchentlich erscheinendes Mitteilungsblatt ihre Mitglieder, aber nicht breite Arbeiterkreise ansprechen. Deshalb wurde von USPD-Anhängern und ihren Funktionären als Tageszeitung häufig die Leipziger Volkszeitung abonniert, deren Auslieferung in Berlin gerade in den vorrevolutionären Tagen von den Behörden unterbunden wurde.[41] Ansonsten wurden in der Arbeiterschaft häufig der Vorwärts oder bürgerliche Blätter gelesen. Die Spartakusgruppe hatte seit Anfang Oktober verstärkt eigene Flugschriften herausgebracht. Ende Oktober kam - auf Anregung Piecks und mit Zustimmung Barths – ein von Däumig verfasstes Flugblatt gegen die massenhaften Einberufungen zur Armee zustande, das Pieck drucken ließ. Es wurde mit der Unterschrift „Der Vollzugsausschuß der Arbeiter- und Soldatenräte“ als erste Flugschrift mit diesem Namen am 29. Oktober in den Betrieben verteilt. Die USPD-Reichstagsfraktion gab am 4. November einen Aufruf mit der indirekten Aufforderung zum Handeln heraus: „Haltet Euch zum Eingreifen bereit!“ Von der Führung der Obleute wurde am 4. November auch die Herausgabe eines Flugblattes zum Matrosenaufstand in Kiel beschlossen und auf der Sitzung des Plenums am 6. November an die einzelnen Betriebsvertrauensleute ausgegeben. Eine von der Spartakusgruppe verfasste mehrseitige Flugschrift zum Jahrestag der russischen Revolution wurde am 7. November vertrieben.[42] Auf diese Drucksachen beschränkte sich die Agitation der revolutionären Kräfte in Berlin in diesen vorrevolutionären Tagen. Doch stellte dies immerhin ein gewisses Gegengewicht gegen die Beruhigungspropaganda der Mehrheitssozialdemokratie dar.
Nach dem Abstimmungsdesaster bei den revolutionären Obleuten am 2. November hatten sich Liebknecht und Pieck nicht entmutigen lassen, täglich bei den anderen linkssozialistischen Führern mit Hinweisen auf die sich steigernde revolutionäre Situation im Reich auf den großen Schlag oder als Minimalmaßnahme wenigstens auf eine Demonstration gegen die Ausweisung der russischen Botschaft zu drängen. Doch die Anführer der revolutionären Obleute sahen darin „eine Gefährdung der vorgesehene Aktion“ und beharrten noch am 7. November auf ihrem alten Standpunkt: „…es wäre jetzt alles für Montag, den 11. November, vorbereitet und dürfe bis dahin nichts geschehen.“[43]
Die Waffenbeschaffung für die revolutionären Obleute
Die Finanzierung der Waffenkäufe bereitete große Schwierigkeiten. Aus deutscher Sympathisantenquelle flossen die Gelder für die Waffenkäufe höchstwahrscheinlich nur spärlich. Der Versuch, über Sponsoren der deutschsprachigen sozialistischen Wochenzeitung Der Kampf, in Amsterdam finanzielle Unterstützung zu erhalten, scheiterte.[44] Mit der russischen Botschaft nahmen die linken Obleute wahrscheinlich zunächst deshalb keinen Kontakt auf, weil sie zu stark von den Polizei überwacht wurde. Erst Mitte September kam es außerhalb des Botschaftsgeländes zu einem Treffen Barths mit einem führenden Vertreter der Bolschewiki. Während eines Aufenthaltes in Berlin vom 6. bis 23. September 1918 in Berlin referierte Pjetr Stučka als Repräsentant der russischen Partei auf einer internen USPD-Konferenz am 11. und 12. September 1918 ausführlich über die russische Revolution und besuchte an einem der folgenden Tage auch eine Sitzung der revolutionären Obleute unter dem Vorsitz von Emil Barth. Dort habe er, Stučka, sich „bedeutend mehr zu Hause gefühlt als auf der Parteikonferenz.“ Anschließend kam es zu Gesprächen im kleinen Kreis, wo Barth noch schärfer auftrat als zuvor.[45] Hierbei muss Barth gegenüber Stučka die Finanzierung der Waffenkäufe angesprochen haben. Denn Joffe hat später im Dezember 1918 erklärt, dass Barth ihm bei ihrem einzigen Gespräch im Rahmen des Liebknecht-Empfangs in der russischen Botschaft am 24. Oktober 1918 Vorwürfe gemacht habe, „dass ich [Joffe] ihm die von ihm bei einem namhaften Mitgliede der Kommunistischen Partei gelegentlich dessen Besuches in Berlin erbetene Summe von zwei Millionen seinerzeit nicht ausgehändigt hatte.“[46] Damit hatte Barth offensichtlich das Gespräch mit Stučka gemeint. Joffe hatte Mitte Dezember von Russland aus in öffentlichen Funksprüchen Geldzahlungen an Barth für die deutsche Revolution bestätigt, nachdem die deutsche Nachrichtenagentur WTB die Meldung über im Eisenbahnzug nach Russland von ausgewiesenen russischen Botschaftsangehörigen vergessene Rechnungen für Waffenankäufe mit einer Gesamtsumme von 105.000 Mark gemeldet hatte.[47] Barth bestätigte für seine Person den Erhalt der für den Waffenkauf bestimmten Gelder, die er aber weder von Joffe noch von anderen Russen, sondern von deutschen Idealisten erhalten haben wollte. Der USPD-Vorsitzende Hugo Haase sei erst nach Schaffung von Tatsachen von ihm informiert worden.[48] Laut den Daten der aufgefundenen Waffenrechnungen, erfolgte der Ankauf in der Zeit vom 21. September bis 31. Oktober.[49] Damit kann auf Grund des Stučka-Berichts, der Waffenrechnungen und der Bemerkung Joffes erstmals der Zeitraum der Waffenfinanzierung mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf die Zeit vom 21.9. bis 31.10.1918 datiert werden. Joffe selbst erwähnt allerdings erst am 13. Oktober in seinem Brief an Lenin die Geldzuwendung für die „Bewaffnung“.[50] Die Gelder für die Waffenkäufe wurden höchstwahrscheinlich im Auftrage von Joffe über den USPD-Reichstagsabgeordneten und Rechtsanwalt Oscar Cohn, dem juristischen Vertreter der Botschaft, zu den revolutionären Obleuten transferiert, wobei die Kenntnis darüber auf ganz wenige Eingeweihte beschränkt blieb. Barth selbst erwähnt Emil Eichhorn, der in der russischen Nachrichtenagentur arbeitete, als Übermittler von Geldern.[51]Nach den Aussagen eines Waffenkäufers, des jungen Kaumannes Bruno Peggau, der zu einem USPD-Kreis um Georg Ledebour gehörte, wurden die Waffen und die dazugehörige Munition ganz legal bei Händlern in Berlin und Thüringen aufgekauft.[52] Mit einem Pferdewagen holte er sie in Berlin vom Bahnhof oder von Waffengeschäften ab und brachte sie zu den mit der konspirativen Waffenlagerung beauftragten Obleuten, die die Waffen in Kleingärten oder auf Fabrikgelände versteckten. Peggau hatte das Geld für die von ihm getätigten Waffenkäufe von seinem wohlhabenden Schwiegervater vorgestreckt bekommen und blieb bei Ausbruch der Novemberrevolution auf der am 8. November eingetroffenen letzten Waffenlieferung und der entsprechenden Rechnung sitzen. Denn Barth nahm ihm nach dem 9.11. die Waffen nicht mehr ab und bezahlte sie auch nicht.[53]
Für alle an der Waffenbeschaffungs- und Verteilungsaktion beteiligten Obleute bestand bei Entdeckung ein hohes Risiko, aufs schwerste bestraft zu werden. Dessen waren sich Barth und die weiteren Beteiligten durchaus bewusst.[54] Die eingehaltene strenge Konspiration und die Solidarität in der Arbeiterschaft schützte die beteiligten Obleute vor der Entdeckung durch die Polizei.
Die Bewaffnung der revolutionären Obleute wird in der Revolutionshistoriographie oft ironisch vermerkt. Diese Beurteilung verkennt die psychologische Situation der Aufständischen, die oft genug bei vorangegangenen Massenaktionen wie zuletzt im Januarstreik 1918 vor der bewaffneten kaisertreuen Polizei zurückweichen mussten. Die sichtbare Bewaffnung der Obleute beseitigte das Gefühl der Wehrlosigkeit und bewirkte sowohl bei den bewaffneten Anführern wie bei den mitbeteiligten Kolleginnen und Kollegen eine wesentlich Stärkung des Selbstbewusstseins und damit der Bereitschaft zur Massenaktion. Am 9. November waren es nicht nur die Flugblätter, sondern auch die Waffen, deren Verteilung das eindeutige Signal zum Aufstand gaben.
Die entscheidenden Revolutionstage: 8. und 9. November 1918[55]
Am Mittag des 8. November lief das am Abend des 7. dem Reichskanzler Max von Baden zugestellte Ultimatum der MSPD mit den 5 Forderungen, vorrangig der Rücktritt des Kaisers, ab. Zwar wurde das Ultimatum auf den Termin des Waffenstillstandsabschlusses verlängert, [56] jedoch erfüllte der Text, als Flugblatt am Abend des 7. November und am 8. November verteilt sowie im Vorwärts vom 8. November und in der bürgerlichen Presse veröffentlicht, zunächst einmal den von Ebert formulierten Zweck, „die Arbeiter zu beruhigen.“[57] Mit einem neuen Aufruf des Vorstandes der Partei und der Reichstagsfraktion vom 8. November, in dem erreichte oder in Aussicht stehende Verbesserungen hervorgehoben, die unmittelbar bevorstehende Abdankung des Kaiser angekündigt und die Verlängerung des Ultimatums erklärt wurden, bat die mehrheitssozialdemokratische Parteiführung die Arbeiter noch um ein paar Stunden Geduld. Der Aufruf wurde sowohl am Abend des 8. November als Flugblatt an die MSPD-Vertrauensleute zur Weiterverteilung ausgegeben wie am Morgen des 9. November im Vorwärts verbreitet.[58] Am Abend des 8. November hatte die von Ebert im Interfraktionellen Ausschuss als „entscheidende Sitzung“ deklarierte Aussprache der Parteiführung mit den Betriebsvertrauensleuten im Parteihaus in der Lindenstraße 3 stattgefunden. Dabei gelang es Ebert, die Zustimmung für die Verschiebung einer Entscheidung über das weitere Vorgehen auf eine für den nächsten Tag vorgesehene Sitzung am Morgen oder Mittag zu erhalten.[59] Nach einer von Staatssekretär Lewald an den Reichskanzler weitergegebenen Information hatte Ebert erklärt, er hoffe, die Massen in der Hand behalten zu können, falls die Abdankung bis Sonnabend früh zu erreichen wäre.[60] Die MSPD-Führung versuchte also noch wenige Stunden vor dem Ausbruch des revolutionären Massenstreiks immer noch auf die Karte ‚Beruhigung der Arbeiterschaft’ zu setzen, um die befürchtete revolutionäre Erhebung zu verhindern.Bei der am Sonnabend, dem 9. November, um 9 Uhr vormittags beginnenden Fraktionssitzung war die Streikbewegung nach Ebert schon „im Fluß“; erst jetzt sollte die „Parole ‚allgemeine Arbeitseinstellung’“ ausgegeben werden. Nach den Berichten der „Betriebsmänner“ waren „in den meisten Großbetrieben die Arbeiter im Streik“. Ebert ging auf die beabsichtigten nächsten Schritte ein: „Der Vorstand hat sich dahin verständigt, bei einer notwendigen [!!!] Aktion gemeinsam mit den Arbeitern und Soldaten vorzugehen. Die Sozialdemokratie solle dann die Regierung ergreifen, gründlich und restlos [!!!], ähnlich wie in München, aber möglichst ohne Blutvergießen.“[61] Doch erst kurz nach Mittag, als bereits die ersten Demonstrationszüge der aufständischen Arbeiterinnen und Arbeiter die Innenstadt erreicht hatten, kamen die Mehrheitssozialdemokraten mit einem eigenen Streikaufruf heraus.[62]
In ihrer machtpolitischen Zielsetzung hatte sich die MSPD-Führung unter dem Eindruck der auf der Siegesstraße befindlichen revolutionären Erhebung gesteigert. War in dem am Abend des 7. November gestellten, noch immer geltenden Ultimatum lediglich eine stärkere Beteiligung der MSPD an der Regierung Max von Baden und in der preußischen Staatsregierung verlangt worden, so ging es den Mehrheitssozialdemokraten nunmehr – nachdem der revolutionäre Massenstreik in Berlin trotz ihres Widerstandes schon ausgebrochen war - um die Führung in der Reichsregierung unter Verbleiben der bürgerlichen Parteivertreter und - um die linkssozialistischen Kräfte einzubinden – bei Beteiligung der Unabhängigen.[63] Ebert forderte gemeinsam mit einer Delegation seiner Partei am 9. November gegen 12.30 Uhr beim Reichskanzler Max von Baden ultimativ die Macht für die Sozialdemokraten. Angesichts des schon zur Mittagszeit abzusehenden Erfolges der revolutionären Massenbewegung in der Reichshauptstadt – vor allem wegen des Überlaufens der Berliner Truppen zu den Aufständischen – übertrug Max von Baden die Reichskanzlerschaft auf Ebert. Diese Form war verfassungsrechtlich nicht abgedeckt und damit schon an sich ein revolutionärer Akt.[64] Am Nachmittag wurden ein Aufruf des Reichskanzlers Ebert als Plakat und in Flugblattform in den Straßen Berlins verbreitet.[65]
Während die Mehrheitssozialdemokraten in diesen vorrevolutionären Tagen keinerlei Einschränkungen ihrer propagandistischen Tätigkeit durch die Behörden erfuhren und sich auch keinerlei Sorgen vor Unterdrückungsmaßnahmen der Polizei oder der Militärs machen mussten, stellte sich die Situation für die zum Aufstand entschlossenen Kräfte bis zum Gelingen der revolutionären Erhebung ganz anders dar. Praktisch lebten die Revolutionäre und ihre Anhänger in einer anderen Welt.
Sie mussten ihre Aktivitäten unter den ungünstigsten Bedingungen der Illegalität ausüben. Ihre propagandistischen Möglichkeiten waren äußerst eingeschränkt, ihre organisatorischen Vorbereitungen standen bis zum erfolgreichen Aufstand unter der Drohung von Verhaftungen und schweren Strafen. Nachdem am 3. November der zu dem Kreis der Revolutionäre hinzu gestoßene Oberleutnant Eduard Walz verhaftet worden war, mussten die revolutionären Obleute davon ausgehen, dass ihr Aufstandsplan und auch die Namen der Beteiligten verraten worden waren.[66] Ob unter dem Eindruck der Ergebnisse aus diesen Vernehmungen oder unabhängig davon hatte der Oberkommandierende in den Marken am Morgen des 7. November das Einverständnis des Kriegsministers für die Verhaftung von verdächtigen linkssozialistischen Führern bei Unruhen eingeholt.[67] Bereits am Mittwoch, dem 6. November, war mit einem großen Polizeiaufgebot vergeblich versucht worden, eine Sitzung der revolutionären Obleute in Berlin-Reinickendorf auszuheben, was von den Obleuten auch vermerkt wurde. Am 8. November wurden die Revolutionäre intensiv von der Politischen Polizei beschattet, der wichtige Stratege Ernst Däumig verhaftet. Die Aufstandspläne, die Däumig in einer Aktentasche bei sich führte bzw. weitere in Däumigs Wohnung aufgefundene, fielen der Polizei in die Hände und wurden an die Militärbehörden weitergegeben. Zum Glück für die Aufstandsplaner waren die auswertenden Militärstellen – teils aus Zeitmangel, teils aus Inkompetenz und Desinteresse - nicht mehr in der Lage, daraus Konsequenzen für die Bekämpfung des Aufstandes zu ziehen.[68]
Die führenden Revolutionäre hatten angesichts der von Boten gemeldeten ungünstigen Revolutionsaussichten in der Provinz,[69] der massiven antirevolutionären Propaganda der Mehrheitssozialdemokraten bis zum Morgen des 9. November, der zögernden eigenen Vertrauensleute in den Betrieben, der verstärkten Militärpräsenz und der exekutierten und noch drohenden Polizeimaßnahmen weiterhin mit der Auslösung der großen Aktion auf den am 2. November festgelegten Termin 11. November warten und eventuell noch vorübergehend untertauchen können. Offensichtlich hatten die Linkssozialisten keinerlei Informationen über die diversen Schwierigkeiten innerhalb der Berliner Truppenformationen und ihrer Befehlsstruktur[70] und über die Bereitschaft der MSPD-Führung, beim Erfolg versprechenden Anlaufen der Streikaktion sich nicht nur daran zu beteiligen, sondern sogar an die Spitze zu stellen. Vielmehr rechneten Barth und seine politischen Freunde mit einem Kampf gegen eine von den Mehrheitssozialdemokraten über die bürgerlichen Kräfte bis zu den Militärs reichende Front.[71]
Die Führung der revolutionären Obleute musste also am 8. November das Risiko für die Verwirklichung ihres Aufstandsplanes als außerordentlich hoch einschätzen. Dennoch entschlossen sich fast ausnahmslos alle führenden Linkssozialisten zum Wagnis eines Aufrufs zur Massenaktion für den 9. November. Da der Kreis der Revolutionäre durch die Verhaftung Däumigs und die bemerkte Beschattung durch Zivilpolizisten erst einmal in verschiedene Richtungen verstreut worden war, kam es zur Herausgabe und Verteilung zweier unterschiedlicher Flugblätter.[72] Barth will noch am Abend des 8. November die „Obleute, Stoßtruppführer und Kuriere“, insgesamt 42 Personen, zur Besprechung der Aktion zusammen bekommen haben. Hier wurden die Flugblattverteilung, die Waffenausgabe und der Weg der Demonstrationszüge besprochen. [73]
Die führenden Revolutionäre hatten sich, wie Wilhelm Pieck berichtet, für den Morgen des 9. November in einem „Spartakusbüro“ in Berlin-Schönebeg verabredet, „um von hier aus ihre weiteren Maßnahmen zu treffen … Die Stimmung in unserer Zusammenkunft, zu der nur wenige Genossen erschienen waren, war äußerst gespannt wegen der Frage, ob die Arbeiter der ausgegebenen Parole folgen und welchen Ausgang die Aktion nehmen würde.“ Bei dem Versuch, Kontakt zu weitern Leitungsmitgliedern zu bekommen, erfuhr Pieck, „dass die Betriebe zum größten Teil der ausgegebenen Parole gefolgt waren …“ Später müssen sich Pieck und die weiteren Anwesenden vom Spartakusstützpunkt zu einem Lokal in der Innenstadt (Jostystr.) begeben haben, wo die ankommenden Genossen von Barth Aufträge zur Besetzung bestimmter öffentlicher Gebäude bekamen wie Emil Eichhorn für das Polizeipräsidium und Liebknecht für das Schloss.[74] Die vielfach mit den linken Betriebsvertrauensleuten besprochenen Pläne sorgten nach der Parole zum Losschlagen für ein relativ planmäßiges Vorgehen der Demonstrationszüge und gaben der Aktion für einige Stunden eine gewisse Ablaufstruktur. Die aus den Fabriken in die Innenstadt ziehenden Demonstrationszüge konnten – wie geplant - die Soldaten in den Kasernen zum Anschluss an die Aufständischen bewegen. Das wichtige Polizeipräsidium und einige öffentliche Gebäude – allerdings wohl nicht planmäßig genug - wurden von den Revolutionären übernommen, einige Regierungsbauten erst gegen Abend. Doch schon am Nachmittag des 9. November war klar: Die alten Mächte hatten abgedankt. Der von den revolutionären Obleuten initiierte revolutionäre Massenstreik war erfolgreich gewesen.[75]
Während die Initiatoren der Revolution am 9. November an ihren Treffpunkten auf Nachrichten über den Stand der Bewegung warteten, die Besetzung öffentlicher Gebäude zu organisieren versuchten und nach dem Eintreffen von Nachrichten über das Gelingen der Aktion durch die Stadt fuhren,[76] um revolutionäre Ansprachen vor den Demonstranten zu halten und selbst die Besetzung von Gebäuden anzuführen, hatten die entschiedenen Gegner dieses revolutionären Aufstandes, die mehrheitssozialdemokratischen Führer, unter Ausnutzung des erfolgreich anlaufenden Aufstandes, sich bereits die Regierungsgeschäfte durch den Repräsentanten der alten Gewalt Prinz Max von Baden übertragen lassen und waren damit die eigentlichen Gewinner der revolutionären Erhebung geworden, auch wenn sie anschließend die Unabhängigen Sozialdemokraten an der Regierung beteiligten.
Das Erfordernis eines differenziert revidierten Geschichtsbildes zur Novemberrevolution 1918
In seinem Standardwerk über die Arbeiterbewegung in den ersten Jahre der Weimarer Republik gibt Heinrich August Winkler eine widersprüchliche Darstellung der Ereignisse. Er berichtet einerseits, dass der mehrheitssozialdemokratische Vorwärts am Morgen des 9. November die Berliner Arbeiterschaft noch aufgerufen hätte, Geduld zu bewahren. Andererseits suggeriert Winkler, dass die Mehrheitssozialdemokratie den Ausbruch der Massenstreiks bewirkt habe. Denn Otto Wels hätte am 9. November um 8.00 den Generalstreik ausgerufen, während der von Emil Barth verfasste Aufruf zum Generalstreik „in kleiner Auflage“ nur „in einige Betriebe“ hätte gelangen können.[77] Im weiteren Verlauf der Darstellung werden von Winkler die durch die Straßen Berlins ins Stadtzentrum ziehenden Züge mit streikenden Arbeiterinnen und Arbeitern, die eine Verbrüderung mit den kasernierten Soldaten erreichten und öffentliche Gebäude besetzten, überhaupt nicht erwähnt, als ob es sie gar nicht gegeben hätte. Nach Winkler war der Übergang der Naumburger Jäger zur Mehrheitssozialdemokratie und ihren Zielen, am frühen Vormittag des 9. November durch eine Rede von Otto Wels in der Kaserne vor den Soldaten und Offizieren erreicht, entscheidend dafür, dass der Reichskanzler Max von Baden seine Zuversicht verlor und der Kaiser seine Abdankung ankündigte. Alle weiteren Aktionen am 9. November spielen sich in der Darstellung von Winkler dann nur noch auf höchster politischer Ebene ab.[78]Es ist unwahrscheinlich, dass Wels bereits am frühen Vormittag vor Eintreffen der Revolutionszüge an der Kaserne war, wie Winkler auf Grund der Wels-Biographie von Adolph andeutet. Denn die erste Meldung über den Übergang eines Regiments traf erst um 11 Uhr im Kriegsministerium ein. Weitere Meldungen dieser Art folgten dann schlagartig. Zeitlich ähnlich ordnet Max von Baden in seinen Memoiren die Meldung über die Naumburger Jäger kurz nach einer gegen 10 Uhr eingetroffenen Nachricht über einen viele Tausende zählenden Demonstrationszug auf dem Weg ins Stadtinnere ein.[79] Der Aufruf zum Generalstreik durch die MSPD ist nach den Formulierungen im Protokoll und den Notizen Giebels - „Ebert: Arbeitseinstellung im Fluß; denn [sic! – entweder Lesefehler oder im Berliner Slang für „dann“] Parole allgemeine Arbeitseinstellung ausgeben, aber Ruhe und Ordnung wahren.“ – mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit erst nach der um 9 Uhr beginnenden Fraktionssitzung ergangen im Rahmen der dort angekündigten und danach abgehaltenen Versammlung der Parteiführung mit den mehrheitssozialdemokratischen Betriebsleuten. Der Aufruf wurde als Flugblatt erst mittags verteilt, als die Demonstrationszüge schon die Innenstadt Berlins erreicht hatten.[80] Winkler hat offensichtlich unkritisch weitgehend die Version der offiziellen MSPD-Geschichtsschreibung übernommen, in der allein die Mehrheitssozialdemokratie die bestimmende starke Rolle in der revolutionären Massenbewegung des 9. November in Berlin spielte und die Linkssozialisten praktisch nicht vorkommen.[81]
In die gleiche Richtung gehen einige Aussagen Susanne Millers in ihrem Standardwerk über die Sozialdemokratie von 1918 bis 1920. Auch sie nimmt an, dass die den revolutionären Massenstreik planenden und dann auch auslösenden Linksozialisten an den Massenaktionen keinen Anteil hatten: Die von der Berliner Arbeiterschaft getragene revolutionäre Erhebung am 9. November wird von ihr als „Protestkundgebung [!!!], die ohne organisatorische Vorbereitung zustande kam“[82] gekennzeichnet, was zweifelsfrei den historischen Tatsachen nicht entspricht. Die Verschiebung des Aufstandstermins vom 4. auf den 11. November bedeutet nach Miller, dass diese Pläne der Revolutionäre von den Ereignissen überholt worden sind, wobei sie vollständig ignoriert, dass die Planung kurzfristig auf den 9. November umgestellt wurde. Unverständlich ist Millers Schlussfolgerung nach einer kurzen Darstellung der Kontroverse zwischen Liebknecht und den revolutionären Obleuten über die einzuschlagende Taktik bei dem beabsichtigten Aufstand: „Die Aktivitäten von Gruppen wie Revolutionäre Obleute, Spartakus, Linksradikale haben also [!!!] auf den Ausbruch der Revolution einen höchstens mittelbaren Einfluß ausgeübt …“[83] Dies trifft sicherlich für die letzten beiden Gruppierungen, aber keinesfalls für die Revolutionären Obleute in Berlin am 9. November 1918 zu, die schon im Munitionsarbeiterstreik Ende Januar, Anfang Februar 1918 gezeigt hatten, dass sie über eine Massenbasis in den Betrieben verfügten. Eine ähnliche Fehleinschätzung oder Unterschätzung des revolutionären Arbeiteraufstandes in Berlin findet sich in Eberhard Kolbs Standardwerk über die Arbeiterräte: „…die entscheidenden Ereignisse am 9. November in Berlin vollzogen sich ohne ihr Zutun [der Obleute] und nicht unter ihrer Führung.“ Und: „Trotz aller ihrer Revolutionsvorbereitungen vollzog sich der Umsturz ohne ihre Initiative …“[84]
Zwar besaßen die Aufstandsführer keine Pläne für Maßnahmen nach dem Sieg über den halbabsolutistischen preußischen Militärstaat, weil zum einen die angesprochenen USPD-Führer an einem Erfolg der revolutionären Aktion zweifelten und zum anderen nach der Bewältigung der riesengroßen Aufgabe eines Sturzes der alten Gewalten die eigentliche Regierungsübernahme vergleichsweise leicht erschien. Dies mögen die Gründe gewesen sein, weshalb die führenden Unabhängigen Sozialdemokraten auf das wiederholte Drängen Barths und Däumigs auf Planungen für die Zeit nach einer gelungenen Revolution immer wieder ausweichend antworteten.[85]
Dennoch bleibt die von vielen Historikern häufig vergessene Tatsache bestehen: Nur auf Grund des von den Linkssozialisten - gegen den tagelangen intensiven Widerstand der Mehrheitssozialdemokraten - initiierten und erfolgreich angelaufenen revolutionären Massenstreik am 9. November in Berlin wurde die Machtübernahme durch die MSPD-Führer möglich. Die deutsche Novemberrevolution 1918 bedarf nach 90 Jahren eines differenziert revidierten Geschichtsbildes! Diese Studie ist ein Versuch, dazu beizutragen.
[1] Mario Kessler: Die Novemberrevolution in der Geschichtswissenschaft der DDR: Die Kontroversen des Jahres 1958 und ihre Folgen im internationalen Kontext, in: JahrBuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung, 2008/III, S. 38-58; hier insbesondere: S. 35; Werner Bramke: Eine ungeliebte Revolution. Die Revolution von 1918/19 im Widerstreit von Zeitgenossen und Historikern, in: ebenda: S. 5-37.
[2] In neueren Arbeiten werden die alten Darstellungsweisen übernommen (Helmut Schmersal: Philipp Scheidemann . 1865.1939. Ein vergessner Sozialdemokrat, Frankfurt am Main etc. 1999, S. 158 f.; Walter Mühlhausen: Friedrich Ebert. 1871-1925. Reichspräsident der Weimarer Republik, Bonn 2006, S. 106-108.
[3] Susanne Miller: Burgfrieden und Klassenkampf. Die deutsche Sozialdemokratie im Ersten Weltkrieg, Düsseldorf 1974, S. 79.
[4] Erinnerungen des anwesenden Obersten Hans von Haeften, in: Gerhard A. Ritter/Susanne Miller(Hrsg.): Die deutsche Revolution 1918 – 1919. Dokumente, Frankfurt am Main 1983, S. 53-55, S. 54 (Zitate).
[5] Conrad Haussmann: Schlaglichter. Reichstagsbriefe und Aufzeichnungen, hrsg. von Dr. Ulrich Zeller, Frankfurt/M. 1924, S. 267.
[6] Die Regierung des Prinzen Max von Baden, bearbeitet von Erich Matthias und Rudolf Morsey, Düsseldorf 1962, S. 572.
[7] Eberhard Kolb: Die Arbeiterräte in der deutschen Innenpolitik 1918-1919, um ein Vorwort und einen bibliographischen Anhang erweiterte [Taschenbuch-]Ausgabe, Frankfurt/M, Berlin [West] 1978, S. 74 f.
[8] In: Gerhard A. Ritter/Susanne Miller(Hrsg.): Die deutsche Revolution 1918 – 1919, S. 52 f., Zitat: S.3..
[9] Vorwärts. Berliner Volksblatt. Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Nr. 305, 35. Jg., 5.11.1918, Titelblatt („Aufruf der deutschen Regierung“ – besser verständlich als der MSPD-Aufruf vom 4.11., aber ebenfalls mit einigen falschen Angaben) bzw. Nr. 306, 35. Jg., 6.11.1918, S. 2 („Aufruf der sozialdemokratischen Partei“) bzw. Nr. 307, 35. Jg., 7.11.1918, Titelblatt.
[10] Polizeibericht vom 28. Juni 1918 über einer interne Versammlung von 250 MSPD-Vertrauensleuten aus den Rüstungsbetrieben von Groß-Berlin, auf der der Partei- und Fraktionsvorsitzende „Scheidemann sich bemühte in der Versammlung anwesende Hitzköpfe zu besänftigen“. In: BA Berlin, R 0701, Nr. 1395/12/1, Bl. 349 f., Zitat: Bl. 349.
[11] Archivalische Forschungen zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Bd. 4/IV. Die Auswirkungen der großen sozialistischen Oktoberrevolution auf Deutschland, hrsg. von Leo Stern, Berlin [Ost] 1959, S. 1760.
[12] Notizen des MSPD-Reichstagsabgeordneten Giebel zum Bericht Eberts auf der Fraktionssitzung am 6.11.1918: „Betriebsvertrauensmänner Berlins fürchten a) Einbeziehung [Einberufung zur Armee] nur weil Friedenswille [der Regierung] nicht ernst sei. Kaiserfrage beunruhigt. Konferenz mit Betriebsvertr[auensmännern] hat Putsch am 4.11. currentis verhütet.“ (Die Reichstagsfraktion der deutschen Sozialdemokratie 1898 bis 1918, zweiter Teil, bearbeitet von Erich Matthias und Eberhard Pikart, Düsseldorf 1966, S. 509). Zur Beteiligung der Berliner Parteileitung: ebenda, S. 513, Protokollbuch, Fraktionssitzung, 7.11.1918.
[13] Dirk H. Müller: Gewerkschaftliche Versammlungsdemokratie, und Arbeiterdelegierte vor 1918, Berlin 1985, S. 58; Susanne Miller: Burgfrieden und Klassenkampf, S. 381-384.
[14] Archivalische Forschungen zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Bd. 4/IV, S. 1772.
[15] Vorwärts, Nr. 308, 35. Jg., 8.11.1918, Titelblatt.
[16] Archivalische Forschungen zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Bd. 4/IV, S. 1763.
[17] Ernst-Heinrich Schmidt: Heimatheer und Revolution 1918. Die militärischen Gewalten im Heimatgebiet zwischen Oktoberreform und Novemberrevolution, Stuttgart 1981, S. 109.
[18] Die Regierung des Prinzen Max von Baden, S. 555.
[19] Ebenda, S. 563.
[20] Ernst-Heinrich Schmidt: Heimatheer und Revolution 1918, S. 92-104.
[21] Für die zwei letzten Abschnitte: Bericht des Generalobersten von Linsingen über seine Anordnungen in den letzten Tagen vor der Revolution, 16.11.1918, in: Die Regierung des Prinzen Max von Baden, S. 623-625, S. 624 f. (Zitat); zu Scheidemann: Archivalische Forschungen zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Bd. 4/IV, S. 1763; Erwähnung der verschiedenen Maßnahmen auch auf Sitzungen mehrerer Regierungsgremien, in: ebenda, S. 1773, S. 1775, S. 1777.
[22] Kriegspresseamt, Zensurberatungsstelle, Nr. 178/II, Aufzeichnungen Nr. 439 aus der Pressebesprechung vom 8. November 1918 – Vertraulich!, in: Geheimes Staatsarchiv München, MA 94814/5, S. 1-15, Archivpaginierung nur auf der 1. Seite: 00065, im folgenden Seitenangaben wie auf dem Dokument: S. 2 f. (Zitat von Gerlach), S. 5 (Zitat Vertreter des Oberkommandos II), S. 3 (Zitat Grunwald – von Linsingen Offiziersappell), S. 10 (Zitat Bernhard - von Linsingens Offiziersappell).
[23] Ernst-Heinrich Schmidt: Heimatheer und Revolution 1918, S. 280-300, insbes. S. 285-289.
[24] Kriegspresseamt, Zensurberatungsstelle, Nr. 178/II, Aufzeichnungen Nr. 439, S. 10 (Zitat Bernhard), S. 15 (Zitat Wiesner); diese Aufzeichnungen auch auszugsweise in: Militär und Innenpolitik im Weltkrieg 1914-1918, 2. Teil, bearbeitet von Wilhelm Deist, Düsseldorf 1970, S.1386-1396.
[25] Dirk H. Müller: Gewerkschaften, Arbeiterausschüsse und Arbeiterräte in der Berliner Kriegsindustrie 1914-1918, in: Gunther Mai: Arbeiterschaft in Deutschland 1914-1918, Düsseldorf 1985, S.165-173; Dirk H. Müller: Gewerkschaftliche Versammlungsdemokratie, S.265-307; (im Druck:) Ottokar Luban: Spartakusgruppe, revolutionäre Obleute und die politischen Massenstreiks in Deutschland während des Ersten Weltkrieges, in: Mitteilungsblatt des Instituts für soziale Bewegungen, Bochum, 40/2008.
[26] Emil Barth: Aus der Werkstatt der Revolution, Berlin 1919, S. 24, S. 32 f., S. 42; Richard Müller: Vom Kaiserreich zur Republik [Bd. I] .Ein Beitrag zur Geschichte der revolutionären Arbeiterbewegung während des Weltkrieges [Reprint], West-Berlin 1974 [Originalausgabe 1924], S. 126 f., S. 138.
[27] So der Bericht des nach Holland desertierten Spartakusführer Wilhelm Pieck über ein Gespräch mit der Leitung der revolutionären Obleute bei einem kurzen illegalen Besuch in Berlin, erstattet nach seiner Rückkehr in Amsterdam oder Den Haag Mitte September 1918, referiert in: Jean-Claude Montant: La propagande extérieure de la France pendant la Première Guerre Mondiale. L’exemple de quelques neutres européennes, thèse pour le doctorat de l’État , université de Paris I, Panthéon-Sorbonne 1988, S. 1489 f.
[28] Russisches Staatsarchiv für sozialpolitische Geschichte, Moskau [RGASPI], f. 5, op.1, d. 2134, Bl. 40.
[29] Ebenda, Bl. 46.
[30] Bundesarchiv Berlin [BA], R 3003, J 638/18, Nr. 1, Bl. 1, Bl. 6; Bericht der Politischen Polizei Berlin vom 28. September 1918, in: Landesarchiv [LA] Berlin, A Pr. Br. Rep. 030, Nr. 15842, Bl. 131.
[31] Jean-Claude Montant: La propagande, S. 1489. Möglicherweise sind diese Verbindungen bereits - wie in Hamburg zwischen oppositionellen Metallgewerkschaftlern und den Linksradikalen – im Mai 1918 abgebrochen worden, als die scharfe Beobachtung und die Bespitzelung durch die Politische Polizei nach mehrfachen Verhaftungswellen deutlich geworden war (BArch, C 113/18, Nr. 4, Bl. 146; Emil Barth: Aus der Werkstatt der Revolution, S. 30)
[32] Zu Karl Liebknechts Wirken nach seiner Rückkehr nach Berlin siehe: Die Liebknechts. Karl und Sophie. Politik und Familie, Berlin 2007, S. 376-390.
[33] Archiv des Außenministeriums der Russischen Föderation, Moskau, f. 04, m. 70, d. 990, Bl. 94 f.
[34]Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv, Berlin [SAPMO-BArch], NY 4445 (Nachlass Hermann und Käte Duncker), Nr.155, Bl.303, o. D. [24./25.10.1918].
[35] a. a. O., Bl. 306, 5.11.1918.
[36] Ottokar Luban, Zwei Schreiben der Spartakuszentrale an Rosa Luxemburg, Juni 1917; 5. November 1918, in: Archiv für Sozialgeschichte, Bd. XI, 1971, S. 239.
[37] Emil Barth: Aus der Werkstatt der Revolution, S. 47; Karl Liebknecht: Tagebuch, S. 582; Wilhelm Pieck: Zur Parteigeschichte der KPD [28.10.1918 bis 10.2.1920 - Manuskript Maschinenschrift], S. 4, in: Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn-Bad Godesberg, Nachlass Paul Levi, Mappe 34, hier chiffriert: Zahlen statt Namen, Dechiffrierung anhand des Manuskriptes in: SAPMO BArch, NY 4036, Nr. 384, S. 66 ff..
[38] Wilhelm Pieck: Zur Parteigeschichte der KPD, S. 5 f.; Karl Liebknecht: Tagebuch, S. 582 f.; Emil Barth: Aus der Werkstatt der Revolution, S. 49-51, S. 51 (Abstimmung)..
[39] Hermann Müller: Die Novemberrevolution. Erinnerungen, Berlin 1928, S. 45; zu den Äußerungen Eberts und Bauers: siehe oben, Abschnitt „Die propagandistische Revolutionsabwehr durch die MSPD“.
[40] Die Reichstagsfraktion der deutschen Sozialdemokratie 1898 bis 1918, zweiter Teil, S. 518; „Der Parteivorstand der deutschen Sozialdemokratie hatte in Berlin [in den Tagen vor der Novemberrevolution] täglich mit den Vertrauensleuten der Betriebe Sitzung.“ (Hermann Müller: Die Novemberrevolution, S. 26).
[41] Zensurbesprechung Kriegspresseamt, Zensurberatungsstelle, Nr. 178/II, Aufzeichnungen Nr. 439 aus der Pressebesprechung vom 8. November 1918 – Vertraulich!, in: Geheimes Staatsarchiv München, MA 94814/5, S. 1-15, hier: S. 1 (Hellmut von Gerlach).
[42] Text der Flugblätter in: Dokumente und Materialien zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Reihe II: 1914-1945, hrsg. vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Bd. 2: November 1917 – Dezember 1918, Berlin [Ost] 1957, S. 275-277, S. 287-288, S. 294-298, S. 307-315; Wilhelm Pieck: Zur Parteigeschichte der KPD, S. 2, S. 7, S. 8, S. 9.
[43] Ebenda, S. 6-9, S. 9 (Zitat); Karl Liebknecht: Tagebuch, S. 583 - 585.
[44] Jean-Claude Montant: La propagande, S. S. 1479 – 1495.f. Im Hintergrund der Finanzierung des Kampfes stand der französische Militärattaché Boucabaille in Den Haag (Ebenda).
[45] Pjetr Stučka: Die deutschen unabhängigen Revolutionäre (mit Zitat), in: Pravda, Nr.255, 24.11.1918, S.1; im Brief Stučkas an Lenin vom 16.9.1918 sind Angaben über das Treffen nicht enthalten (RGASPI, f.5, op.3, d.255, Bl.1-6).
[46] In: Ursachen und Folgen, 2. Bd., S.535 f.
[47] Winfried Baumgart: Deutsche Ostpolitik 1918. Von Brest-Litowsk bis zum Ende des Ersten Weltkrieges, Wien und München 1966, S.365 f.; die einzelnen Funksprüche sind abgedruckt in: Ursachen und Folgen. Vom deutschen Zusammenbruch 1918 und 1945 bis zur staatlichen Neuordnung Deutschlands in der Gegenwart. Eine Urkunden- und Dokumentensammlung zur Zeitgeschichte, bearbeitet von Dr. Herbert Michaelis und Dr. Ernst Schraepler unter Mitwirkung von Dr. Günter Scheel, 2. Bd., Der militärische Zusammenbruch und das Ende des Kaiserreichs, o. O, o. J. [Berlin 1958?], S.534-539; Vermerk (Abschrift), gez. Solf, 1.12.1918, über die Waffenrechnungen, in: PA, Berlin, R 19594, unp.
[48] Barth, 9.12.1918, Sitzung des Rates der Volksbeauftragten sowie Presseerklärung Barths, in: Die Regierung der Volksbeauftragten 1918/19, erster Teil, eingeleitet von Erich Mathias, bearbeitet von Susanne Miller unter Mitwirkung von Heinrich Potthoff, Düsseldorf 1969, S.301 f. sowie S.302, Anm.8.
[49] Winfried Baumgart: Deutsche Ostpolitik 1918, S.365, Anm.133.
[50] Alexander Vatlin: Im zweiten Oktober. Lenin, die Niederlage des Deutschen Reiches und die außenpolitische Wende der Bolschewiki, in: Jahrbuch für historische Kommunismusforschung [JhK], 2007, S.195; RGASPI, f.5., op.1, d.2134, Bl.40 Rücks.: „Sogar für die Bewaffnung wollen sie nicht mehr nehmen, als sie bisher genommen haben.“
[51] Dirk H. Müller: Gewerkschaftliche Versammlungsdemokratie, S. 320, Anm. 223.
[52] Mündliche Befragung Bruno Peggaus am 17. Februar 1968 durch den Verfasser. Für den legalen Waffenkauf spricht ein Schreiben der Inhaberin der betroffenen Berliner Waffenhandlung Berliner Benekendorff an Barth vom 12.12.1918 (Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung Bonn-Bad Godesberg [AsD Bonn], NL Barth, Kassette I/1, Bl. 35.) In Thüringen hatte Barth einen Freund, der in der Waffenindustrie tätig gewesen sein muss (Ebenda, Kassette I/1, Bl. 37: Albert Schuchardt an Emil Eichhorn, 2.12.1918 mit Weiterleitung an Barth sowie Frau Schuchardt an Familie Barth, 13.12.1920)
[53] Mündliche Befragung Bruno Peggaus am 17. Februar 1968 durch den Verfasser. Auch vor Gericht konnte sich Peggau aus formalen Gründen nicht durchsetzen (Urteil des Landgerichts [Berlin] I vom 3. Juni 1921, Az. 160426/19, Kopie des Gerichtsurteil im Besitz des Verfassers); Schreiben Peggaus an Barth vom 23.11.1918, in: (AsD Bonn, Nl Barth, Kassette I/1, Bl. 34);
schriftl. Bericht des Betriebsobmannes Paul Neuendorf (Bezirksparteiarchiv der SED, jetzt LA Berlin, BPA V5/034, Bl. 2).
[54] Emil Barth: Aus der Werkstatt der Revolution, S. 33, S. 46.
[55] Aus Platzgründen können hier nicht mehr die Vorgänge am Abend des 9. und am 10. November behandelt werden.
[56] Vorwärts, Nr. 308, 35. Jg., 8.11.1918, Titelblatt.
[57] Bericht über die Fraktionssitzung lt. Sozialdemokratischer Pressedienst , in: Hermann Müller: Die Novemberrevolution, S. 43 (mit Zitat).
[58] Die Reichstagsfraktion der deutschen Sozialdemokratie 1898 bis 1918, 2. Teil, S. 515, S. 516; Hermann Müller: Die Novemberrevolution, S. 44.
[59] Die Regierung des Prinzen Max von Baden, S. 600 (Zitat); Hermann Müller: Die Novemberrevolution, S. 45.
[60] Die Regierung des Prinzen Max von Baden, S. 618.
[61] Die Reichstagsfraktion der deutschen Sozialdemokratie 1898 bis 1918, 2. Teil, S. 520 (Zitate), S. 518 (Zitat).
[62] Richard Müller: Vom Kaiserreich zur Republik. Bd. II. Die Novemberrevolution, Wien 1925, S. 24, S. 230.
[63] Die Reichstagsfraktion der deutschen Sozialdemokratie 1898 bis 1918, zweiter Teil, S. 518 f.; Walter Mühlhausen: Friedrich Ebert., S. 106-108.
[64] Erinnerungen des Prinzen Max von Baden, Auszug, in: Gerhard A. Ritter/Susanne Miller (Hrsg.): Die deutsche Revolution 1918 – 1919, S. 74 f.
[65] Dokumente und Materialien, Reihe II, Bd. 2, S. 333.
[66] Tatsächlich verriet Walz in Vernehmungen am 5. November so gut wie alles (Dazu Aussagen von Walz und anderen in: Gerhard Engel, Bärbel Holtz, Ingo Materna (Hrsg.): Groß-Berliner Arbeiter- und Soldatenräte in der Revolution 1918/19. Dokumente der Vollversammlungen und des Vollzugsrates. Vom Ausbruch der Revolution bis zum 1. Reichsrätekongreß, Berlin 1993, S. 287 f., S. 380 – 388; Ernst-Heinrich Schmidt: Heimatheer und Revolution 1918, S. .
[67] Siehe oben : Abschnitt „Die militärische Revolutionsabwehr“
[68] Emil Barth: Aus der Werkstatt der Revolution, S. 51 (Berlin-Reinickendorf), S. 52 (Däumig); Ernst-Heinrich Schmidt: Heimatheer und Revolution 1918, S. 204-206.
[69] Nach Martha Arendsee, die selbst als Botin unterwegs war, hatte Däumig vor dem 8. November von fast allen ausgesandten Boten, die den Aufstandstermin 11. November überbringen sollten, ungünstige Nachrichten erhalten. (In: SAPMO, BArch, NY 4017 [Nachlass Martha Arendsee], Nr.11, Bl.126
[70] Dazu die ausführlichen kritischen Analysen bei: Ernst-Heinrich Schmidt: Heimatheer und Revolution 1918, z. B. S.199 – 209 (Waffengebrauch), S. 209 – 223 (Die praktischen Vorbereitungen zur Revolutionsabwehr).
[71] Barth: „Wir haben in den letzten Monaten, während deren wir die Vorbereitungen zum Kampfe trafen, nie geglaubt, dass uns der Sieg so leicht werden würde. Wir hatten geglaubt, dass wir den schärfsten Kampf mit den Regierungssozialisten kämpfen müssten, und als eine Niederlage nicht mehr zu befürchten war, waren sie mit fliegenden Fahnen zur Revolution übergegangen…,“ in: AsD Bonn, NL Barth, Kassette I/1, Bl. 303, handschr Manuskript „Unsere Aufgaben“.
[72] Karl Liebknecht: Tagebuch, S. 584 f. ; Wilhelm Pieck: Zur Parteigeschichte der KPD, S. 9 f.
[73] Emil Barth: Aus der Werkstatt der Revolution, S. 52 – 54; NL Barth, Kassette II/5, Nr. 274, handschriftl. Manuskript Die Revolution vom Januar 1918 bis März 1919 von Emil Barth, S. 9..
[74] Wilhelm Pieck: Zur Parteigeschichte der KPD, S. 12.
[75] Richard Müller: Vom Kaiserreich zur Republik. Bd. II. S. 9 – 17; Emil Barth: Aus der Werkstatt der Revolution, S. 52 – 57.
[76] So übernachteten die USPD-Reichstagsabgeordneten Ledebour, Dittmann und Vogtherr aus Sorge um eine mögliche Verhaftung vom 8. zum 9. November in ihren Arbeitszimmern im Reichtag. Ledebour fuhr am Vormittag zum Treffpunkt Spartakusbüro und danach durch die Stadt, wo er Ansprachen hielt (Ledebour, 20. Mai 1919, vor dem Schwurgericht Berlin, in: Ursachen und Folgen, Bd.2, S. 543 f.).
[77] Heinrich-August Winkler: Von der Revolution zur Stabilisierung. Arbeiter und Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik, 1918 bis 1924, 2., völlig durchgesehene und korr. Aufl., Bonn/Berlin [West] 1985, S. 42, S. 43 mit Anm. 62 (Dort zur zweiten Aussage der falsche Beleg: „R. Müller…“).
[78] Ebenda, S. 45 ff., insbes.: S. 45 f.
[79] Ernst-Heinrich Schmidt: Heimatheer und Revolution 1918, S. 335 mit Anm. 212, S. 337; Max von Baden: Erinnerungen (Auszug), in: Gerhard A. Ritter, Susanne Miller (Hrsg.):Die deutsche Revolution 1918 -1919, S. 75.
[80] Die Reichstagsfraktion der deutschen Sozialdemokratie 1898 bis 1918, zweiter Teil, S. 518 f., S. 520 (Zitat: Notizen Giebel); Richard Müller: Vom Kaiserreich zur Republik. Bd. II., S. 24, S. 230.
[81] Auszug aus dem Vorstandsbericht für den Parteitag der sozialdemokratischen Partei Deutschlands, 10. Juni 1919, in: Ursachen und Folgen, Bd.2, S, 571 f.
[82] Susanne Miller: Die Bürde der Macht. Die deutsche Sozialdemokratie 1918-1920, Düsseldorf 1978, S. 81.
[83] Ebenda, S. 41, S. 43 (Zitat).
[84] Eberhard Kolb: Die Arbeiterräte in der deutschen Innenpolitik 1918-1919, S. 62, S. 115..
[85] Emil Barth: Aus der Werkstatt der Revolution, S. 35.
Erstmals erschienen in: JahrBuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Januar 2009 (2009/I), S. 55-78.
Αρχές του 20ού αιώνα – Εργατικά Συμβούλια και Εργατικός Έλεγχος κατά τη διάρκεια Επαναστάσεων, Γερμανική Επανάσταση 1918/1919, Ottokar Luban, Γερμανία, ΕυρώπηEraΝαιΝαιNoΌχι -
German01/08/11
„Die wichtigste Initiative der Spartakisten in den Wochen vor der Revolution war die Einberufung einer am 7. Oktober [1918] in Berlin tagenden illegalen Konferenz von Vertretern der Spartakusorganisationen aus dem ganzen Reichsgebiet und von Linksradikalen, die nicht der USPD angehörten.“
Mit diesen Worten hebt Susanne Miller die Bedeutung dieses Treffens der – neben den revolutionären Obleuten - am entschiedensten auf einen revolutionären Umsturz drängenden Kräfte auf dem linken Flügel der deutschen Sozialdemokratie hervor und geht auf einer Drittel-Druckseite auf die wesentlichen Ergebnisse der Tagung ein.1 In keinem der die Arbeiterbewegung in der Vorrevolutionszeit behandelnden Werke, ob Ost oder West, fehlt eine Schilderung der Spartakusoktoberkonferenz Dabei fallen die Darstellungen über den Verlauf der Konferenz in vielen relevanten DDR-Publikationen wesentlich ausführlicher aus als in denen der „Westhistoriker“.2
Forschungsstand
Erstaunlicherweise haben alle Schilderungen eines gemeinsam: die einzige Quellengrundlage besteht im von den Veranstaltern herausgegebenen Konferenzbericht, der in der illegalen Zeitschrift Spartacus Nr. 12 vom Oktober 1918 und in der in Deutschland ebenfalls illegal verbreiteten deutschsprachigen Zeitschrift aus Moskau Weltrevolution Nr. 53 vom 24. Oktober 1918 abgedruckt wurde, im ersten Schriftstück ohne die behandelten Resolutionen, im zweiten mit dem Text der Resolutionen, aber mit einigen Auslassungen im eigentlichen Bericht über den Tagungsverlauf.3 Nach diesen Konferenzberichten „waren Vertreter der Spartakusorganisationen aller wichtigen Bezirke und Orte Deutschlands vertreten, ferner mehrere Ortsgruppen der sog. linksradikalen Bewegung, die bekanntlich der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei nicht angehören.“ Die Teilnehmer informierten über die von ihnen durchgeführten Aktionen. Dabei hatten die örtlichen Gruppen in der Zusammenarbeit mit der USPD nur dann gute Erfahrungen gemacht, wenn die Gruppe Internationale in den Städten und Regionen auch die Mehrheit stellte. Weiterhin wurde die Förderung der Militäragitation, die Zusammenarbeit mit der sozialistischen Jugendbewegung besprochen und der Zusammenschluss der Linksradikalen mit der Spartakusgruppe vollzogen, ohne dass die Linksradikalen der USPD beitraten. Bemerkenswerterweise fehlte die letztere Aussage in der Weltrevolution, was auf - zumindest noch nicht vollständig ausgeräumte - Unstimmigkeiten zwischen den beiden Gruppierungen hindeutet, wie sich auch bei der Auswertung weiterer Quellen zur Konferenz bestätigt (siehe unten). Den russischen Genossen wurde die „brüderliche Sympathie“ übermittelt, gegenüber den inhaftierten deutschen Genossen, speziell Liebknecht und Luxemburg, eine Solidaritätserklärung abgegeben. Beschlossen wurde, Arbeiter- und Soldatenräte in allen Orten zu gründen, falls sie nicht bereits vorhanden waren. Die „Grundidee“ einer vorgelegten „Resolution zur weltpolitischen Lage“ wurde gebilligt, „ohne sie [die Resolution] zum Beschluß zu erheben.“ Dagegen erhielt ein Aufruf an die Bevölkerung von den Konferenzteilnehmern die volle Zustimmung4 und wurde offensichtlich in der zweiten Oktoberhälfte im vielen Städten und Regionen weit verbreitet. Die Behörden entdeckten die entsprechende Flugschrift „Wir sind in die letzte Periode des Krieges eingetreten…“ mit der Unterschrift „Die Gruppe Internationale (Spartakusgruppe) [,] Die Linksradikalen Deutschlands“ bei Arbeitern auf der Vulkanwerft in Hamburg sowie in großen Mengen bei einem Spartakusmann in Duisburg.5 Nach einer Charakterisierung der politischen Entwicklung wurde in diesem Aufruf eine Reihe von Forderungen aufgestellt wie Freilassung aller politischen Gefangenen, Aufhebung des Belagerungszustandes und des Hilfsdienstgesetzes, Sozialisierung der Banken, der Schwerindustrie sowie Verkürzung der Arbeitszeit und Festsetzung von Mindestlöhnen, Enteignung der landwirtschaftlichen Groß- und Mittelbetriebe und Leitung durch Delegierte der Landarbeiter und Kleinbauern, eine „durchgreifende Umgestaltung des Heereswesens“ mit mehreren Einzelpunkten (die „Hamburger Punkte“ des 1. Reichsrätekongresses kündigen sich hier an). Zwar wird auch die „Abschaffung der Einzelstaaten und Dynastien“ gefordert, doch nicht expressis verbis die Abschaffung des halbabsolutistischen Staatssystems und stattdessen die Republik oder ein Regierungssystem der Arbeiter- und Soldatenräte. Insgesamt macht dieser sehr lange Aufruf – besonders in der ersten Hälfte - einen langatmigen zerfaserten Eindruck. Es fehlen ein paar zündende übergreifende Parolen.Es ist nicht zu verstehen, warum in der kommunistischen Parteigeschichtsschreibung und der östlichen Nachkriegshistoriographie der Konferenzbericht der Veranstalter nicht durch Archivalien und Erinnerungsberichte ergänzt und korrigiert wurde. Sogar in den kommunistischen Zeitungen und Zeitschriften der Zwischenkriegszeit sowie in der 1929 erschienenen offiziellen ersten Parteigeschichte „Illustrierte Geschichte der deutschen Revolution“,6 deren Verfasser sich auf vielfältige Materialien und reichlich Zeitzeugenaussagen stützen konnten, findet man keine zusätzlichen Informationen über die Oktoberkonferenz. Nur in zwei Regionalstudien westlicher Historiker gibt es Hinweise auf spätere Aussagen von Beteiligten über die Konferenz.7
Falsches Datum, falscher Ort
Bei einer Nachprüfung der bisher bekannten Angaben muss schon das Datum korrigiert werden. Am 9. Oktober 1918 lud das Mitglied der Spartakusführung Ernst Meyer seinen früheren Kollegen aus der Vorwärts-Redaktion Rudolf Franz, der unterdessen als Redakteur bei der Leipziger Volkszeitung arbeitete, zu „einem Familienfest, dem Freunde aus dem ganzen Reich beiwohnen…“ ein, und zwar zum 12. Oktober abends und zum 13. Oktober ganztägig. Anlaufpunkt sollte das Büro Ernst Meyers bei der ROSTA, der russischen Telegraphenagentur, in der im Zentrum Berlins gelegenen Friedrichstraße sein.8 In zwei zeitgenössischen Briefen zum einen von der wie Meyer zur Spartakusführung gehörenden Käte Duncker und zum anderen vom russischen Botschafter Adolphe Joffe wird dieses Datum bestätigt.9 Die Oktober-Konferenz der Spartakusgruppe hat also nicht am 7., sondern am 12. und 13. Oktober 1918 stattgefunden, wahrscheinlich mit voller Besetzung nur am 13., mit einer Besprechung im kleineren Kreis am 12. Oktober.
Dies ist insofern von Bedeutung, als dass damit die Zeit für die organisatorische und agitatorische Vorbereitung des angestrebten revolutionären Umsturzes für die sich mit dieser Konferenz gerade neu sammelnden linksradikalen Kräfte verkürzt wurde, zumal ihre Personaldecke noch immer sehr dünn war. Die falsche Datumsangabe im veröffentlichten Bericht erfolgte zur Irreführung der Politischen Polizei. Auch eine falsche Ortsangabe war nach Joffe ursprünglich vorgesehen, und zwar Erfurt.10 Doch im Spartacus wurde überhaupt keine Stadt genannt, nur im Bericht der Weltrevolution die unrichtige Angabe Gotha.11 Tatsächlich hat die Tagung in Berlin stattgefunden, wie der Mitorganisator Ernst Meyer Ende 1920 in einer Rezension des Dokumentenbandes von Drahn/Leonhard, in dem der Konferenzbericht enthalten ist, angemerkt hat.12
Der russische Botschafter Joffe als Autor des Aufrufes
Wie Ernst Meyer zwei Jahre nach der Oktoberkonferenz berichtete, wurde die „Resolution zur weltpolitischen Lage“, bei der die Versammlung lediglich die Grundidee akzeptiert hatte, vom Hamburger Linksradikalen Fritz Wolffheim präsentiert, der Aufruf an die Bevölkerung, der beschlossen und später massenhaft als Flugschrift Verbreitung fand, wurde von Paul Levi der Tagung vorgelegt.13 Der Verfasser dieses Aufrufes war jedoch nicht Paul Levi oder ein anderes Mitglied der Spartakusführung, sondern der russische Botschafter Joffe. Dieser teilte am 13. Oktober in einen Brief an Lenin mit, dass es „mir nur mit großer Mühe gelungen ist, ihre Zustimmung [der Konferenz] zu einer Proklamation zu erlangen, die ich geschrieben hatte und anbei mitschicke.14“
Differenzen zwischen den Hamburger Linksradikalen und Spartakus
Tatsächlich hat es um diesen Aufruf eine lebhafte Diskussion gegeben. Der Hamburger Wolffheim erhob Einwände gegen den Abschnitt, in dem die Auflösung der Truppe an der Front mit massenhafter Desertation als Beginn der Revolution gekennzeichnet und die Desertation zur Nachahmung empfohlen wurde. Nach einem polemischen Bericht Wolffheims aus dem Jahre 1920 schloss sich die Mehrheit seiner Auffassung an. Levi ließ eine Redaktionskommission einsetzen und versprach Wolfheim, dafür Sorge zu tragen, dass keine Aufforderung zur Desertation im Aufruf enthalten sein würde.15 Tatsächlich wird im gedruckten Text des Aufrufes nur verklausuliert die Tatsache einer steigenden Zahl von Deserteuren als Beginn revolutionärer Kämpfe und mehr als Zeichen der militärischen Auflösung erwähnt.16 Hier hatte Levi auf Grund der Stimmung auf der Sitzung offensichtlich etwas eingelenkt, ohne den Passus mit der Desertation vollständig zu streichen.Einfacher hatte es Levi, der das Hauptreferat hielt, und wohl die gesamte Sitzung leitete, mit einem weiteren Antrag Wolffheims, die Gewerkschaftsfrage und damit die von den Linksradikalen propagierte Einheitsorganisation von Partei und Gewerkschaft auf die Tagesordnung zu setzen. Nach den Erinnerungen des Konferenzteilnehmers Jacob Walcher fand Wolffheim für diesen Antrag aber keine Mehrheit. Levi konnte sich in diesem Falle – nach Walcher – mit den Argumenten durchsetzen, für die Gewerkschaftsfrage sei eine gründliche Beratung notwendig, im Augenblick stünden jedoch die Fragen, die direkt mit der Vorbereitung der Revolution zusammenhängen, im Vordergrund.17 Ähnlich wie bei Walcher kommt in den Erinnerungen des Konferenzteilnehmers Fritz Rück aus Stuttgart zum Ausdruck, dass es Paul Levi gelang, „von der Feststellung aus, daß der Zusammenbruch der Militärmaschine und des Kaiserreiches eine Tatsache sei, man sich bereits in einer Revolution befinde und nun jeder an seinem Platz und an seinem Ort die notwendigen organisatorischen und agitatorischen Konsequenzen zu ziehen habe“, eine Einigung auf der Basis des im Aufruf enthaltenen Programms zu erreichen.18 Wahrscheinlich versuchte Wolffheim aber noch mit einem weiteren Antrag zum Ziel der Anerkennung der Einheitsorganisation, die als Kommunistische Partei während der Revolution entstehen sollte, zu kommen. Damit wäre es auch zu einer Loslösung der Spartakusgruppe aus der USPD gekommen, die von der Spartakusführung zu diesem Zeitpunkt noch abgelehnt wurde. Nach stichwortartig niedergeschriebenen Erinnerungen Wolffheims aus dem Jahre 1925 hatte er den Antrag gestellt, „dass die ganze revolutionäre Bewegung im Augenblick des Aufstandes als kommunistische Partei in Erscheinung treten soll, dass sich die Partei von unten nach oben aufbauen, ihre Orientierung aber von den bestehenden Spitzen der Bewegung erhalten solle. Antrag abgelehnt durch Manöver von Paul Levi.“19 Es sieht so aus, als ob Wolffheim dem Versammlungsleiter Paul Levi einige Schwierigkeiten bereitete, sich aber nicht durchsetzen konnte.
Erfolgreiche integrative Bemühungen Levis
Zum Thema einer Zusammenarbeit mit der USPD könnte ebenfalls ein Antrag vorgelegen haben. In den von der Polizei in Duisburg bei dem Spartakusmann Ulrich Rogg beschlagnahmten Papieren befindet sich neben anderen Konferenzmaterialien auch eine Resolution, die offensichtlich aus Duisburg selbst oder einer örtlichen Spartakusgruppe gekommen ist und für die Oktoberkonferenz gedacht war. Hierin werden einerseits die MSPD und auch die USPD scharf angegriffen, aber andrerseits sollen die Unabhängigen zur Beteiligung an Massenaktionen gedrängt werden. Ein Austritt aus der USPD „ist absolut zu verwerfen, als in diesem Zeitpunkt zwecklos.“20 Wie der offizielle Konferenzbericht zeigt, ist in dieser Frage auf der Tagung ein unverbindlicher Kompromiss gefunden worden. Die USPD-Politik in Bezug auf den Wilson-Frieden und die Parlamentarisierung wurde als nichtrevolutionär, als Ablenkung vom Ziel einer „Herbeiführung der Revolution“ verurteilt. Die Zusammenarbeit mit der USPD in den Orten, in denen die Spartakusgruppe die Minderheit darstellte, sei nicht günstig gewesen. Konsequenzen für das zukünftige Verhalten wurden nicht gezogen.21Die Spartakusführung versuchte offensichtlich auch in weiteren Punkten mit einigen Zugeständnissen an die Linksradikalen integrativ zu wirken. Neben dem Fortfall einer Aufforderung zur Desertation, die allgemein keinen Anklang auf der Konferenz gefunden hatte, wurde im Spartacus im Gegensatz zur Weltrevolution erwähnt, dass die Teilnehmer mit der „Grundidee“ der von Wolffheim vorgelegten „Resolution über die weltpolitische Lage“ „einverstanden“ gewesen wären. Eine Ablehnung blieb Wolffheim damit erspart. Weiterhin wurde im offiziellen Bericht des Spartacus ein „Zusammenschluß der Linksradikalen Bewegung mit der Spartakus-Organisation“ und „eine feste gemeinsame Grundlage“ konstatiert, ein Passus, der in der Weltrevolution ebenfalls nicht enthalten ist.22 Diese entgegenkommende Haltung der Spartakusführung wurde von den Linksradikalen, wie einem Kommentar in ihrem Organ Arbeiterpolitik zu entnehmen ist, auch durchaus positiv aufgenommen.23
Teilnehmer der Konferenz
Nach den Erinnerungen Jacob Walchers handelte sich bei der Oktoberkonferenz um eine kleine Zusammenkunft mit höchstens 30 Teilnehmern, was für ein illegales Treffen durchaus als angemessen erscheint.24 Wegen der fehlenden Überlieferung sind nur wenige Teilnehmer namentlich bekannt geworden. Zweifelsfrei fest steht die Teilnahme von Ulrich Rogg aus Duisburg, der dort ein dichtes Netz von Spartakusvertrauensleuten in der USPD-Organisation der Region aufgebaut hatte, ferner von Fritz Rück, württembergischer USPD-Landesvorsitzender und Redakteur des Stuttgarter Sozialdemokrat, von Fritz Wolffheim, dem Vertreter der Hamburger Linksradikalen, einer Gruppe, die nach zwei Verhaftungswellen im März und Mai 1918 stark dezimiert war,25 von Jacob Walcher, dem früheren linken Redakteur der Schwäbischen Tagwacht aus Stuttgart, der nach seiner 1915 erfolgten Umsiedlung nach Berlin von 1917 bis Mai 1918 aus beruflichen Gründen weitgehend politisch passiv geblieben war und erst wieder durch Käte Duncker und Fritz Rück – besonders ab Oktober 1918 – in die illegale politische Arbeit miteinbezogen worden war,26 sowie von August Merges, dem Leiter Spartakusgruppe in Braunschweig.27Anwesend auf der Oktoberkonferenz waren von der Spartakusführung Käte Duncker und Ernst Meyer, Berlin, sowie der noch in Frankfurt lebende, aber seit Mai 1918 häufig nach Berlin kommende Rechtsanwalt Paul Levi28, nach einer Bemerkung Wolffheims29 eventuell auch der Partei- und Literaturhistoriker Franz Mehring.
Die weiteren Spartakusführer Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht, Leo Jogiches und Karl Schulz (zwischen Mai und August in der Spartakusleitung)30 waren in Haft, Clara Zetkin in Stuttgart krankheitsbedingt nicht reisefähig. Die zahlenmäßig schwache Vertretung der Spartakusführung verdeutlicht die äußerst dünne Personaldecke der linksradikalen Bewegung.
Die Auswirkungen der Oktoberkonferenz
Es hätte nahe gelegen, dass auch ein Vertreter der Bolschewiki, eventuell auch der russische Botschafter Joffe auf der Spartakuskonferenz aufgetreten wäre, wie dies der bolschewistische Vertreter Petr Schtudschka auf einer internen USPD-Reichskonferenz Mitte September 1918 getan hatte.31 Doch da die russische Botschaft scharf von der Politischen Polizei beobachtet wurde und deshalb die russischen Genossen befürchten mussten, dass die Spartakuskonferenz auffliegen würde, wurde – wie einem Brief des in Berlin weilenden russischen Wirtschaftsexperten Miljutin an Lenin zu entnehmen ist - darauf verzichtet.32 Stattdessen besuchte nach der Konferenz Käte Duncker von der Spartakusleitung - eventuell gemeinsam mit weiteren Spartakusführern wie Levi, Meyer und Mehring – die russische Botschaft, um den russischen Genossen und der gerade frisch eingetroffenen Sekretärin der Internationalen Sozialistischen Kommission der Zimmerwalder Bewegung Angelica Balabanoff über die Spartakuskonferenz zu berichten.33 Aus verschiedenen Briefen an Lenin spiegelt sich der Eindruck wider, den die russischen Genossen und Angelica Balabanoff auf Grund der Berichte über die Spartakuskonferenz und weiterer Informationen aus der linken Szene gewonnen hatten. Joffe berichtete vom Einverständnis der Spartakusführer mit der von ihm vorgeschlagenen Taktik der provokativen Straßendemonstrationen mit einem ersten Versuch bei der Reichstagseröffnung., hatte aber wenig Hoffnung auf einen Erfolg. „Es ist ein Unglück, dass sie so schwach sind.“ Seine Hoffnung setzte er vor allem auf die aus den Gefängnissen und von der Front zurückerwarteten prominenten Persönlichkeiten.34 Angelica Balabanoff berichtete Lenin in einem Schreiben vom 19. Oktober 1918 nach ihrem Berlin-Aufenthalt über ihre Gespräche mit den deutschen Linken, sie hätte auf ihre konkrete Frage, welchen Einfluss „sie unter den Massen besitzen“, von den Spartakusführern „keine konkrete Antwort erhalten.“35 Im Schreiben Miljutins an Lenin von Mitte Oktober 1918 bezieht sich der russische Wirtschaftsexperte ebenfalls auf die Spartakuskonferenz: „Die Spartakisten machen keinen sehr starken Eindruck. Sie hatten eine Konferenz. Haben Verbindungen zur Provinz und zur Armee. Besitzen zwei legale Zeitungen (Die eine hat eine Auflage von 4000 Exemplaren, die andere 1500 [Der Sozialdemokrat, Stuttgart, und die Arbeiterpolitik, Bremen] unsere Prawda hatte 1917 stets eine Auflage von 50.000 bis 60.000 Exemplaren.). Sie haben noch keine einzige Demonstration durchgeführt und organisiert, von mehr gar nicht zu reden … Schließlich gibt es noch einen illegalen „Arbeiterrat“, in dem 400.000 Arbeiter zusammengeschlossen sein sollen [die Revolutionären Obleute]. Dies ist eine bedeutendere Angelegenheit. Es ist jedoch eigenartig, Die Spartakisten haben zu ihm fast keine Verbindung. Das trifft auch auf unsere Leute zu.“36Die Aussage Miljutins über die fehlende Verbindung der Spartakusführung zu den revolutionären Obleuten erstaunt. Denn es hätte nahe gelegen, dass alle den revolutionären Umsturz anstrebenden Kräfte zusammengearbeitet hätten. Eine Erklärung findet sich in einem Bericht des führenden Spartakusmitgliedes Wilhelm Pieck vom 15. September 1918. Pieck, der als desertierter Soldat im März 1918 nach Holland geflüchtet und in die Redaktion der deutschsprachigen sozialistischen Zeitung „Der Kampf“ in Amsterdam eingetreten war, hatte in der ersten Hälfte des Septembers illegal Berlin besucht und mit der Führung der ‚Revolutionären Obleute’ gesprochen. Die revolutionäre Erhebung sei für den Januar 1919 geplant, so jedenfalls die Erwartung der deutschen Revolutionäre in der ersten Septemberhälfte 1918. Die Leitung der Betriebsvertrauensleute hätte die Kontakte zur Spartakusgruppe abgebrochen, da diese zu stark von der Politischen Polizei beobachtet werde.37 Die Politische Polizei in Berlin hatte Ende März und Mitte August 1918 der Spartakusorganisation vernichtende Schläge versetzt und schrieb sich deshalb Ende September 1918 das Verdienst zu, durch die Aushebung der Jogiches-Gruppe Ende März und der Holz[Karl Schulz]-Gruppe Mitte August alle Pläne der revolutionären Linken für einen Generalstreik zunichte gemacht zu haben, zumal der Polizei im August das „gesamte Adressenmaterial“ [der Spartakuszentrale] in die Hände gefallen sei.38 Offensichtlich war in die Spartakusgruppe – wahrscheinlich durch die Zusammenarbeit mit den Hamburger Linksradikalen39 – ein Polizeispitzel eingedrungen. Die revolutionären Obleute hatten damit allen Grund, gegenüber der Spartakusgruppe Distanz zu wahren.
Höchstwahrscheinlich hatte dies auch Auswirkungen auf die von der Spartakusgruppe unter der Schirmherrschaft Joffes für die zweite Oktoberhälfte angestrebten Massendemonstrationen in Berlin, an denen sich die USPD zunächst nicht beteiligte. Hier mag der dominierende Einfluss der zur Führung der revolutionären Obleute gehörenden Parteigrößen der Berliner USPD, des Reichtagsabgeordneten Georg Ledebour und des – in Vertretung für den inhaftierten Wilhelm Dittmann amtierenden - Parteisekretärs Ernst Däumig, eine große Rolle gespielt zu haben. Joffe jedenfalls stellte in einem weiteren ausführlichen Schreiben an Lenin vom 19. Oktober auch nach der Spartakuskonferenz vom 13. Oktober keine wesentliche Verbesserung der Revolutionsaussichten in Deutschland fest: Während die Armee zerfalle, gäbe es einen Stillstand der revolutionären Gärung im Proletariat, „weil es keine Partei gibt, die die Massen ständig revolutionieren und alle Fehler der regierenden Parteien ausnutzen konnte. Es ist zweifellos so, dass die Scheidemann-Leute [die MSPD] immer noch die große Popularität haben.“ Das hätte sich gerade bei Nachwahlen zum Reichstag in Berlin gezeigt, wo die MSPD 2/3, die USPD nur 1/3 der Stimmen erhalten habe.40 Eine von Joffe angeregte Demonstration der Spartakusgruppe am 16. Oktober vor dem Reichstagsgebäude und in der Innenstadt, der sich die Unabhängigen nicht angeschlossen hatten, machte wegen der geringen Beteiligung nur einen „kläglichen Eindruck“.41
Bei den Hamburger Linksradikalen konnte der Historiker Volker Ullrich eine Belebung der revolutionären Bestrebungen als Folge der Oktoberkonferenz feststellen. Dies gilt auch für Duisburg mit Ausstrahlung auf die gesamte Region. In beiden Fällen wurde von den Strafverfolgungsbehörden durch Verhaftung aller linksradikaler Aktivisten dieser intensivierten Vorbereitung auf die Revolution schnell ein Ende bereitet.42 Unter den in Berlin gegebenen Bedingungen war von einem Auftrieb der revolutionären Bewegung in der zweiten Oktoberhälfte und in den allerersten Novembertagen kaum etwas zu bemerken. Zwar gab es eine große Willkommensdemonstration am 23. Oktober für den per Amnestie aus dem Zuchthaus entlassenen Karl Liebknecht, der in den folgenden zwei Wochen bejubelte Auftritte auf USPD-Versammlungen hatte. Auch intensivierte der am 26. Oktober aus dem holländischen Exil zurückkehrende Wilhelm Pieck die Spartakusflugblattagitation erheblich. Doch zu der von den Spartakusführern erhofften Steigerung der Massenaktionen zur spontanen revolutionären Erhebung kam es nicht. Verzweifelt beklagte der Spartakusführer Hermann Duncker das Zurückweichen der Demonstranten vor der Polizei beim Empfang Liebknechts am 23. Oktober sowie am 5. November die Passivität der Berliner Arbeiterschaft angesichts der revolutionären Aktionen in anderen Teilen Deutschlands, der Versammlungsverbote in Berlin und der Ausweisung der Russischen Botschaft.43 Angesichts der durch die Verhaftungswellen vom März und August dezimierten Führer- und Helferschar konnte die Spartakusgruppe in Berlin keine größeren Einfluss auf die revolutionäre Entwicklung nehmen, da – wie Levi am 5. November an Rosa Luxemburg schrieb „uns ja augenblicklich jeder Mechanismus fehlt, der selbständig Massen in Bewegung setzen könnte..."44 Die Spartakusführung steckte mit ihrem Revolutionskonzept der sich bis zur spontanen revolutionären Erhebung steigernden Massenaktionen fest, einerseits zwischen der USPD-Führung, die eine Revolution eigentlich für nicht möglich hielt, und andererseits den revolutionären Obleuten, die auf ihrem Plan einer sorgfältig vorbereiteten einmaligen Aktion, eines revolutionären Massenstreiks mit bewaffnetem Umsturz beharrten.45 In welchem Ausmaße die gerade in den Wochen vor dem 9. November massenhaft verbreiteten Spartakusflugblätter und die mündliche Agitation eines Karl Liebknechts zur Steigerung der Revolutionsbereitschaft beigetragen haben, ist schwer abschätzbar. Im Aktionsausschuss der revolutionären Obleute, die einzige wirkungsvolle revolutionäre Gremium in Berlin, hat Liebknecht mit seinem Drängen auf baldige Aktionen auf jeden Fall bewirkt, dass die bremsende Wirkung der USPD-Führer nicht zur Geltung kamen. Von der Oktoberkonferenz der Spartakusgruppe am 13. Oktober 1918 selbst ist infolge der bis in die zweite Oktoberhälfte andauernden Verhaftungsmaßnahmen keine revolutionierende Wirkung ausgegangen.
- Susanne Miller: Die Bürde der Macht. Die deutsche Sozialdemokratie 1918-1920, Düsseldorf 1978, S.42 (Zitat), S. 42 f.
zurück - Z.B.: Heinz Wohlgemuth: Die Entstehung der KPD. Überblick, 2., vollständig überarbeitete und ergänzte Aufl., Berlin [Ost] 1978, S. 218-220; J[akow] S. Drabkin: Die Novemberrevolution 1918 in Deutschland, Berlin Ost 1968, S. 85-88.
zurück - Spartakusbriefe, hrsg. vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Berlin [Ost] 1958, S. 469-471; Ernst Drahn, Susanne Leonhard (Hrsg.): Unterirdische Literatur im revolutionären Deutschland während des Weltkrieges, Berlin 1920, S. 113-118; Neuauflage [Reprint nur mit dem Teil der von S. Leonhard herausgegebenen Dokumente, aber mit der gleichen Seitennummerierung]: Susanne Leonhard (Hrsg.): Unterirdische Literatur im revolutionären Deutschland während des Weltkrieges, Frankfurt/Main 1968, S. 114 („Resolution zur Weltpolitischen Lage“), S. 115-117 („Aufruf an die Bevölkerung“); nach Drahn/Leonhard auch wiedergegeben in: Dokumente und Materialien zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Reihe II 1914-1948, hrsg. vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Bd. 2, November 1917 – Dezember 1918, Berlin Ost] 1957, S. 228-234.
zurück - Spartakusbriefe, S. 469-471, S. 471, S. 470 (in der Reihenfolge der Zitate).
zurück - Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde [BArch Berlin], R 3003, J 810/18, Nr. 1, Bl. 2 f.; Leo Stern (Hrsg.):Archivalische Forschungen zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Bd. 4/IV, Berlin [Ost] 1959, S. 1723-1726.
zurück - Illustrierte Geschichte der deutschen Revolution [Reprint der Ausgabe von (Berlin)1929], Frankfurt [Main] 1970, S. 177 f. Hier wird lediglich der Text des Aufrufes mit der falschen Angabe des Konferenzdatums “1.[sic!] Oktober“ wiedergegeben.
zurück - Volker Ullrich: Die Hamburger Arbeiterbewegung vom Vorabend des Ersten Weltkrieges bis zur Revolution 1918/19, Bd.1, Bd. 2, Hamburg 1976, hier: Bd. 1, S. 605-609, Bd. 2, S. 220 (Anm. 60), S. 221 (Anm. 63); Sylvia Neuschl: Geschichte der USPD in Württemberg oder Über die Unmöglichkeit einig zu bleiben, Esslingen 1983, S. 155.
zurück - In: BArch Berlin, NY 4020, Nr.5. Rudolf Franz konnte nicht teilnehmen.
zurück - Käte Duncker schreibt in einem Brief an ihre Tochter Hedwig am17.10.18 von einer „Spa[rtakus]. Konferenz vom ganzen Reich“ am vergangenen Sonntag (Stiftung Archive der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde [SAPMO BArch], NY 4445, Nr. 236, Bl. 90. Adolph Joffe geht in einem Brief an Lenin vom 13. Oktober 1918 auf die Spartakuskonferenz von „Gestern“ ein. Da der 12seitige handgeschriebene Brief offensichtlich nachts, also in seinem letzten Teil schon am 14., geschrieben worden ist, meint Joffe höchstwahrscheinlich den 13. Oktober (Russisches Staatsarchiv für sozialpolitische Geschichte, Moskau [RGASPI], f. 5, op.1, d. 2134,Bl. 41 Rücks.)
zurück - Am Ende des Briefes vom 13. Oktober informiert Joffe Lenin, dass als offizielles Tagungsdatum der 7. und als offizieller Tagungsort Erfurt genannt werden sollen (ebenda, Bl. 44 Rücks.).
zurück - Susanne Leonhard (Hrsg.): Unterirdische Literatur, S. 113 (im kurzen einleitenden Text, der sich aber auf die Weltrevolution stützte).
zurück - E. M.: Revolutionäre Literatur während des Krieges, in: Die Internationale, Zentralorgan der USPD, 17. November 1920, Nr. 17 [im Original auf der Titelseite falsch: Nr. 27], S. 3.
zurück - Ebenda.
zurück - Zitiert nach: Alexander Vatlin: Im zweiten Oktober. Lenin, die Niederlage des Deutschen Reiches und die außenpolitische Wende der Bolschewiki, in: Jahrbuch für historische Kommunismusforschung, 2007, S. 180-200, hier: S. 195.
zurück - Heinrich Laufenberg, Fritz Wolffheim (im Auftrage der Ersten Bezirkskonferenz des Bezirks Nord der Kommunistischen Arbeiterpartei): Kommunismus gegen Spartakismus. Eine reinliche Scheidung, Hamburg, 1. Mai 1920, Verlag Willascheck & Co. (Flugschrift), in: Archiv der sozialen Demokratie, Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn-Bad Godesberg, Nachlass Paul Levi, M181,
zurück - Susanne Leonhard (Hrsg.): Unterirdische Literatur, S. 115.
zurück - Jacob Walcher: Erinnerungsbericht, S. 36. (Bezirksparteiarchiv der SED Berlin, V5/ 011, jetzt Landesarchiv Berlin).
zurück - Fritz Rück. November 1918. die Revolution in Württemberg, o. O, o. J. [Stuttgart 1958, Selbstverlag des Verfassers], S. 15.
zurück - Fritz Wolffheim: Notizen über die Geschichte unserer Bewegung zum Gebrauch des Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft für revol. Politik, Genossen Emil Geiger [1925 geschrieben], in: SAPMO BArch, Ry 1/I, 5/5, Bd. VII, Nr. 1, S. 91.
zurück - BArch Berlin, R 3003, J 810/18, Nr. 1, Bl. 40 (Hülle), darin Bl. 4 mit Rücks. („Politische Lage und Aufgaben“).
zurück - Spartakusbriefe, S. 470.
zurück - Ebenda.
zurück - Volker Ullrich: Die Hamburger Arbeiterbewegung, Bd. 1, S. 608.
zurück - Mündliche Auskünfte Jacob Walchers gegenüber dem Verfasser am 2. Juli 1969.
zurück - Volker Ullrich: Die Hamburger Arbeiterbewegung, Bd. 1, S. 604.
zurück - Walcher wohnte im zentralen Berliner Stadtteil Moabit und hatte 1917/18 einen langen Anfahrtsweg zu seiner Arbeitsstelle in Nowawes (heute: Babelsberg-Potsdam) bei Berlin (Mündliche Auskünfte Jacob Walchers gegenüber dem Verfasser am 2. Juli 1969).
zurück - Mündliche Auskünfte von Walter Merges, des Sohnes von August Merges, gegenüber dem Verfasser am 16. März 1969.
zurück - Erst am 5. November 1918 bekundete Levi in einem Kassiber für die inhaftierte Rosa Luxemburg, dass er am folgenden Wochenende nach Berlin übersiedeln werde ( Kassiber abgedruckt in: Ottokar Luban: Zwei Schreiben der Spartakuszentrale an Rosa Luxemburg (Juni 1917; 5. November 1918), in: Archiv für Sozialgeschichte, XI, 1971, S. 225-240, hier: 238).
zurück - „Teilnahme an der Oktoberkonferenz nach Zusammenwirken mit Mehring und Ernst Meyer“ (Fritz Wolffheim: Notizen über die Geschichte unserer Bewegung zum Gebrauch des Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft für revolutionäre Politik, Genossen Emil Geiger, 1925 geschrieben, in: SAPMO Ry 1/I, 5/5, Bd. VII, Nr. 1, Bl. 91).
zurück - Ottokar Luban: Ermittlungen der Strafverfolgungsbehörden gegen Mathilde Jacob und Leo Jogiches (1915-1918). Einige Ergänzungen zu ihren politischen Biographien, in: IWK, Jg. 31 (1995), H.3, S. 328 f.
zurück - Alexander Vatlin: Im zweiten Oktober, S. 183.
zurück - RGASPI, f. 5, op.1, d. 1204, Bl. 1
zurück - Brief K. Dunckers an ihre Tochter Hedwig vom 17.10.1918, in : SAPMO BArch, NY 4445, Nr. 236, Bl. 90.
zurück - Brief Joffes an Lenin vom 13.{14.} Oktober 1918, in: RGASPI, f. 5, op.1, d. 2134, Bl. 41 Rücks.
zurück - RGASPI, f. 5, op.3, d. 80, Bl. 2 Rücks.
zurück - Schreiben Miljutins an Lenin, ohne Datum [nach dem 14. Oktober 1918], in: RGASPI, f. 5, op. 1, d. 1204, Bl. 1.
zurück - Jean-Claude Montant: La propagande extérieure de la France pendant la Première Guerre Mondiale. L’exemple de quelques neutres européennes, thèse pour le doctorat de l’État , université de Paris I, Panthéon-Sorbonne 1988, S. 1489 f.
zurück - Bericht der Politischen Polizei Berlin vom 28. September 1918, in: Landesarchiv Berlin, A Pr. Br. Rep. 030, Nr. 15842, Bl. 131.
zurück - Volker Ullrich: Die Hamburger Arbeiterbewegung, Bd. 1, S. 558-563.
zurück - RGASPI, f. 5, op.1, d. 2134, Bl. 46
zurück - Ebenda, Bl. 47.
zurück - Volker Ullrich: Die Hamburger Arbeiterbewegung, Bd.1, S. 608-610; BArch Berlin, R 3003, J 810/18, Nr. 1, insbes.: Bl. 2-4.
zurück - SAPMO, NY 4445 (Nachlass Hermann und Käte Duncker), Nr.155, Bl.303, o. D.; Bl. 306, 5.11.1918.
zurück - Ottokar Luban, Zwei Schreiben der Spartakuszentrale an Rosa Luxemburg, S. 239.
zurück - Hierzu demnächst: Ottokar Luban: Spartakusgruppe, revolutionäre Obleute und die politischen Massenstreiks in Deutschland während des Ersten Weltkrieges, in: Mitteilungsblatt des Instituts für soziale Bewegungen [der Ruhr-Universität Bochum], Heft 40.
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Erstmalig erschienen in: Ulla Plener (Hg.): Die Novemberrevolution 1918/19 in Deutschland. Für bürgerliche und sozialistische Demokratie. Allgemeine, regionale und biographische Aspekte. Beiträge zum 90. Jahrestag der Revolution, Berlin 2009, S. 68 - 78.
Αρχές του 20ού αιώνα – Εργατικά Συμβούλια και Εργατικός Έλεγχος κατά τη διάρκεια Επαναστάσεων, Γερμανική Επανάσταση 1918/1919, Ottokar Luban, Ρωσική Επανάσταση, Κοινωνικοί Αγώνες, Karl Liebknecht, Γερμανία, ΕυρώπηTopicΝαιΝαιNoΌχι - Susanne Miller: Die Bürde der Macht. Die deutsche Sozialdemokratie 1918-1920, Düsseldorf 1978, S.42 (Zitat), S. 42 f.
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German01/08/11
Infolge des uns zur Verfügung stehenden knappen Raumes müssen wir uns in unserem Beitrag auf einige Bemerkungen über die spanische Revolution beschränken und dabei in Kauf nehmen, da wir das tatsächliche Geschehen, auf das wir unsere Auffassungen stützen, nicht darstellen können, hier und da mißverstanden zu werden. Es genügt uns aber, wenn wir den einen oder anderen kritischen Sozialisten zum Studium der spanischen Revolution anregen.
Die spanische Revolution blieb eine "unvollendete Revolution". Die Notwendigkeiten der Kriegsführung und schließlich der militärische Sieg der verbündeten spanischen, deutschen und italienischen Faschisten setzten der Verwirklichung der ihr zugrunde liegenden Konzeption enge Grenzen. Trotzdem hat sie das Wesentliche einer sozialistischen Neuordnung deutlicher gemacht als alle bisherigen Sozialisierungsversuche. Sie hat gezeigt, daß die Sozialisierung vom Standpunkt der Arbeiterschaft zwei selbständige, gleich wichtige Inhalte hat:
- Die Schaffung einer neuen demokratischen Leitung der Betriebe durch die Belegschaften, also die Änderung "des Verhältnisses des Arbeiters zu seinen Produktionsmitteln" am Arbeitsplatz. Dieser Vorgang bezeichnet man in Spanien als Kollektivierung der Betriebe.
- Den Aufbau einer nicht staatsbürokratischen Planungsorganisation für die Volkswirtschaft auf der durch die soziale Revolution in den Betrieben geschaffenen Grundlage durch die Produzenten.
Die erste Aufgabe wurde in der spanischen Revolution grundsätzlich gelöst. Wir haben in unserem ersten Aufsatz gezeigt, welches die subjektiven Voraussetzungen hierzu waren. Von den sozialistischen Parteien wurden sie kaum gesehen. Ihr konkreter Gehalt war durch Allgemeinbegriffe wie "Staat", "Gesellschaft" oder den der zum mystischen Träger des geschichtlichen Fortschritts gestempelten "Arbeiterklasse" vernebelt. Wie immer, wenn abstrakte Begriffe die Köpfe beherrschen, blieb als einziger konkreter Akteur die Bürokratie.
Indem sie die wirtschaftlichen Leitungsaufgaben einer dieser Ziele entsprechend organisierten und vorbereiteten Arbeiterschaft übertrug, wies die spanische Revolution dem Sozialismus einen Weg, der sowohl das Entstehen einer neuen herrschenden Managerschicht wie die Stärkung der vorhandenen Staatsbürokratie vermeidbar macht.
Ein Gesetz verdient in diesem Zusammenhang der Vergessenheit entrissen zu werden, weil es die bisher weitestgehende und kühnste Legalisierung einer von den Arbeitern geleiteten Wirtschaft darstellt; das von der katalanischen Regierung am 24. Oktober 1936 erlassene Dekret über die Kollektivierung der Industrie und die Mitbestimmung in den Privatbetrieben. Es teilt die Betriebe in zwei Gruppen ein, in kollektivierte, in denen die Betriebsführung in den Händen eines von der Belegschaft gewählten Betriebsrates liegt, und in private, in denen die Arbeiterräte ein weitgehendes Mitbestimmungsrecht ausüben. Kollektiviert werden alle Betriebe mit mehr als 100 Beschäftigten sowie Betriebe mit 50 bis 100 Beschäftigten, wenn 3/4 der Belegschaft es fordern. Das Wirtschaftsministerium hat - insbesondere bei Betrieben über 500 Beschäftigten - gewisse Kontroll- und Mitwirkungsrechte.
Als Leitungsorgane für die einzelnen Industrien werden Industrieräte gebildet. Sie bestehen aus vier Vertretern der Betriebsräte, auch Gewerkschaftsvertretern und vier vom Wirtschaftsministerium vorgeschlagenen "Technikern".
Die Industrieräte sind wiederum im katalanischen Wirtschaftsrat als oberstem Leitungsorgan, an dessen Spitze der Wirtschaftsminister steht, zusammengefaßt. Alle Delegierte sind sie abrufbar und erhalten keine Managergehälter, die sie der Arbeiterklasse entfremden.
Die neue Ordnung wurde jedoch nicht durch dieses Gesetz beschaffen, es legalisierte nur einen Zustand, der schon zu funktionieren begonnen hatte und im sozialen Leben verankert war. Seine Grundlage war nicht staatlicher Zwang, sondern der Wille und das Können der Arbeiterschaft.
Die zweite Aufgabe, die Zusammenfügung der kollektivierten Betriebe zu einer von den Produzenten im Interesse des Volkes geleiteten Planwirtschaft, zur "Produzentendemokratie" als der Alternative zur "sozialistischen" Verwaltungswirtschaft konnte dagegen von der spanischen Revolution zumindest in der Praxis nicht gelöst werden. Es gibt hierfür im Wesentlichen zwei Gründe:
Wir wiesen schon darauf hin, daß das Experiment im Rahmen einer Kriegs- und Mangelwirtschaft erfolgte, daß alle Planungen unter der Notwendigkeit, die Fronten zu versorgen, standen. Es soll aber erwähnt werden, daß solche Leistungen wie der Aufbau der katalanischen Kriegsindustrie allein das Werk der Gewerkschaften und nicht der Staatsbürokratie waren.
Dem Sozialisten, der die spanische Erfahrung für die Praxis nutzbar machen will, sind dagegen die Fehler, die zwangsläufig aus der Doktrin der spanischen Arbeiterbewegung folgten, wichtiger als die historischen "Zufälligkeiten". Sie lagen in der Beschränkung der Revolution auf den wirtschaftlichen Bereich. Die Übernahme der Betriebe erfolgte in einem Moment der Schwäche des Staatsapparates. Der Staat als gesellschaftliche Institution hörte aber nicht auf zu bestehen. Da man es versäumte, ihn unter die Kontrolle der der sozialen Neuordnung ergebenen Kräfte zu bringen, erstand er wieder als bürgerlich-bürokratischer Staat, also als seinem Wesen nach im Gegensatz zur freiheitlich-sozialistischen Entwicklung stehend. Volksfrontideologien und die traditionelle syndikalistische Auffassung, daß die soziale Revolution völlig außerhalb des staatlichen Bereiches durchzuführen sei, lenkten in der entscheidenden ersten Phase der Revolution gleicherweise von den notwendigen "politischen" Schritten ab.
In Spanien war die stärkste revolutionäre Kraft, die CNT, gegenüber den Problemen, vor die die Existenz des Staates die Arbeiterbewegung stellte, genau so hilflos wie die Staatssozialisten aller Richtungen es bisher gegenüber der Aufgabe der demokratischen Organisation der Wirtschaft waren. Die von den Revolutionären nicht übernommene Staatsmacht fiel zwangsläufig in die Hände der bürgerlich-stalinistischen Reaktion. Sie wurde von dieser benutzt, die Errungenschaften der Arbeiter und Bauern systematisch zu beseitigen. Das wesentliche taktische Mittel war die Verstaatlichung der kollektivierten Betriebe als Wiederherstellung der Herrschaft der Bürokratie und Vorstufe der Reprivatisierung.
Ob die Macht des spanischen Proletariats unter den Bedingungen des Krieges zur Änderung der staatlichen Institutionen ausgereicht hätte, kann hier nicht untersucht werden. Darüber, daß ein solcher Versuch im Falle eines Sieges der Republik gemacht werden mußte, bestand bei den revolutionären Klarheit. Die gleiche Einsicht finden wir auch bei der polnischen Linken. Wir verweisen auf den in SoPo IV/57 abgedruckten bedeutsamen Aufsatz aus Pro Prostu, in dem ausgesprochen wird, daß die Demokratisierung der Betriebe scheitern müsse, wenn sie nicht von einer grundlegenden Änderung der bürokratischen Staatsstruktur begleitet sei.
Wir können den Verlauf der inneren Auseinandersetzungen zwischen Reaktion im republikanischen Lager nicht in seinen Einzelheiten darstellen. Ein unter dem Eindruck der größtenteils von stalinistischen Militärdilettanten verursachten Niederlagen (unsinnige Madrid- Tebruel- und Ebrooffensive) und des Versagens der staatlichen Wirtschaftspolitik zustande gekommener Pakt zwischen den sozialistischen und syndikalistischen Gewerkschaften und ein von ihnen ausgearbeitetes gemeinsames Aktionsprogramm kamen zu spät, um die Lage noch zu retten.
Aber in den Diskussionen, die um dieses Aktionsprogramm zur Rettung der Revolution geführt wurden, zeichnet sich die Konzeption einer freiheitlich-sozialistischen Gesellschaft ab, die wir neben ihrem großartigen kämpferische Stil als das Vermächtnis der spanischen Revolution an alle, die die Sache des Sozialismus nicht verloren geben, werten möchten. Wir können es nur kurz skizzieren.
An die Stelle des zentralistischen Zwangsstaates tritt eine dezentralisierte, auf Selbstverwaltungskörperschaften aufgebaute entbürokratisierte Demokratie. In dieser Demokratie ist durch die Übergabe der Betriebe an die Arbeiterschaft erstmals deren soziale Gleichstellung mit den anderen gesellschaftlichen Gruppen verwirklicht. Erst hierdurch wird die verbale Demokratie zur realen; denn solange parlamentarische Mehrheiten oder diktatorische Bürokratien über die Industrie entscheiden, ist das Proletariat, auch nach Beseitigung der Kapitalherrschaft, eine unterdrückte Klasse. Um mit den anderen sozialen Klassen auf der Grundlage der Gleichheit verhandeln zu können, muß es außerdem über ein zentrales Organ verfügen, mittels dessen es die Industrie insgesamt verwalten kann.
Diese Kerngedanken der spanischen Revolution haben heute die polnischen, die ungarischen Arbeiter und der Bund der Kommunisten in Jugoslawien erneut auf die Tagesordnung gesetzt. Es bestehen allerdings in der Art der Lösungsversuche einige wichtige Unterschiede. In Spanien sieht die Arbeiterschaft in den Gewerkschaften das geeignete Organ zur Verwirklichung des oben gekennzeichneten Zieles. So war als Planungsorgan der Volkswirtschaft ein staatlicher "Nationaler Wirtschaftsrat" vorgesehen, in dem die Gewerkschaftsvertreter gegenüber denen des Staatsapparates die Mehrheit haben sollten. In Polen soll dagegen die Klassenvertretung der Arbeiterschaft durch ein Rätesystem gebildet werden, an dessen Spitze ein zentraler Arbeiterrat steht als Verhandlungspartner mit dem Sejm. Diese Unterschiede dürften in der Struktur der Gewerkschaften begründet sein. Wo diese zentralistisch-bürokratisch sind, treten zwangsläufig die Räte in den Vordergrund.
Eine solche Ordnung löst das Zerrbild auf, zu dem die Diktatur des Proletariats in den stalinistisch beherrschten Ländern geworden ist, nämlich zur Diktatur einer Bürokratie, die im Namen des "abstrakten" Proletariats unterdrückt. Und ebenso vermeidet sie die Staatsallmacht des "Wahlfahrtsstaates". Sie macht deutlich, was mit der Herrschaft des Proletariats eigentlich gemeint war: eine freiheitlich-demokratische Gesellschaft, deren Schwergewicht bei der industriellen Produktion liegt, in der aber die Fabriken nicht mehr Bastionen kapitalistischer Monopolmacht sind, sondern von denen in ihn Arbeitenden in deren eigenem Interesse, das mit dem Interesse der Gesamtgesellschaft abgewogen wird, geleitet werden. Ein so in seinen Rechten gesichertes Proletariat würde im Rahmen einer föderativen Demokratie mit den anderen nicht ausbeutenden oder parasitären Klassen zusammenarbeiten (Bauern, Handwerk, freie Berufe, Kleinindustrie), ohne den geringsten Wunsch zu verspüren, sie in ihren Freiheitsrechten zu beschränken.
Das war das Nahziel der spanischen Revolution, nachdem sie ihre Ideale mit der Wirklichkeit konfrontiert hatte. Für dieses Ziel führen spanische Arbeiter, Bauern und Intellektuelle einen opferreichen unterirdischen Kampf gegen das Mörderregime Francos. Wir wünschen ihnen, daß sie diesen Kampf, wie die polnischen Arbeiter und Intellektuellen, bald offen führen können.
Der Text von Erich Gerlach erschien in der mittlerweile als historisch anzusehenden Zeitschrift "Sozialistische Politik" (SoPo), Nr. 5, Mai 1957, S. 3f.
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German29/07/11
Die totgeschwiegene Revolution
Vor 20 Jahren erhob sich das arbeitende Spanien gegen den Staatsstreich des eidbrüchigen General Franco. Einige Zeitungen haben aus diesem Anlaß über die politischen und militärischen Ereignisse jenes heroischen Kampfes berichtet. Der großartige Versuch eines freiheitlich-sozialistischen Neubaues der Gesellschaft, den die spanischen Werktätigen dort, wo sie für eine kurze Zeitspanne siegreich waren, unternahmen, wird dagegen noch immer mit von den Kommunisten bis zur Reaktion reichender Einmütigkeit totgeschwiegen.Diese Verschwörung des Schweigens gegenüber einem der bedeutsamsten sozialrevolutionären Versuche unseres Jahrhunderts muß im Interesse der freiheitlichen Arbeiterbewegung gebrochen werden, denn die Erfahrungen der spanischen Revolution sind heute, insbesondere für die Ostländer, in denen der Kampf um die Selbstbestimmung der Arbeitenden revolutionäre Formen angenommen hat, von größter Wichtigkeit.1 Die Instrumente, mit denen die Arbeiter dort ihre Ziele zu verwirklichen suchen, sind dieselben, deren sich das spanische Proletariat bediente: Die Arbeiterräte. Ihrer Anwendung liegt die gleiche Erkenntnis zugrunde, daß die Bürokratie, die heute - machthungrig, servil und korrupt zugleich - als primitivstes Mittel zur Lösung differenzierter Organisationsprobleme die Gesellschaft überwuchert, für den Aufbau einer sozialistischen Ordnung unbrauchbar ist.
Es ist kein Zufall, daß diese neue Bewegung, die nach dem Wort der polnischen Schriftstellerin Edda Werfel einen „menschlichen Sozialismus“ will, an frühsozialistische Vorstellungen anknüpft, die in der spanischen Arbeiterbewegung immer lebendig geblieben sind.
Die I. Internationale und die Arbeiterräte
In der Internationalen Arbeiterassoziation, in der sich erstmals sozialistische und Arbeiterorganisationen der wichtigsten Länder zusammenschlossen, waren als Summe verschiedener nebeneinander bestehender Richtungen alle Elemente einer der Wirklichkeit des Kapitalismus und der Zielsetzung der Arbeiterklasse angemessenen Theorie vorhanden. Es waren im wesentlichen die folgenden:- Der Aufbau des Sozialismus ist nur möglich, wenn den herrschenden Klassen die Staatsmacht entrissen ist.
- Das Kernstück der Sozialisierung ist die Überführung der Betriebe in die Verwaltung der in ihnen Arbeitenden. Ihr organisatorisches Mittel sind die Arbeiterräte und Gewerkschaften. (Diese Funktion wurde ihnen erstmals auf dem Baseler Kongreß der Internationale 1869 in der Rede des belgischen Delegierten Hins zugewiesen).
- Die Beseitigung der kapitalistischen Wirtschaftsordnung macht den Abbau des Staatsapparates als eines Instruments der Herrschaft von Menschen über Menschen möglich.
- Die geistige, moralische und organisatorische Vorbereitung des Proletariats ist die entscheidende Voraussetzung seines Sieges. Diesem Zweck dienen theoretische Schulung, praktische Kampferfahrung, Verkürzung der Arbeitszeit und Hebung des Lebensstandards.
In klassischer Form brachte Varlin, der große Pionier der französischen Gewerkschaftsbewegung, die Vorstellungswelt der I. Internationale zum Ausdruck. Wir zitieren einen seiner Aufsätze aus dem Jahre 1870, in dem er die Frage stellt, wer die Produktion und die Verteilung organisieren soll. Seine Antwort ist auch heute noch programmatisch, trotz einiger zeitbedingter proudhonistischer Illusionen: "Man darf nicht alle Macht bei einem zentralistischen, autoritären Staat konzentrieren. Dann wird man zu einer hierarchischen Organisation der Arbeit kommen, in der der Arbeiter nur ein willenloses Zahnrädchen ohne Freiheit und Initiative ist. (...) Die Arbeiter müssen die Verfügungsgewalt über ihre Produktionsmittel haben. (...) Eine solche Organisation kann nicht improvisiert werden. Für ihren Aufbau genügen auch nicht einige intelligente und energische Idealisten. Es ist vor allem erforderlich, daß die Arbeiter, die dazu aufgerufen werden, als Gleiche und Freie zusammenarbeiten und auf diese neue Gesellschaftsordnung vorbereitet werden".
Staatsfunktionär verdrängt Arbeiterrat
Nach dem Zerfall der I. Internationale gerieten diese Einsichten schnell in Vergessenheit. Die sozialistischen Parteien konzentrierten ihre Anstrengungen immer ausschließlicher auf die Eroberung der Regierungsgewalt. Damit verlagerte sich das Schwergewicht des politischen Handelns von den Arbeitern im Produktionsprozeß auf die politische Maschinerie. Vor das Problem der Sozialisierung gestellt, fanden sich die so vorbereiteten sozialistischen Parteien in der Lage der „törichten Jungfrauen“ des Evangeliums, die in der entscheidenden Stunde „kein Öl für ihre Lampen hatten“. Es blieb ihnen nur die Wahl zwischen „Wohlfahrtsstaat“ und „Stalinismus“, beides bürokratische und nicht freiheitliche Systeme. Dem Unvermögen, aus diesem Dilemma einen Ausweg zu finden, entspringt letzten Endes die „Krise“ des Sozialismus. Sie begann mit der Verengung des Blickfelds der sozialistischen Parteien auf die staatlich-politische Tätigkeit in der II. Internationale. Sie wurde für die Arbeiterbewegung lebensgefährlich, als die Opposition gegen diese Entleerung des Sozialismus unter dem Eindruck der großen russischen Revolution in ihrer Mehrheit ins „bolschewistische“ Lager ging.Die Wiederentdeckung des Arbeiterrates im „Titoismus“
Für den spanischen Sozialismus, wie er insbesondere in den Auffassungen der syndikalistischen CNT zum Ausdruck kommt, ist eine entgegengesetzte „Einseitigkeit“ kennzeichnend. Er vernachlässigte die Probleme, die die Staatsmacht stellt (wir werden hierauf noch zurückkommen) und legte das Schwergewicht seines Wirkens auf die Vorbereitung des Proletariats für seine revolutionäre Aufgabe in der Wirtschaft. Keine sozialistische Richtung machte den Marxschen Satz, daß die Befreiung der Arbeiter nur das Werk der Arbeiter selbst sein könne, so im buchstäblichen Sinne des Wortes zur Grundlage ihres Handelns wie die CNT. Mit dieser Wertung der Arbeiterschaft steht sie im schärfsten Gegensatz zum Stalinismus, dessen Wesenskern der Unglauben an die die Fähigkeit des Proletariats zur Selbstbefreiung und infolgedessen die Entmachtung der Arbeiter zugunsten der Bürokratie ist.Die revolutionären Bewegungen vom 17. Juni ‘53 bis zur polnischen und ungarischen Revolution haben deutlich gemacht, wie sehr die Vertreter eines solchen „Sozialismus“ von den Arbeitern isoliert sind. Ihr Verlauf hat aber zugleich gezeigt, daß das Proletariat gegen Stalinismus und bürgerliche Konterrevolution nur siegreich sein kann, wenn es sich nicht auf die Forderung der formalen Freiheit der "bürgerlichen Demokratie" beschränkt. Es muß an Stelle des zu zerstörenden stalinistischen Zwangsstaates eine demokratisch-föderative Ordnung aufbauen und die vergesellschafteten Betriebe aus den Händen der Bürokratie in die Verwaltung durch die Arbeiterräte überführen. Das will der „Titoismus“. Er setzt damit eine geschichtliche Linie fort, die in Europa zum letzten Mal in der spanischen Revolution von 1936 einen Höhepunkt hatte.
Es darf nicht übersehen werden, daß sich diese Probleme für die Sozialisten in den "Volksdemokratien" des Ostens anders stellen als in den "Demokratien" des Westens. Im Osten gibt es kein kapitalistisches Eigentum mehr. Der größere Teil der Industrie wurde überhaupt nicht von kapitalistischen Unternehmern aufgebaut. „Reprivatisierung“ wäre Enteignung des Volkes zugunsten einer Minderheit. Auf die Frage der Demokratisierung der westlichen Wirtschaft wollen wir in diesem Zusammenhang nicht eingehen. Wir begnügen uns mit dem Hinweis, daß die "Mitbestimmung" letzten Endes eine Wiederentdeckung der Arbeiterräte ist.
In den Industrieländern des Ostens und des Westens können wir eine gleiche Tendenz feststellen, die nur, entsprechend den verschiedenen geschichtlichen Gegebenheiten, verschiedene Formen annimmt. Auch für den "Titoismus" ist das Wesentliche nicht sein "Nationalkommunismus", sondern die Erkenntnis der Unmöglichkeit des Aufbaues einer sozialistischen Gesellschaft ohne die maßgebliche Mitwirkung der Arbeiter. Daß die Sozialisten sich nach den geschichtlichen Besonderheiten der einzelnen Länder richten und daß ein "sozialistisches" Land nicht andere beherrschen und ausbeuten darf, ist einer der ältesten sozialistischen Grundsätze. Nur weil der Stalinismus ihn brutal mißachtet hat, spielt er im "Titoismus" eine große Rolle.
Erstaunlich ist, daß der "Theoretiker des Titoismus", Kardelj, der bewußt an die freiheitliche Tradition der Arbeiterbewegung des 19. Jahrhunderts angeknüpft - z. B. seine Ausführungen über die Marxschen Schriften zur Pariser Kommune -, die spanische Revolution ignoriert. Offenbar wirkt hier ein marxistisches Tabu, welches den Syndikalismus als "kleinbürgerliche" Abweichung endgültig in die Vorgeschichte des Sozialismus verweist.
Der spanische Weg zum Sozialismus
Es ist nicht unsere Absicht, hier eine Darstellung des spanischen Sozialismus zu geben. Es geht uns nur um einige seiner Grundauffassungen, die heute mit ihrer Wiederentdeckung durch die antistalinistischen Arbeiter der Ostländer eine glänzende geschichtliche Rechtfertigung erfahren haben. Zugleich soll hier vorweg gesagt werden, daß wir bei größter Sympathie für die freiheitlichen Prinzipien der spanischen Arbeiterschaft nicht der Ansicht sind, man könne und solle den Sozialismus außerhalb Spaniens nach spanischem Vorbild völlig umbauen. Geschichtliche Entwicklungen sind nicht auslöschbar wie Tonbänder, die schlecht bespielt wurden. Aber die Existenz einer sozialistischen Massenbewegung, die so grundsätzlich von der uns vertrauten abweicht wie die spanische, beweist uns auch, daß die Arbeiterbewegung nicht zwangsläufig so sein muß, wie sie jeweils ist, daß wir ihre Methoden korrigieren, Übersehenes einbauen und Falsches aussondern können.Eine Überprüfung und Korrektur ist insbesondere dann notwendig, wenn die politischen Mittel nicht zum erstrebten Ziel geführt haben, eine Entwicklung sich - vom handelnden Subjekt gesehen - als "Fehlentwicklung" erweist. In eine solche Periode ist jetzt die Arbeiterbewegung des Ostens hineingekommen. Sie würde ungeschichtlich handeln, wenn sie die Resultate der stalinistischen Ära einfach rückgängig machen und sich an den Ideologien des kapitalistischen Westens orientieren wollte. Sie muß die Freiheit auf dem Fundament der ihr gegebenen Ordnung verwirklichen. Die „westliche" politische Theorie, die ihr hierbei entscheidend nutzen kann, ist der Syndikalismus. Seine in dieser Sicht wichtigen Auffassungen sind zusammengefaßt in der Doktrin der „direkten Aktion". Wir ersparen uns, auf die unsinnigen Entstellungen dieser Lehre in der reaktionären Literatur einzugehen. Ihre Grundgedanken, für die Gegenwart fruchtbar gemacht, besagen nichts weiter, als daß der Aufbau einer sozialistischen Wirtschaft nicht durch Staatsfunktionäre sondern nur durch Arbeiterräte durchgeführt werden kann. Die Arbeiter müssen die wirtschaftliche Macht direkt im Betrieb erobern und durch von ihnen geschaffene Organe selbst ausüben. Wenn die Arbeiter es einer politischen Partei überlassen, den Sozialismus von oben durch Dekret einzuführen, entsteht zwangsläufig eine bürokratische Diktatur.
Solche Auffassungen wurden offenbar von ungarischen Arbeiterräten gegenüber der Regierung Kadar vertreten. Es ist interessant, daß die Arbeiterräte von Miskolc in den ersten Tagen der Revolution eine Rückkehr zu den Gründsätzen Bela Kuns, des später von den Stalinisten hingerichteten Führers der ungarischen Räterepublik von 1919, forderten. Bela Kun erklärte damals: Unsere Industrie muß ihr Fundament in den Arbeitergewerkschaften haben. Die Gewerkschaften sollen sich die Übernahme aller Leitungsaufgaben zum Ziel setzen. Auf diese Weise kann am besten gesichert werden, daß die zentralen Wirtschaftsorgane in Übereinstimmung mit der Arbeiterschaft handeln und das Proletariat die Führung der Wirtschaft erlernt. So kann außerdem die Bürokratisierung der Organisation am wirkungsvollsten verhindert werden.
Die "syndikalistischen" Arbeiterräte dürfen übrigens nicht mit den "Sowjets" der russischen Revolution verwechselt werden. Die Arbeiterräte sind betriebliche Organe mit wirtschaftlichen Aufgaben, die Sowjets von 1917 dagegen kommunale und territoriale Verwaltungs- und Regierungskörperschaften. Sie entsprechen in etwa den Kommunen des Syndikalismus, an die nach Beseitigung des Staatsapparats dessen Funktionen, soweit sie "notwendig" sind, übergehen sollen.2
Die direkte Aktion hat bestimmte Organisationsformen zur Vorraussetzung. Im Mittelpunkt steht nicht die "politische", sondern die "gewerkschaftliche" Organisation. Sie umfaßt außer den Industriearbeitern auch die Organisationen der Landarbeiter, Bauern und Pächter, sowie der "Kopf"-arbeiter. Mit ihrem Aufbau müssen wir uns etwas ausführlicher beschäftigen, wenn wir den Gang der Sozialisierung in der spanischen Revolution richtig verstehen wollen.
Im spanischen Syndikalismus sind die Gewerkschaften nicht zentralistische Organisationen im nationalen Rahmen, die sich in Ortsgruppen aufgliedern, sondern lokale Verbände, die jeweils die Arbeiter der gleichen Industrie eines Ortes oder Kreises zusammenfassen. Diese lokalen Gewerkschaften sind autonome Einheiten. Bei ihnen liegt das Schwergewicht der Aktivität der Arbeiterklasse. Sie entscheiden über alle ihren Bereich betreffenden Fragen selbst und sind nur an Beschlüsse der sich aus Delegierten aller Gewerkschaften zusammensetzenden Kongresse des Gewerkschaftsbundes gebunden.
Die CNT, der "nationale Bund der Arbeit", die gesamtspanische Gewerkschaftsorganisation, ist von unten nach oben aufgebaut als eine Föderation lokaler und regionaler Verbände. Das Netzwerk dieser Organisation, das den gesamt Wirtschaftskörper umfassen soll, entsteht auf folgende Weise: Die autonomen Gewerkschaften eines Ortes oder eines Kreises bilden ein Kartell, in das sie Delegierte wählen. Dieses Kartell (lokale Föderation) vertritt das über das betriebliche Sonderinteresse hinausgehen Gesamtinteresse der Arbeiterschaft. Seine Aufgaben sind insbesondere die Bildung und Propagandaarbeit, die Entwicklung von Verbrauchergenossenschaften und im Fall von Arbeitskämpfen die Durchführung von Solidaritätsaktionen. Durch Delegierte dieser Kartelle werden gebietliche Föderationen gebildet. In Spanien gibt es acht solche "Regionen", die seit dem Siege Francos illegal arbeiten. Die Regionen schließen sich dann zum Allgemeinen Gewerkschaftsbund, der CNT, zusammen. Entsprechend sind die Gewerkschaften gleicher Branchen zu Industrieföderationen zusammengefaßt, die sich ihrerseits, den wirtschaftlichen Verflechtungen Rechnung tragend, zu Industrieallianzen zusammenschließen.
Diese vielfache Föderierung soll nicht nur die notwendige Solidarität im Kampf sichern, sie soll zugleich das organisatorische Instrument der Kollektivierung der Wirtschaft sein. Die Verteilung der Funktionen ist etwa die folgende:
- Die Leitung der Betriebe liegt den Händen der von den Belegschaften gewählten Räte.
- Die Organisation der Produktion in den einzelnen Wirtschaftszweigen ist Aufgabe der Industrieföderation. Die notwendige Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Industrien sichern die Allianzen.
- Die Organisation des Verbrauchs liegt bei den lokalen Gewerkschaftskartellen.
- Der Gewerkschaftsbund, bei dem alle Fäden zusammengeknüpft sind, hat den Wirtschaftsplan aufzustellen.
Das war das System eines radikal-demokratischen Produzentensozialismus, das in der Wirtschaft nur Platz für Arbeiter und technische und wirtschaftliche Fachleute hatte, aber nicht für ein riesiges Heer von Parasiten.3 Wir werden sehen, wie es durchgeführt werden konnte und welche Abwandelungen es in der Praxis erfuhr.
Der föderative Aufbau und die Autonomie der einzelnen Gliederungen haben aber eine wichtige weitere Funktion. Sie sollen die subjektiven Voraussetzungen für das Funktionieren der neuen Ordnung schaffen, indem sie die Zahl der Aktivisten unter den Mitgliedern möglichst groß machen, das Entstehen einer Bürokratie und eine zu große Machtzusammenballung bei den Zentralinstanzen verhindern.
In den kleinen Verbänden waren die Funktionen ausnahmslos ehrenamtlich. Soweit es in den größeren Föderationen und Allianzen hauptamtliche Funktionäre gab, wurden diese jeweils nur für ein Jahr gewählt. Sie erhielten nur denselben Lohn, den sie auch als Arbeiter erhalten hätten. Dieser Grundsatz galt sogar für den Generalsekretär der CNT. Selbst bekannte Führer wie Ascaso und Durruti standen immer wieder an der Werkbank. Bei diesem Ausleseprinzip konnte kaum ein Apparat von Karrieristen entstehen. Das entscheidende Band, das die Organisation zusammenhielt, war die fest gegründete gemeinsame Überzeugung. Welche Bedeutung ihr zugemessen wurde, zeigen die Beschlüsse des Gründungskongresses der CNT im Jahre 1911: "Die materielle Emanzipation der Arbeiterschaft kann nur das Ergebnis ihrer moralischen Emanzipation sein. Jeder, der nicht für sich selbst denkt und spontan handelt nach seiner eigenen Vernunft, ist ein Sklave. Die Arbeiter sind nicht frei, solange sie Befreier oder Führer brauchen, die, sobald sie das alte Regime gestürzt haben, ein neues aufrichten, in dem sie privilegiert sind."
Es war nur eine Konsequenz dieser Auffassung, wenn sich die CNT nicht nur mit der Vertretung der unmittelbaren Tagesinteressen ihrer Mitglieder beschäftigte, sondern daneben der Vorbereitung der Arbeiter auf die Übernahme der Betriebe einen großen Teil ihrer Kräfte widmete. Man diskutierte die Frage, was man zu tun habe, wenn man morgen die Betriebe übernehme, genau so konkret wie die Möglichkeiten einer Lohnbewegung. Hier war viel Raum für utopische Luftschlösser. Aber man hatte praktische Vorstellungen von dem, was man tun wollte. Nur wer solche Vorstellungen hat, kann überhaupt handeln.
Die "direkte Aktion" muß scharf von der spontanen Massenbewegung unterschieden werden. Höchstens ihr Anfang kann "spontan" sein. Spontane Bewegungen bringen entweder Gruppen, die sich ihrer zu bedienen verstehen, an die Macht, oder sie verebben. Sie sind die Aktionen "unreifer" Massen. Die "direkte Aktion" hat zur Voraussetzung, daß die Masse in sich Führungskräfte entwickelt hat, die sich ihr gegenüber nicht als abgeschiedene Gruppe verselbständigt haben, sondern von ihr kontrolliert werden. Die Masse handelt systematisch nach einem gekonnten Plan ohne Exzesse und ohne Psychose.
Der Sieg über Franco schlägt in die soziale Revolution um
Das föderative Organisationsprinzip bewährte sich in den kritischen Stunden des Militäraufstandes. Eine Katastrophe wie die des 20. Juli 1932 gab es in Spanien nicht.4 Das Schicksal der Bewegung hing nicht von den Nerven einiger "Führer" ab. In jedem Ort hatte die Masse ihre autonomen Führungsorgane. Sie war handlungsfähig auch ohne Anweisungen einer Zentrale. Die einheitliche Richtung ihres Handelns folgte aus den allen gemeinsamen freiheitlich-sozialistischen Grundsätzen. Während die Staatsorgane den Kopf verloren und Verhandlungen mit den Aufständischen aufzunehmen versuchten, versammelten sich die Arbeiter, dem durch Radion verbreiteten Streikaufruf der Gewerkschaften folgend, in ihren Gewerkschaftslokalen. Da die Regierung ihnen Waffen zur Verteidigung der Republik verweigerte - sie verhinderte hiermit die schnelle Niederwerfung des Aufstandes - griffen sie mit den wenigen Gewehren, die sie sich illegal beschaffen konnten, die Rebellen an. Sie siegten, wo die Übermacht nicht zu groß war. In wenigen Tagen war der Aufstand im größten Teil des Landes niedergeschlagen. Ohne die Hilfe von Hitler und Mussolini hätte Franco nicht einmal die Mauren und Fremdenlegionäre, die Kerntruppen seiner "nationalen" und "christlichen" Revolution auf das Festland bringen können. Die Mittelmeerflotte hatte ihre Offiziere abgesetzt und war zum Volk übergegangen.In jedem anderen Land wäre damit die Massenaktion zu Ende gewesen. Die Massen hätten nun auf die weiteren Schritte der Regierung gewartet. In Spanien gingen sie dagegen sofort an die Verwirklichung ihrer sozialrevolutionären Ziele. Jetzt zeigte es sich, daß es nicht theoretische Spielerei gewesen war, wenn man durch Jahrzehnte ein Programm der sozialen Neuordnung in Versammlungen, Zirkeln, Zeitungen und Büchern konkret diskutiert hatte. Jeder Einzelne kannte jetzt den Handgriff, den er zu tun hatte. Selbst weitgesteckte Ziele hören auf, utopisch zu sein, wenn eine genügend große Zahl von Menschen sie verwirklichen will und weiß, was sie zu tun hat.
Wo die Kasernen und Widerstandsnester der Aufständischen gestürmt waren, besetzten die Arbeiter sofort die Fabriken. Betriebsversammlungen wählten Betriebskomitees. Diese Komitees übernahmen die Betriebe für ihre Gewerkschaften und setzten die Produktion wieder in Gang. Die Regierung wurde über diese Maßnahmen jeweils schriftlich unterrichtet. Wenn in einem Betrieb oder einer Industrie neben der syndikalistischen CNT auch die sozialistische UGT vertreten war, wurden die neuen Leitungen paritätisch mit Vertretern beider Organisationen besetzt.
Für den Verlauf der Bewegung war es ohne Einfluß, daß die CNT in eine Koalitionsregierung eintrat. Sie wurde dadurch nicht, wie man zu erwarten geneigt ist, abgebremst. Die Mitglieder der Gewerkschaften warteten nicht auf die Befehle einer Zentrale. Sie handelten völlig selbständig und schöpften alle Möglichkeiten aus, die ihnen der Zusammenbruch des bürgerlichen Staatsapparates bot. Sie konnten dies dank langjähriger Vorbereitung, dank des Vorhandenseins einer zahlreichen Schicht unterer und mittlerer Funktionäre, die wußte, wie sie die Betriebe, in denen sie gearbeitet hatten, organisieren mußten. So entstand als Ergebnis einer großen Volkeserhebung zum ersten Mal in der Geschichte ein Wirtschaftssystem, in dem die Betriebe von Arbeitern für die Ziele der Arbeiter geleitet wurden.
- Gemeint waren der Aufstand in der DDR 1953, sowie insbesondere der ungarische und polnische revolutionäre Aufstand 1956.
zurück - Die Arbeiterräte entsprechen den russischen Betriebskomitees. Vgl. Uwe Brügmann, Die russischen Gewerkschaften in Revolution und Bürgerkrieg 1917-1919. Frankfurt/M 1972.
zurück - Gemeint sind damit die kapitalistischen Rentiers sowie diejenigen, die innerbetriebliche Kontroll- und Überwachungsfunktionen wahrnehmen, also keine im eigentlichen Sinne wirtschaftliche Funktion haben. Der Sprachgebrauch Gerlachs sollte nicht weiter irritieren; in den 50er Jahre war dieser auch bei Sozialisten durchaus üblich - ein Hinweis darauf, daß der NS-Regime und dessen Sprachgebrauch selbst bei seinen Gegner Spuren hinterlassen hat.
zurück - Am 20. Juli 1932 setzte die Reichsregierung von Papen mit einer staatsstreichartigen Aktion per Notverordnung die Preußische Regierung Braun (SPD) ab, ohne daß die Arbeiterbewegung nenenswerten Widerstand leistete.
zurück
Literatur:
- Abad de Santillan, Diego/Peiró, Juan, Ökonomie und Revolution. Hrsg. von Thomas Kleinspehn, Berlin 1975.
- Gerlach, Erich/Souchy, Augustin, Die soziale Revolution in Spanien. Kollektivierung der Industrie und Landwirtschaft in Spanien 1936-1939. Dokumente und Selbstdarstellungen der Arbeiter und Bauern. Berlin 1974.
Der Text von Erich Gerlach erschien in der mittlerweile als historisch anzusehenden Zeitschrift "Sozialistische Politik" (SoPo), Dezember 1956/Januar 1957, S. 6f.
AuthorsΝαιΝαιΌχι -
Spanish26/07/11
En Venezuela encontramos experiencias de autogestión, control obrero y cogestión de los medios de producción y servicios desde el cooperativismo histórico hasta la actualidad. Los principios están en el temprano siglo XX. Carlos León, discípulo del francés Charles Gide, promovió la constitución de cooperativas en Venezuela. El movimiento cooperativista fue víctima de una fuerte represión, León fue encarcelado en 1914 y se exilió en México en 1923. En los años 1960 el gobierno venezolano y organizaciones de izquierda fomentaron la construcción de cooperativas. El gobierno bolivariano electo a finales de 1998 lanzó diferentes esfuerzos organizacionales para alcanzar una democratización de la propiedad y administración de los medios de producción. Desde el 2000 se adoptaron diferentes iniciativas y medidas, entre estas reforzar los cooperativismos, la creación de Empresas de Producción Social (EPS), las Empresas Socialistas, Empresas de Propiedad Social, Empresas Comunales, los Consejos de Trabajadores y las iniciativas obreras de control obrero y consejos de fábrica. Y también se dieron experiencias obreras de tomas de lugares de trabajo y su administración en forma colectiva.
Invitamos a tod@s nuestros lectores y lectoras de enviarnos textos para subir en esta rúbrica.GeographicalΌχιΝαιNoΝαι -
English26/07/11The KPD Leadership and the Berlin Uprising of January 1919: Legend and Reality
In recent German historical writing, the protest movement of the Berlin workers against the Ebert–Scheidemann government1 in the second week of January 1919 is no longer described as the ‘Spartakus Uprising’, and as a result the German Communist Party (KPD) is not now held solely or even mainly responsible for it.2 Yet the assertion still haunts historical works and the media that the uprising was a putsch that was fully supported by Rosa Luxemburg and the other Spartakus leaders, in opposition to the democratic principles set out in the KPD programme that was adopted at the end of December 1918.3 The actual standpoints of the KPD leaders were, however, considerably more varied.
Rosa Luxemburg’s Initial Reserve
As the dismissal of Emil Eichhorn,4 the USPD Berlin police chief, by the provisional Prussian Government, still only consisting of Majority Social Democrats, on Saturday, 4 January 1919 became known, Karl Radek, the Bolshevik emissary who had made his way illegally from Russia to Germany and had participated in the founding congress of the KPD, went to the editorial offices of the Rote Fahne, the party’s central organ. The discussion with Rosa Luxemburg and such other members of the editorial board as Paul Levi, Ernst Meyer and August Thalheimer5 led to the decision to utilise the occasion for further sharp attacks upon the Majority Social Democratic provisional government, but not to count upon any sizeable protest action by the left. The regular edition of the Rote Fahne on 5 January 1919 therefore did not contain any call for a protest demonstration. This attitude of the Spartakus leaders was wholly in tune with that of Radek, who, since his arrival in Berlin on 19 December 1918, had concluded that the Spartakusbund — and the KPD after its foundation — was an extremely weak political grouping, in reality a sect, which was still greatly divided over such important points as the trade unions and participation in parliamentary elections. In this situation, it was urgent for the Spartakus leadership first of all to build up a party organisation in Berlin, and nationally to undertake a programme of political education and to gain support within the workers’ councils.The mood of the meeting of the revolutionary obleute taking place on the afternoon of that same Saturday appeared wholly different. This was the circle of left-wing factory shop stewards who had made a decisive participation in the revolutionary overthrow in Berlin on 9 November 1918. Here a large majority declared in favour of mass action against the Majority Social Democratic government, in spite of the great doubts of such leading figures as Ernst Däumig and Richard Müller.6 The gathering was strengthened in its opinion by a similar decision of the Berlin USPD Executive meeting that was taking place at the same time. One of the spokesmen for an offensive course was the KPD Zentrale member Wilhelm Pieck,7 who, during the night of 4-5 January and acting on behalf of the gathering and as part of a small delegation of the shop stewards, negotiated with Heinrich Dorrenbach,8 the leader of the People’s Naval Division, whether its armed sailors could be of help in arresting the Majority Social Democratic government leaders. As Dorrenbach felt unable to oblige and several shop stewards expressed their uncertainty about the possible resonance of a call for protest action, the shop stewards adjourned the question of the immediate overthrow of the government late on Saturday, and called in the USPD’s and KPD’s papers merely for a protest demonstration for noon on Sunday, 5 January. Nevertheless, the shop stewards were sceptical, on the grounds that as the demonstration was to take place on a Sunday, the workers would not be directly instructed by their representatives in the factories and led by them out onto the streets, but could only be informed by means of papers and leaflets.
The Rote Fahne published the appeal in a second edition of the 5 January issue, which was not particularly identifiable as an extra edition, and which was probably delivered during the morning. Presented in an extremely effective manner, the appeal, signed by the revolutionary shop stewards, the Berlin USPD and the KPD Zentrale, stretched across the entire width of the front page. Otherwise this extra edition was identical to the original in content. That Rosa Luxemburg originally brought out the Rote Fahne of 5 January without this appeal is a clear indication that most of the Spartakus leaders had not counted on such a protest action taking place on a Sunday. Even on Monday, 6 January, following the surprisingly high participation in the Sunday demonstration, the Rote Fahne did not give the impression of its presenting a signal for the last decisive battle. Under the headline ‘Eichhorn Stays’, a series of catchwords in large letters told of the events of 5 January, in order to present an extensive report on them. The appeal for a demonstration on 6 January at 11am, again signed by the revolutionary shop stewards, the Berlin USPD and the KPD Zentrale, occupied merely half a column of the front page. The commentary did not deal with the situation in Berlin, but, under the heading ‘Unemployed’, concentrated upon a social-political theme. In the editions of the Rote Fahne for 5 and 6 January, there is no sign whatsoever of the KPD leadership considering that the revolutionary left-wing forces were spoiling for an armed struggle for state power. Rather, the Rote Fahne used this opportunity once again to present its customary sharp criticism of the — in the opinion of the Spartakus leadership — counter-revolutionary politics of the Majority Social Democrats.
A Failed Putsch
Contrary to the sceptical expectations of its promoters, the Berlin workers participated en masse in the protest demonstration on Sunday, 5 January 1919. In their speeches, the leading left-wing speakers emphatically called, in Pieck’s words, ‘for calling today’s demonstration to a close and to assemble again tomorrow at the Siegesalle’. Nevertheless, spontaneously and without instructions from the revolutionary shop stewards, some demonstrators occupied the Vorwärts and some bourgeois newspaper buildings. Whilst Rosa Luxemburg and the other KPD Zentrale members regarded Sunday’s action as just one of the many left-wing protest demonstrations against the government, and the Monday edition of the Rote Fahne presented both the appeal for a mass strike on that day and its report of Sunday’s events in a relatively reserved fashion, the revolutionary shop stewards were in a mood of euphoria on the evening of 5 January, when the decision was taken, by an overwhelming majority with only six opposed — among them Richard Müller, the leader of the revolutionary mass action during the World War — to call for a mass strike on 6 January with the aim of overthrowing the Ebert–Scheidemann government. The appeal in the Rote Fahne, however, was extremely short, and contained no direct call for the removal of the government.Liebknecht first expressed himself in favour of overthrowing the government at the evening session of the united left wing on Sunday, 5 January 1919, as news emerged of the revolutionary attitude of the troops in Berlin (on Monday this was soon realised to be false). According to Richard Müller’s report, Liebknecht and Pieck had advanced the sharpest demands, and had attacked anyone showing doubt. According to his own words, Pieck was one of the spokesmen for a radical, even putschist way forward. He promoted various initiatives within the revolutionary organisations, such as his proposal to create a 33-member ‘Revolutionary Committee’ with a collective chairmanship of Ledebour,9 Liebknecht and, from the revolutionary shop stewards, Paul Scholze.
According to Pieck’s report, this ‘Revolutionary Committee’, sitting from midnight, decided ‘to arrest the members of the cabinet during the night, to occupy the militarily most important buildings on Monday’, to arm the workers and set up commissariats. However, the uprising’s leadership no longer had the energy to put this decision into practice, and, in spite of Pieck’s protests, the committee broke up just before 2am.
Following this, however, during the night, Liebknecht and three other members of the ‘Revolutionary Committee’ — among them apparently Pieck — negotiated with Dorrenbach, the leader of the People’s Naval Division, who, in contrast to the preceding night, was sufficiently impressed by the massive participation of the workers in Sunday’s demonstration to declare himself prepared to use his sailors to arrest the members of the government. Nevertheless, on the next day it turned out that no arrests had taken place, which puts into question whether an attempt had at all been made. The decision of the ‘Revolutionary Committee’ and the ensuing proposal to seize the government members bore, just like the abortive plan of the preceding night, the character of a putsch, since it was still completely unclear whether the majority of the Berlin workers would back the rebels, and, in spite of some positive evaluations, an uncertainty existed about the attitude of the troop formations stationed in Berlin. Nevertheless, Pieck and Liebknecht acted in these initiatives thoroughly in accordance with the views of the great majority of the revolutionary shop stewards, who intended ‘to take the key positions by an opportune surprise attack and thereby bring power into the hands of the proletariat’, as the leading revolutionary shop steward Heinrich Malzahn10 formulated it at an internal session of the Berlin USPD workers’ councils on 9 January 1919. These abortive plans for the arrests, credibly described in great detail by Pieck, remained hidden from view until now, although a written declaration of 6 January about the ‘Revolutionary Committee’ taking over the government was generally well known, because once the rebels’ occupation of the Vorwärts building came to an end and it was again under Majority Social Democratic control, it published on 14 January 1919 a facsimile of the document signed by Liebknecht and Paul Scholze. Liebknecht and Pieck, the two representatives of the Spartakusbund in the bodies heading the uprising, behaved on Sunday just as they did on Saturday — without any contact with the other members of the KPD Zentrale.
The Chaotic Uprising
On Monday, 6 January, central Berlin saw one of the most powerful mass demonstrations of the city’s workers of this period, with around 200 000 demonstrators on the streets. It looked as if the revolutionary left in Berlin had achieved a great triumph and that the Ebert–Scheidemann government would fall in the face of this sizeable opposition. However, the ‘Revolutionary Committee’ was incapable of utilising this favourable situation. The leading members were preoccupied with delivering speeches to the demonstrators, and, above all, with trying to win the Berlin troops into supporting the revolutionary left. Those members of the ‘Revolutionary Committee’ who had stayed in the Royal Stables did not get to deliberate among themselves about the next measures, as — according to Pieck — ‘a vast quantity of delegations demanding instructions’ prevented them from doing so. A participant in the demonstration, the USPD workers’ council member Stahlberg, gave an informative description during an internal party meeting on 9 January of the mass actions on 6 and 7 January: ‘The masses called for the leaders to give them directions for further action, but the leaders were not at hand, and anyone who could shout gave orders.’ Stahlberg summarised his impressions thus: ‘It was total confusion.’ Those demonstrators organised in the USPD and KPD were called upon to obtain weapons and prepare themselves for revolutionary action. But as no real organisation emerged, many armed workers wandered off and no longer stood at the disposal of the ‘Revolutionary Committee’. According to Pieck’s record, ‘in the committee there still existed no clear notion… how the armed workers ought to be organised militarily and led into definite planned actions…’.Liebknecht’s "Putsch" Document
On Pieck’s initiative, some armed troops were dispatched to occupy government buildings, and, for their legitimisation, obtained a typed declaration from the ‘Revolutionary Committee’ declaring the dismissal of the Ebert–Scheidemann Government and the provisional seizing of power by the revolutionary body. The old garrison at the Ministry of War would only hand over the building to the armed revolutionaries if the signatures of the chairmen could be shown on the declaration that they produced, but it bore merely the typed names of the chairmen, Ledebour, Liebknecht and Scholze. Wilhelm Lemmgen, the sailor in charge of the revolutionary squad and responsible for the occupation, returned with the declaration for signing, and Liebknecht also signed for the absent Ledebour. Liebknecht, who was engaged for a large part of his time in giving speeches to the demonstrators, most likely had nothing to do with the composition of the declaration, as Lemmgen’s statement of 22 January 1919 indicated: ‘Liebknecht studied the declaration for a long time. I had the impression that it was new to him.’ Instead of returning to his armed squad outside the Ministry of War, Lemmgen, who was beginning to have misgivings, went home with the signed document and later handed it over to a representative of the SPD government.The criticism of both this proclamation and Liebknecht’s standpoint, as reported immediately after the January uprising by Rosa Luxemburg and later also by historians, is, in my opinion, unjustified, on the grounds that during the first half of the day of 6 January, as the declaration was being formulated and duplicated, it did appear as if the overwhelming majority of the Berlin workers favoured the removal of the Ebert–Scheidemann government. The rebels’ intended overthrow of the government and their occupation of the government buildings therefore constituted neither a putsch, nor an act of a small revolutionary group, but — even if only on the Monday and the Tuesday — the expression of a powerful mass movement of the clear majority of the Berlin proletariat. In other words, these measures, including the declaration about the overthrow of the government, possessed just as much revolutionary legitimacy as the overthrow of the government in Berlin on 9-10 November 1918. The argument that a government based on Ledebour, Liebknecht and revolutionary shop stewards in Berlin would have been limited to the national capital and a few industrial centres, and thus remaining isolated, is indeed also correct, but only if seen retrospectively. As in November 1918, the information about the readiness of the working class for a revolutionary revolt in the kingdom sounded extremely unfavourable,11 but the revolutionary spark nevertheless ignited and flashed like wildfire from one place to another (although ultimately with any significance only in Berlin), in January 1919 a similar movement could also possibly have arisen — this time starting in Berlin — and been able to encompass the greater part of Germany. The action in January 1919 only became a putsch when it became clear that from Wednesday, 8 January, the mass of the Berlin proletariat no longer stood behind the demand for the violent overthrow of the government.
First Sign of the Failure of the Uprising
However great were the hopes of the leading Berlin left-wingers as a result of the Berlin workers’ gigantic participation in the protest demonstrations, the more realistic leaders of the uprising realised by Monday afternoon that the seizure of state power was unthinkable because of the disorganisation within their own ranks and the lack of support from the soldiers. Contrary to all the reports broadcast on the Sunday evening about a revolutionary mood among the Berlin troops, all the military formations stationed in Berlin declared themselves either neutral in the political dispute or in favour of the Ebert–Scheidemann Government. Even the People’s Naval Division, whose successful repulse of government troops on Christmas Eve 1918 was largely achieved through the help of the Berlin workers, and whose quarters, the Royal Stables, served as the meeting place for the ‘Revolutionary Committee’, on late Monday afternoon reneged on the promise of support given by their leader Dorrenbach — who was then deposed — and very forcefully ejected the rebels from the building. The revolutionary shop stewards were ‘expelled from the Marstall with the coarsest words of abuse’, as Pieck put it in his 1920 manuscript.A further hindrance to the removal of the Majority Social Democratic government consisted in the fact that, like the rebels, the Majority Social Democrats had also called a general strike and gathered their supporters in the Wilhelmstrasse in front of the Reichskanzlerpalais. Although the great majority of the workers — Levi mentions 200 000 demonstrators — demonstrated against Ebert and Scheidemann, up to 10 000 Majority Social Democratic supporters on the streets around the Reichskanzlerpalais sufficed to protect the Majority government from the revolutionary forces, as the great majority of the government’s opponents wanted to avoid a fratricidal bloodbath.
Thrown out of the Royal Stables by the People’s Naval Division, the ‘Revolutionary Committee’ of necessity moved into the Police Headquarters on the Alexanderplatz, where the revolutionary shop stewards were already discussing a proposal of the USPD leaders Rudolf Breitscheid, Oscar Cohn, Wilhelm Dittmann, Karl Kautsky and Luise Zietz to enter into negotiations with the Majority Social Democratic government.12 Liebknecht and Pieck vehemently opposed entering into negotiations, but the proposal was approved by the revolutionary shop stewards late on Monday evening by 51 to 10 votes.
Luxemburg’s Change of Opinion: Overthrow the Ebert–Scheidemann Government!
As Radek became aware of the mass demonstrations against the Ebert–Scheidemann government, he made his way to the Rote Fahne offices in order to discuss the new situation. He recalled: ‘I asked Rosa Luxemburg which tasks we had set ourselves. Rosa replied that the strike was a protest strike. We wanted to see what Ebert would dare to do, how the workers in the provinces would react; then we would see.’ Luxemburg’s attitude was wholly appropriate to the situation, as it meant waiting to see whether the movement remained limited to Berlin, or if it would soon turn into a mass uprising extending to other regions of the country. This conversation with Rosa Luxemburg took place in all probability on Monday, 6 January in the editorial offices, where an informer for the government troops claims to have seen Radek.However, under the impact of the Berlin workers’ huge participation in the protest demonstrations on Sunday and Monday, Rosa Luxemburg put aside her reservations. The KPD Zentrale had had no contact with its two representatives on the organisation of the revolutionary shop stewards, Wilhelm Pieck and Karl Liebknecht, who had joined the leadership of the uprising on Sunday evening, either on Saturday, nor on Sunday or Monday, and were thus unaware of their activities and their interpretations of events. Therefore, on the Monday evening, the Spartakus leadership took the initiative and sent two of its members, Leo Jogiches and Paul Levi, to the session of the uprising’s leadership, now meeting in the police headquarters. On the fringe of the gathering — apparently before the vote of the revolutionary shop stewards over entering negotiations with the Majority Social Democrats — they were appraised by Liebknecht and Pieck of the details of the discussions that had proceeded since Saturday amongst the Berlin revolutionary left, discussed the political situation with them, and agreed upon the participation of Liebknecht and Pieck in a session of the KPD Zentrale set for noon on Tuesday, 7 January 1919. At this session of the Zentrale, the first joint deliberations including Liebknecht and Pieck since the beginning of the mass actions took place, and ‘Comrades Luxemburg and Jogiches pressed for a more resolute leadership of the struggle and clear slogans’, according to Pieck’s complete manuscript.
However, in all later printed versions of Pieck’s manuscript, as in Levi’s relevant writings and in the official KPD portrayal from 1929, this session of the Zentrale and — considering the huge mass protests against the Ebert–Scheidemann government — the understandable urging of Luxemburg and Jogiches for a more decisive procedure by the uprising leadership is suppressed, apparently in order to contrive the legend that the majority of the KPD Zentrale and Rosa Luxemburg rejected the call for the overthrow of the government.
If Rosa Luxemburg had still argued in a relatively reserved way (for the situation) in ‘What Are The Leaders Doing?’, written on the Monday evening for the Rote Fahne of 7 January, then in her next comments on the mass movement it was clear that she actually saw that the time had come for the struggle for state power. In her leading article ‘Neglected Duties’ of 8 January, written the day before (hence after the Tuesday noon Zentrale session), Luxemburg repeatedly expressed the necessity of continuing the revolution and achieving socialism, the Ebert–Scheidemann government ‘had to be removed… they had to be driven out of power’ along with their supporters, although she clearly rejected the tactic of a mere putsch: ‘To remove the Ebert–Scheidemann government does not mean storming into the Reichskanzlerpalais and chasing away or arresting a couple of people, it means above all seizing the real positions of power and also to hold on to and make use of them.’ As examples she mentioned:
- Firstly, at the occupied Vorwärts building, the revolutionary shop stewards ought to provide for an ‘immediate editorial leadership in tune with the revolutionary workers of Berlin’, whereby Ledebour and Däumig would be called upon to participate as editors, because the left in the USPD did not have its own organ. The background to this proposal was a request by the occupiers of Vorwärts to the leading KPD members to take over the editing of the revolutionary Vorwärts, which was rejected, ‘because as a party we did not want to be linked too closely with the occupation of Vorwärts’, as Pieck put it.
- Secondly, the occupied Wolff Telegraph Bureau ought to be used by the Berlin revolutionaries to broadcast information about the situation in Berlin, ‘to produce an intellectual link between the Berlin workers and the revolutionary movement in the whole country, without which the revolution can win neither here nor there’.
- Thirdly, no negotiations may be undertaken with the government with which one is in the sharpest conflict: ‘These negotiations can only really lead to two things: either to a compromise or — much more likely — to a delay, which will be used by the Ebert people, in order to prepare the most brutal measures of violence.’
- Fourthly, the masses called out onto the streets had to ‘be told plainly and clearly what they have to do, or at least what is going on, what will be done and planned by friend and foe. In times of the revolutionary crisis, the masses, of course, belong on the streets.’ Moreover, these revolutionary workers, ‘more than anything that is done or left undone, had to be summoned to make the decision’. Luxemburg felt that an ideal question for the masses to decide was the proposal to enter into negotiations with the government, which would surely have been met with a rough rejection on the part of the demonstrators. At the same time, the presence of the revolutionary workers on the streets would serve as a warning to the enemies of the revolution.
Rhetorical Phrases
In principle, the first three points appear thoroughly sensible, although in respect of the first point the preconditions regarding the proposed people were lacking, as Däumig had on the evening of 4 January expressed his opposition to the attempt at an uprising, and Ledebour had since Monday afternoon participated in the attempts to negotiate with the Majority Social Democrats. (This shows that Luxemburg was insufficiently informed about the meetings with the revolutionary shop stewards.) The second part of the fourth point was wholly impracticable with its implication of a permanent gigantic mass gathering of the Berlin proletariat. This proposal gives the impression of a rhetorical phrase that was out of touch with reality. Nonetheless, irrespective of the fact that Luxemburg’s proposals seem quantitatively and qualitatively inadequate, they make clear that she put the stress on the enlightening, activating and continuous involvement of the masses. The masses would be ready ‘to support any revolutionary action’. The leading organs of the revolutionary forces were allowed ‘no hesitation, no half-measures, but only to know the leitmotif: Down with Ebert–Scheidemann!’ Luxemburg’s leading article failed to mention what additional revolutionary actions were necessary, so the reader who wanted to fulfil the demand at the conclusion of Luxemburg’s comments — ‘Do not talk! Do not endlessly deliberate! Do not negotiate! Act!’ — was not told which ‘real positions of power’ were to be seized and used. This article gives the impression of a deep sense of helplessness, as do all the others during the week of the uprising. Karl Radek, the emissary of the Bolshevik government, during a visit (probably some time between Tuesday evening and Wednesday afternoon) to the KPD’s newspaper, experienced it exactly like that, and wrote to his comrades in Moscow on 24 January 1919, thus: ‘I was myself a witness, how in the editorial offices of the Rote Fahne, old comrades, wringing their hands, asked what was expected from them. They were fobbed off with empty phrases, because the comrades there did not know what they wanted either.’The KPD Leadership’s Difficult Retreat From the Uprising
The situation could change within hours during those January days. From the Tuesday afternoon to the Wednesday afternoon, the tide turned against the rebels. To be sure, the participation in the demonstrations against the Ebert–Scheidemann government on the Tuesday was as impressive as on the day before. Nevertheless, this did not advance the revolutionary movement, because, like the day before, the revolutionary workers remained ‘without slogans or directives’, as Pieck reported. At 11am in the morning, the ‘Revolutionary Committee’ met, but ‘nothing of importance was decided’. The negotiations between a delegation of leading USPD members, briefed by the revolutionary shop stewards, on the one hand, and the Majority Social Democratic leaders on the other, came to nought, because the latter insisted on the evacuation of the newspaper buildings as a precondition for any agreement. The revolutionary shop stewards were not prepared to accept this, but they also wanted to be kept constantly aware of the negotiations.In the course of Tuesday, revolutionary workers occupied additional buildings, but it remained unclear whether these were spontaneous actions or had been ordered by the ‘Revolutionary Committee’. Shootings were more numerous, with more wounded and killed than on the day before. During the evening of 7 January, the Rote Fahne printshop was occupied by armed government troops for a lengthy time, so that the Wednesday edition of the KPD’s newspaper, which had been typeset, could not be printed in its full size, and only a one-sided edition could be produced.
On Wednesday, 8 January, the revolutionary workers’ demonstrations in the Tiergarten and the city centre were smaller, and there were more shootings, which claimed even more victims than on the preceding days. The government’s supporters were increasingly better armed. Government troops were massed in the suburbs. The attempts of the USPD to enter into concrete negotiations with the representatives of the Majority Social Democrats lasted all day. The ‘Revolutionary Committee’ with its 33 members decided during the day to dissolve itself and to build a military committee with merely six members — including Liebknecht and Pieck — and a commander, with its headquarters in the Bötzow Brewery, situated at the northern end of Alexanderplatz, which was also to serve as a barracks, arsenal and motor pool for the rebellious workers. None of this improved the effectiveness of the revolutionaries’ activities.
A session of the KPD Zentrale had taken place by noon on Wednesday. Pieck, according to his manuscript recollection, declared: ‘A clear decision, which was required in view of the lost situation, was not taken.’ However, a further meeting was held in the evening, so that Liebknecht, unable to be present at noon, could attend. During this evening session, Jogiches ‘categorically demanded our withdrawal from the military committee and a public criticism of the whole action. Rosa Luxemburg concurred with this demand, while Liebknecht spoke against; he described this withdrawal in this situation as a cowardly retreat in the face of the difficulties. He stated that under no circumstances was he willing to submit to such a decision.’ As these three speakers had made very long contributions and those comrades belonging to the Rote Fahne editorial board had to leave the meeting, Pieck demanded an adjournment in order to give additional Zentrale members the opportunity to express their opinion. ‘In spite of that, however, Jogiches’ proposal was accordingly adopted, and the comrades dispersed in a very bad mood.’ These are Pieck’s actual words.
As the Rote Fahne editors and the members working in the Zentrale subsequently left the meeting and set off for their offices, they passionately discussed among themselves Liebknecht’s announcement that he would not follow the Zentrale’s decision, as Levi later reminded Ernst Meyer and Wilhelm Pieck, two other witnesses of the events of 8-10 January 1919, during a session of the Central Commission of the United Communist Party of Germany in 1921, without the latter raising objections:
You remember how Karl Liebknecht was obstinate, and you remember how it was Leo Jogiches who made the proposal, while the action was still underway, to send a sharp declaration to the Rote Fahne which clearly disavowed Karl Liebknecht, and to state that Karl Liebknecht no longer represents the Spartakusbund among the revolutionary shop stewards. You know exactly how negative Rosa Luxemburg was regarding the matter, you know how sharp her criticism was and would have been at the moment the action had ended… And I believe, comrade Pieck, you also know that comrade Rosa Luxemburg even had the idea that it would not be long before one could no longer be associated with Karl Liebknecht, so sharp was her expressed opinion against Liebknecht, and so sharp would her expressed opinion have been if she had lived.
Thus the minutes of the Central Commission session of on 4 May 1921.
On the evening of 8 January, Rosa Luxemburg and, more emphatically, Leo Jogiches had expressed themselves in favour of withdrawing from the bodies of the Berlin revolutionary left and therefore from the uprising. According to Pieck’s manuscript, this attitude was evidently shared by all leading members except Liebknecht and Pieck. In his letter to the KPD Zentrale of 9 January, Radek declared that the Spartakus leaders Levi and Käte and Hermann Duncker13 opposed further participation in the uprising. In addition to that, Käte Duncker, in a letter to her husband Hermann of 16 January 1919, wrote about her preceding days in custody and her remarks during an interrogation: ‘As much as we both disapproved of the things [the armed uprising] and warned against them, one cannot tell the gang [representatives of the prosecuting authorities] anything…’
The Final Futile Attempt of the Revolutionary Left
At the same time that these sharp differences, which almost led to a split, were displayed within the KPD leadership, the mood amongst the USPD and the revolutionary shop stewards, which was previously oriented towards negotiations, had completely changed. For one, the negotiations with the Majority Social Democrats had, by the afternoon of 8 January, ended without success. Secondly, the Ebert–Scheidemann government had, under the motto ‘The Hour of Reckoning Approaches!’, announced the violent suppression of the uprising. Simultaneously, in ‘agreement with the Supreme Commander Noske’, a ‘squad of Berlin students’ had called for a fight against the rebels by joining the volunteer units. This even enraged the moderate USPD chairman Hugo Haase,14 so much so that he denounced in a leaflet the formation of volunteer units, which had apparently been implemented with the consent of the Majority Social Democrats, and appealed for resistance: ‘Workers, unite in defence against the White Guards’ threatening acts of violence. Down with their protector Noske! Down with the anti-working-class government men.’ The revolutionary shop stewards mistook Haase’s text for a joint appeal of the Berlin left, including the KPD Zentrale, although Liebknecht and Pieck only joined this left-wing circle late on the Wednesday evening, after the adoption of Haase’s appeal, so that at first nobody from the Spartakusbund had knowledge of this text, which was printed in the morning edition of the USPD newspaper Die Freiheit on 9 January, but not in the Rote Fahne, because it had arrived too late at the editorial offices.Following the stormy session of the KPD Zentrale and disobeying its decision, Liebknecht and Pieck joined in the meeting of the revolutionary shop stewards on late Wednesday evening, at which, after many hours of discussion, a large majority had already emerged in favour of once more calling for a general strike and an intensification of the armed struggle. Liebknecht therefore had no difficulties obtaining the almost unanimous endorsement of the large circle of the leading Berlin left-wingers of his particularly strong and aggressive leaflet.
The change of course on the part of the revolutionary shop stewards and the Berlin USPD during Wednesday night rapidly rendered superfluous for the Spartakus leadership — in any case for Rosa Luxemburg — the decision of the KPD Zentrale on the Wednesday evening to withdraw from the revolutionary bodies and to distance itself from Liebknecht, and the continuation of the collaboration of both KPD representatives within the revolutionary bodies was again fully accepted. That this cannot be put down to superficial causes hiding differences of opinion, but, on the contrary, was a matter of complete conviction, is made clear by the fact that not only was Liebknecht’s text printed in an extra edition of the Rote Fahne, on the afternoon of 9 January, but that, in the leading article of the KPD newspaper of 10 January, ‘The Death Struggle of Ebert–Scheidemann’, written the previous day, the same impression was given as in Liebknecht’s appeal, that the final phase of the revolution was at hand, and that victory was imminent. There can be no question that the further collaboration of Liebknecht and Pieck with the revolutionary bodies on Thursday and Friday morning had taken place against the will of Rosa Luxemburg and the other KPD leaders, as Levi and Pieck, as well as the KPD, later claimed. One can venture that direct talks between Liebknecht and/or Pieck and Rosa Luxemburg and other Zentrale members took place on the Thursday, as both Liebknecht and Pieck, to justify to their comrades their continued collaboration with the revolutionary shop stewards, would surely attach great importance to the way that the rest of the left had adopted the resolute position promoted by Spartakus, which was illustrated by their approval of Liebknecht’s draft appeal. In this situation, how could anyone from the KPD leadership insist on withdrawing from the leadership of the uprising?
However, the intended mass circulation of a million copies of both appeals by the revolutionary shop stewards had still not been implemented by Thursday evening, and only two left-wing newspapers, both published with a relatively smaller print-run than usual, Die Freiheit and the extra edition of the Rote Fahne, could circulate the text on 9 January. As a leaflet, Liebknecht’s text was only delivered by noon on Friday, 10 January from the still-occupied Vorwärts print-shop, much too late to be able to have any effect, had in the event this at all been possible, given the mood prevailing among the workers here on the Thursday and Friday, that of ending the fratricidal fighting and uniting at the rank-and-file level. At an internal session of the Berlin USPD workers’ council representatives on the evening of 9 January, a great disillusionment with the strike was reported in the factories, although the majority of the USPD council representatives nonetheless still decided to back the appeal for a strike.
The KPD Leadership’s Final Withdrawal on 10 January
Against the hopes of the leading left-wingers, the revolutionary movement did not revive on the Friday. Militarily, the Majority SPD government gained the upper hand in the country’s capital, and the revolutionary shop stewards and the USPD tried once more to enter into negotiations with the Majority Social Democrats.On the evening [of 10 January], a session of the [KPD] Zentrale then took place… at which the decision was taken with Liebknecht’s approval to break off the joint actions with the shop stewards and that we would only participate in their meetings for the purpose of information. The shop stewards would be sent an appropriate communication, which — dated 10 January — was first published in the Rote Fahne on 13 January 1919.
In this part of Pieck’s manuscript, it was left open whether Pieck himself and/or Liebknecht had — as two days before — still argued against the decision of the Zentrale in Friday’s discussion. ‘As the revolutionary shop stewards also more and more let themselves be pulled along in the slipstream of the USPD leadership, it became easier for Liebknecht to accede to the demands of Rosa and Leo.’ Thus Pieck in a newspaper report of June 1921. In view of the USPD representatives’ renewed entrance into negotiations, the two KPD representatives probably saw no point in remaining within the organisations of the revolutionary left.
The KPD’s communication of 10 January could not even be delivered to the factory shop stewards owing to the confusion caused by the revolutionary upheavals, as was explained in a preamble to its publication in the Rote Fahne on 13 January. The appeal to end the strike that was signed by the revolutionary shop stewards as well as the Central Executive of the Berlin USPD, was presumably issued as a leaflet on 12 January. The publication of the KPD Zentrale’s communication of 10 January in the Rote Fahne on 13 January probably came about in order to explain the absence of the signature of the KPD on the appeal of 12 January, and to avoid the impression that the Spartakus leaders had quietly withdrawn from the fight. The retreat of the KPD leadership from the leadership of the uprising on 10 January, and thus their implicit abandonment of the continuation of the revolutionary action, therefore at first remained completely unknown to those to whom the appeals were addressed — the revolutionary shop stewards, as well as the working class — although this was irrelevant to the course of the political developments during these days. The belated publication of the statement from the KPD’s Zentrale had absolutely no resonance amongst the public. The workers — in particular the leading representatives of the revolutionary shop stewards and the Berlin USPD — now had entirely different concerns as a result of the occupation of Berlin by the government forces and the persecution of the left as a whole.
Rosa Luxemburg’s Disdain for the Unity Movement in the Factories
By their last attempt to revive the protest movement in the Berlin factories on Thursday, 9 January, both Rosa Luxemburg and the KPD leadership, together with the revolutionary shop stewards, disregarded the clearly noticeable tendency towards unity regardless of party boundaries that was proposed by way of the removal of the old, discredited leaders with the dual aim of avoiding fratricidal fighting and implementing socialist policies. Since 9 January, this mass movement had developed from within the Berlin factories, and was continually growing. The unity movement in Berlin encompassed more than 200 000 workers, and it spread to other industrial centres in Germany. In factory mass meetings, workers’ delegations were elected, mostly on a parity basis — with equal numbers of Majority Social Democrat, Independent and Communist delegates — which were sent to the Majority Social Democrat Central Council, to the USPD, to the revolutionary shop stewards, and to Liebknecht, to demand the resignation of the government and all the leaders of the socialist parties, in order to stop the fratricidal fighting in Berlin. They also demanded that management at all levels be taken over by workers’ committees structured on a parity basis, after which the three socialist parties would be united, and new elections to the workers’ councils would take place.While the USPD wholeheartedly supported this spontaneous mass movement, both the Majority Social Democrats and the KPD rejected this rank-and-file initiative. The manner in which this movement took hold, even among the membership of the Majority Social Democracy, was shown by the almost unanimous — that is, with the support of most of the SPD delegates — adoption of two resolutions in the plenary session of the Greater Berlin municipal workers’ council delegates, on 10 January, which demanded the resignation of the Ebert–Scheidemann government and the cooperation of the workers of all tendencies.
For Rosa Luxemburg, this ‘Cry for Unity’, as the USPD newspaper Die Freiheit effectively portrayed this demand arising out of the working class in the headline of the evening edition on 9 January, was not a legitimate mass movement, but a misguided reaction of the Berlin workers resulting from the influence of the USPD and the defective leadership of the revolutionary struggle. The KPD agitator thus interpreted the emergence of these endeavours in the leading article ‘The Failure of the Leaders’, on 11 January, and, characterising the USPD as a ‘rotting corpse’, aimed a strong attack at the Independents and the revolutionary shop stewards. Once again, as on previous days, her own proposals remained at a general level and lacked any concrete nature: ‘Clarity, the most severe, the most determined struggle in the face of all attempts at hushing-up, mediation and sogginess, the concentration of the revolutionary energy of the masses and the creation of appropriate organs for their leadership in struggle — those are the most burning tasks of the next period…’ Both in this leading article and a further commentary on 11 January, under the title ‘Swamp Gases’, the Spartakus leadership placed the blame for the failure of the uprising entirely upon the USPD, and considered — again in the most shrill tones — that the elimination of this party was a precondition for the continuation of the revolutionary struggle: ‘The liberation of the masses from the leadership of the USPD, the burying of this corpse: that is from now on the indispensable condition for the proletariat to be able to act in a revolutionary manner, that is the next stage of the struggle.’
This concentration upon the hardest criticism of the USPD leadership is typical of Rosa Luxemburg’s arguments with the centre faction of the SPD since 1910, whether it concerned the mass strike prior to the World War, fighting against the policy of class-peace in the early years of the war, or the USPD’s collaboration with the Majority Social Democrats from 10 November to the end of December 1918. Trapped in these old forms of arguments in the Social Democratic labour movement, she did not want to, and could not, accept that the desire for unity represented an authentic rank-and-file movement, and therefore she did not see that, at that point, the opportunity for the relative preservation of the masses’ revolutionary energy was best served by the KPD offering support to this movement. Had the KPD promoted a popular slogan by the end of the armed encounters, it could have gained a higher moral authority and greater political influence, shed the role of scapegoat and image of an outsider, and above all been in a better position to influence the masses with clear socialist aims. But not even the Majority Social Democrats’ rejection of the unity movement led Luxemburg to reconsider her own position. Above all, according to her principles, she should have taken notice of the wishes of the masses, or at least seriously examined the political content of their desires and the possibilities inherent in them, rather than rejecting them wholesale in advance, because her conceptions envisaged a united advance of the rank and file towards the achievement of socialist aims without the old party leaders. However, her prejudices prevented her from seeing the possibilities offered by this spontaneous mass movement.
Luxemburg’s Illusory Expectations
On the organisational level, the Spartakus leadership had drawn the consequences of the democratic principles appropriate to its party programme, and on 10 January it had withdrawn from the leadership of the uprising once it had become obvious that the revolutionary movement no longer rested on the majority of the Berlin working class, and had taken on the character of a putsch. Nevertheless, the agitation in the Rote Fahne under Rosa Luxemburg’s direction presented a wholly different impression. In the Rote Fahne of 12 January there was a comment, written on the previous day, on the capture of the Vorwärts building by the government troops and the military victory of the Ebert–Scheidemann government, under the characteristic headline ‘And Yet the Revolution Wins!’. Although the KPD’s newspaper considered that the overthrow of the SPD government was no longer an immediate option, it nevertheless saw it as almost inevitable within a short space of time, because Ebert and Scheidemann were able ‘still to enjoy only a last short respite of their governmental splendour at the mercy of the bourgeoisie and by resting on corpses, in order then to collapse under the unanimous cry of the working masses of the whole country: Down with Ebert–Scheidemann!’That this was not merely deliberate comforting, optimistic agitation, but accorded with the illusory expectations of the Spartakus leader, can be gathered from a letter from Luxemburg to Clara Zetkin,15 on 11 January. In spite of the struggle being plainly lost, she still hoped that ‘if matters proceed as hitherto, it appears very debatable whether it at all comes down to elections and to the National Assembly’. Rosa Luxemburg’s hopes demonstrated a woeful lack of appreciation of political reality and a very wrong evaluation of the mood of the masses, and they would be dashed just eight days later in the elections to the National Assembly. Although at the beginning of the January uprising it had seemed as if a great majority of the Berlin workers, at least for a time, had been on the side of the revolutionary left, on 19 January — encouraged by the massive press campaign against the whole of the revolutionary left — the SPD in Berlin obtained, with 36.4 per cent of the vote, a clear lead over the USPD, which only obtained 27.6 per cent (the KPD abstained from the election).
Rosa Luxemburg’s illusory and unrealistic evaluations of the mood of the masses had already been observed earlier, as for example, at the turn of 1915-16 and in December 1918, as each time she thought that the majority of the Berlin party organisation would approve of her radical course. Her existing tendency towards illusions in the proletariat’s readiness for action assumed extreme proportions during the January 1919 uprising. She had largely lost contact with the masses.
Radek’s Futile Intervention
Karl Radek, the emissary of the Russian government who had been living in hiding in Berlin since the beginning of the uprising, in a letter to the KPD Zentrale of 9 January reminded it of the real situation, and urged it to call for a withdrawal from the struggle for state power. In view of the balance of forces, action would have to be limited to a mere protest against Eichhorn’s dismissal. The continuation of the struggle would only be used by the Ebert–Scheidemann government to smash the revolutionary potential of the Berlin workers. However, Rosa Luxemburg’s reply was negative, and the KPD Zentrale expected that the revolutionary shop stewards and the left of the USPD would make a compromise with the Ebert–Scheidemann government, then break off the struggle and thus be held responsible for ending it. Principled considerations also made Rosa Luxemburg reject an appeal for breaking off the struggle, because, as she explained in the leading article ‘Houses of Cards’ in the Rote Fahne on 13 January, a revolutionary development could not be thrown backwards. At the time when Radek’s letter was received, this demand would have been rejected by Luxemburg and probably by other KPD leaders, as for the short time from Thursday morning until Friday morning — 9-10 January — on account of the joint appeal by all the left-wing forces for a general strike and for armed struggle, it appeared that the revolutionary mass movement could revive.It is possible, even as early as 9 January 1919, there was dissension between Rosa Luxemburg, who tended towards illusion, and the realistic Leo Jogiches, who on Wednesday, 8 January gained a huge majority for the proposal to withdraw Liebknecht and Pieck from the revolutionary bodies, and for whom the January uprising had over the course of the week assumed the character of a putsch. Radek’s not very convincing alternative proposals, however, reveal that he himself was rather helpless in this hopeless situation, as he considered that the struggle over the newspapers should be replaced by the demand for an equitable paper distribution amongst the left-wing press, and that the struggle over the post of police chief be solved by demanding new elections to the workers’ councils, which could then determine who would fill that post.
The other revolutionary left-wingers in Berlin also had great difficulty in breaking off the struggle. On the evening of Thursday, 9 January, during a session of the Berlin USPD, the workers’ council representatives, including Ernst Däumig (who was one of the main initiators of the revolution of November 1918 in Berlin, and who had been opposed from the start to the attempt at an uprising) opposed breaking off the struggle, but called to wait and see if the leaflets, partly already put into circulation, partly still being printed, calling once more for a general strike and for armed struggle, would find approval among the Berlin workers. The general strike in Berlin was only called off in an announcement on 12 or 13 January in a leaflet signed by the revolutionary shop stewards and the Central Executive of the Berlin USPD, and published after the events in Die Freiheit.
Rosa Luxemburg’s Balance Sheet of the Uprising
While in flight from the government troops, after numerous changes of quarters, keeping herself hidden in the homes of comrades, Rosa Luxemburg presented her interpretation of the events of the January 1919 uprising in Berlin in an extensive commentary entitled ‘Order Reigns in Berlin’, the last leading article before her murder, written on 13 January for the Rote Fahne of the next day.That ‘a definite victory of the revolutionary proletariat’ was not possible in this encounter was shown by ‘the political immaturity of the masses of soldiers who still permit their officers to misuse them for counter-revolutionary purposes hostile to the people’s interest’. Nevertheless, the immaturity of the soldiers was ‘only a symptom of the overall immaturity of the German revolution’. The isolation of the Berlin revolutionary movement from the provinces and the lack of an agreement with the workers of the industrial centres of the country illustrated the absence of other preconditions. The failure of the leaders was merely one of the aspects of the failure of this mass action. From her Marxist outlook, she stressed that the main reason for the absence of revolutionary ripeness was because ‘the economic struggles, the actual volcanic source which continuously supplies the revolutionary class struggle’, were only in their initial stage: ‘From all this it follows that we could not yet count on a final, lasting victory at this moment.’ Nevertheless, it had been a ‘matter of honour’ strongly to resist Eichhorn’s dismissal.
In accordance with one of the ‘great historical laws of the revolution’, the ‘fundamental problem’ was posed: on the one hand, this revolution means ‘the overthrow of the Ebert–Scheidemann government’, which was ‘the primary hindrance to the victory of socialism’, and this situation necessarily would ‘appear again and again’, whilst on the other hand, the preconditions for victory were not present. This contradiction meant that in the initial phase of the revolution, each individual episode would ‘formally’ end in defeat, ‘but these inevitable defeats virtually pile guarantee upon guarantee of the future success of the final goal’.
Peter Nettl, the biographer of Rosa Luxemburg, characterised this attitude with the words: ‘At the moment of defeat, the historical perspective is the typical refuge of intellectual élites. Leaders who were convinced of victory in the long run could naturally console themselves with the thought that the present defeat could contribute to achieving more the next time around.’16 While Nettl, just like Gilbert Badia, undertook on the basis of the source materials a detailed, slightly critical analysis of Rosa Luxemburg’s attitude at the time of the January 1919 uprising, this theme is given but little space in the other scholarly biographies of Luxemburg.17
In my opinion, Rosa Luxemburg’s balance sheet of the January uprising is one of self-deception, helplessness and a flight into an almost completely determinist historical picture, bereft of any hint of self-critical analysis. As if she had discounted any possibility of success on the part of the mass movement or a new upsurge and had formulated the agitation in the Rote Fahne accordingly, in this survey, written on 13 January, she suddenly promoted the idea that the struggle against the Ebert–Scheidemann government had been condemned to failure from the outset on account of historically-given conditions.
As a reason for taking up the struggle — in spite of the historically-determined hopelessness — she used the notion of a ‘matter of honour’, as if it had concerned an unavoidable, morally inevitable affair of honour between two bourgeois or aristocratic rivals, only in the January action it was not two duellists, but many proletarian rebels who had staked and lost their lives. And this for a struggle which — according to this last leading article — inevitably had no prospect of success. As an additional general reason for the action against the Ebert–Scheidemann government, Luxemburg cited — as she saw it — an historical legitimacy that made struggling to remove the Majority Social Democratic government repeatedly necessary in spite of the hopelessness and the foreseeable defeats. With this previously determined historical course of events, it remains unclear what influence the leaders and the masses could still exercise in the course of a revolutionary development. With this reasoning, every revolutionary leadership is freed of its responsibility vis-à-vis the proletarian masses which it influences. The repeated phrase in the leading article about the inevitable final victory following a series of defeats complies with the traditional rhetoric of the prewar Social Democracy and the Marxist conception of history. With Rosa Luxemburg, however, the apparent sole role of the revolutionary leaders was repeatedly leading the proletarian masses into the final struggle for state power, even if the historical situation was still not ripe for a revolution. It lacked any reference to graduated forms and aims of the struggle, and thereby lacked any indication of tactical flexibility.
This attitude meant, in my opinion, and as Radek stressed in his letter of 9 January to the KPD Zentrale, that the sacrifice of the revolutionary proletariat was inevitable. Luxemburg returned in principle to the determinist historical picture prevailing in the prewar Social Democracy, which she had herself abandoned on account of her experiences in the Russian revolution of 1905-06, in favour of an emphasis on the dynamic effect of mass actions.18 The leading article of 14 January utterly lacks any reference to any concrete critical points regarding the movement in the Berlin uprising of January 1919, and possible proposals for improvements.
If the ‘failure of the leaders’ had still been in the foreground in most of the earlier articles, like that in the Rote Fahne of 11 January, then in her last item this theme did not even occupy one per cent of its content. In that regard, it merely stated: ‘The leadership has failed. But the leadership can and must be created anew by the masses and of the masses.’ It seems that she meant new elections to the workers’ councils, although the demand was not concretely mentioned in the article. Once again, the democratic principle is clear in the article; not the leaders, but the masses have the competence to decide: ‘The masses are the decisive factor, they are the rock upon which the final victory of the revolution is erected.’ And after that Luxemburg tried to bridge the contradiction between the stress on the role of the masses and the determinist historical picture of the leading article: ‘The masses are abreast of events, they have turned this “defeat” into one of those historical defeats which are the pride and strength of international socialism. And therefore the future victory will blossom from out of this “defeat”.’ By that Rosa Luxemburg remained faithful even in her last written text to the democratic principle — not the leaders, but the masses are the ones to decide on the victory of socialism.
Myths
With her last article, Luxemburg laid a foundation stone for the myth fostered by the KPD about the January uprising, as it was formulated — with variations — and particularly distinctly by Paul Levi a year later. The growth of the mass actions in the January 1919 uprising had not reached the level at which, according to the view of the Spartakus leadership, the seizure of power would have been advisable. ‘Not for a moment was the situation such that one imagined overthrowing the government, which must mean seizing power oneself.’ The contrasting conceptions and deeds of the KPD comrades in the revolutionary bodies — Liebknecht and Pieck are meant here — had never been adopted by the majority of the Zentrale, who had privately clearly expressed opposition to them.19Confronted with this portrayal of the attitude of the KPD Zentrale, and by making a more precise use of the sources — in particular Pieck’s newly-accessible manuscript, considered with Rosa Luxemburg’s agitation in the Rote Fahne — a substantially more varied picture emerges. After Eichhorn’s dismissal became known, the KPD leadership around Luxemburg at first did not expect any movement aiming at an uprising. On Saturday, 4 January, Luxemburg apparently did not even count on any protest taking place on the Sunday. Such reserved sentiments within the KPD leadership continued until noon on Tuesday. Only as the mass demonstrations against the Ebert–Scheidemann government on the Monday and Tuesday assumed gigantic proportions did it seem evident to Luxemburg and the other KPD leaders that the masses clearly wanted to overthrow the government. Therefore at noon on Tuesday, 7 January, Jogiches and Luxemburg urged Liebknecht and Pieck to push for a more energetic procedure on the part of the uprising’s leadership. Only now did the Rote Fahne openly demand the removal of the Ebert–Scheidemann government. However, on the next day, Wednesday, 8 January, with the decision taken during the evening to withdraw Liebknecht and Pieck from the bodies of the revolutionary left — and thus out of the struggle — the Spartakus leadership undertook a complete about-turn. That was because the mass movement had abated on Wednesday, and the revolutionary left, in spite of the resistance of the communists, seemed completely set on negotiations with the Majority Social Democrats in order to end the conflict. However, the KPD Zentrale’s decision to withdraw was not only ignored by Liebknecht and Pieck, but was from the following day until noon on the Friday regarded as superfluous by Luxemburg and probably most other Zentrale members, because the revolutionary shop stewards and the USPD broke off the attempt to negotiate with the Majority Social Democrats, and, on the basis of a militant leaflet drafted by Liebknecht, once more called for a general strike and armed struggle. As the rest of the revolutionary left now stood completely behind the line of the Spartakus leadership, the KPD Zentrale could not stand aside because, above all, on Wednesday, 8 January, in view of the revolutionary shop stewards’ and the Berlin USPD leadership’s renewed readiness to struggle, Rosa Luxemburg and most of the Spartakus leaders felt that a new revival of the mass movement was entirely possible. This was, of course, an illusory expectation, as the hopelessness of an uprising was perceptible as a result of the military balance of forces having in the meantime swung to the advantage of the government, and because of the exhaustion of the Berlin workers.
Yet Rosa Luxemburg even believed — as her agitation in the Rote Fahne during 9-12 January clearly shows — that the revolutionary fire would flare up once more. Her illusory tendencies misled her, even after the military crushing of the uprising, into hoping that the revolutionary movement would achieve a rapid success, as her letter to Clara Zetkin of 11 January and the leading article ‘And Yet the Revolution Wins!’, in the Rote Fahne on 12 January make clear.
If Rosa Luxemburg held to the democratic principle that the power of decision lies with the majority of the masses as the precondition for political action, then one must nevertheless enquire as to the nature and goals of the struggle which the Spartakus leader was proposing to the proletariat during the January uprising, and whether she was able to accept independent developments presented by the working class that went in the direction of socialism. Proposals for the leadership of the struggle were largely absent in her newspaper articles, or were wholly unreal, such as the point about a permanent mass gathering on the streets of Berlin’s revolutionary workers. The KPD leader gave the impression of a ‘Rosa at a loss’. She was all the more radical in propagating the aims of the uprising. From Wednesday, 8 January up to and including Sunday, 12 January, hence even several days after the military defeat of the rebels, she used the Rote Fahne to promote the illusion that the Majority Social Democratic government could be overthrown. Furthermore, she proclaimed in a severely polemical manner that the destruction of the USPD was both a desirable intermediate aim and a precondition for the overthrow of the government. With these shrill propaganda tones, she reached only the most radical elements of the masses, a small and diminishing minority which — by ignoring the democratic principles in Luxemburg’s arguments — felt itself supported and confirmed in its putschist tactic. The great majority of the Berlin proletariat stood apart from this type of Luxemburgian agitation, in any case from 8 January, as the slogan of the unification of the ‘ordinary’ members of all proletarian parties with the aim of ending the fratricidal strife and the achievement of a socialist policy met with great approval not only among the Berlin workers, but also those in other industrial centres of Germany. Her fixation on long-standing arguments with the centre faction of the Social Democracy, consequently now with the USPD, and her woeful misunderstanding of the level of consciousness of the masses, led to her adopting a mistaken political tactic and aiming at an illusory target during these January days.
Liebknecht as the Internal Scapegoat
As it follows from a previously unknown — having only been preserved as an attested copy — note of the public prosecutor of County Court 1 in Berlin, of 21 January 1919, a member of the KPD leadership tried to explain, immediately after the January uprising, to the criminal prosecuting authorities that ‘every member of the Spartakusbund Zentrale with the sole exception of Karl Liebknecht… had disagreed with the putschist tactics practised after 6 January 1919 … The leading circles of the Spartakus movement had been perfectly clear about it, they would only be able to seize state power if they had the masses behind them. But so far that had not been the case.’ At the same time, the Spartakus representative explained that the ‘nascent insurrectionary movement had emanated from amongst the revolutionary shop stewards of the big factories in Greater Berlin, with whom Karl Liebknecht had constantly negotiated for days on end, without his having drawn in any other leading figure from the Spartakusbund’. The KPD Zentrale had first become acquainted with the declaration signed by Liebknecht and Scholze about seizing the reins of government in the 14 January 1919 issue of the Vorwärts. The uprising could only have led to a fratricidal war in Berlin, ‘in which the Spartakus movement would not have had the slightest prospect of success’. The KPD leadership had been clear that the Ebert–Scheidemann government, on account of the loyal troops in the vicinity of Berlin, enjoyed military superiority from the outset. While Ledebour was still explicitly exonerated, there followed a sharp distancing from Liebknecht: ‘In leading Spartakus circles, the matter had already been discussed, after the predicted certain breakdown of the insurrectionary movement, that Liebknecht would have to be removed from his leading position in the Communist Party.’The ‘personality in a prominent position in the Spartakus movement’ who informed the public prosecutor of these views was probably Paul Levi who from 13 until 24 or 25 January 1919 was under arrest and apparently interrogated by an examining magistrate. As an experienced lawyer, he understood how to act credibly before his opposite number, and he aimed his exonerating arguments on behalf of the KPD leadership — even if not to the credit of the murdered Karl Liebknecht, along with silence about the participation of Pieck — and he advanced them with skill.20 Of course, Levi’s attempt to ward off the public condemnation of the KPD leadership as the authoritative bearer of the insurrectionary movement, and to place the main responsibility upon the revolutionary shop stewards, was more than legitimate. However, Levi’s attempt at exoneration does not seem to have had any effects on the way the prosecuting authorities or even the government acted. What is noteworthy is that no sooner had the uprising failed, Levi tried to circulate the historically incorrect version of the KPD leadership’s general rejection of any idea of overthrowing the government.
That this antipathy towards Liebknecht at the end of the January uprising was actually very widespread in the circles of the Spartakus leadership emerges in a remark by Mathilde Jacob in her letter to Clara Zetkin of 25 January 1919: ‘My hatred of Karl [Liebknecht] is well-founded. For me it is an emotional thing… Our best people hate him.’21 As a lengthy conversation with Jogiches had taken place immediately prior to the writing of the letter, the quoted sentence must refer to statements from Jogiches, who following a short period in custody had been at liberty for some days and was in contact with the other members of the Zentrale. The Spartakus leadership’s rejection of Liebknecht which arose at this time was caused by a combination of different factors; namely, his signing of the declaration of 6 January about overthrowing the government, of which the Zentrale members were unaware until its publication in the Vorwärts on 14 January; the anger over his refusal to accept the decision of the KPD Zentrale on 8 January to withdraw from the struggle; and his insistence on sharing hideaways with Rosa Luxemburg, which resulted in people gathering conspicuously in them during the Spartakus Zentrale’s discussions, and which had contributed to their being arrested on 15 January. The surviving comrades held the murdered Liebknecht responsible for the political mistakes of the left during the January uprising — even though other Zentrale members also had a share in it — and for Rosa Luxemburg’s death, as during the final days he had acted in a markedly incautious manner, which, again, at the time all the other leading members seem to have tolerated without complaint.This political and personal antipathy towards Liebknecht on the part of the other Zentrale members — which, objectively speaking, was largely unjustified — has never been mentioned in the relevant biographies and monographs, and the KPD leaders who knew the truth at the time, with the exception of Levi, never publicly hinted anything about it. The reputation of the murdered party founder, now a martyr, was not to be injured.
Other Ways of Acting
What other course could the KPD leadership have taken during the January uprising? After the KPD’s founding congress during 30 December 1918 to 1 January 1919, the local associations of the USPD in Berlin began to vote over whether they should join the Spartakusbund, or whether the party’s members should split away in its direction. The Communist Party organisation in Berlin existed merely in a rudimentary form. The League of Red Soldiers, set up just after the November Revolution by the Spartakus leadership, was not a tightly-organised military formation, but a propaganda group oriented towards soldiers that was apparently unsuccessful in its agitation, judging by the fact that the Berlin garrison was either neutral or loyal to the government at the beginning of the January uprising. To that extent, the young KPD, lacking a broad, well-organised membership, was not at all in a position to influence the movement behind the uprising.The KPD’s chances of building influence were limited firstly to the effect of agitational material in the Rote Fahne and leaflets, and secondly through the participation of the Zentrale members Liebknecht and Pieck within the bodies of the uprising leadership. Prior to the January events, the Rote Fahne had but a small circulation, and from Wednesday, 8 January, as a result of the disruption, it could only appear in an even more reduced quantity. It is therefore questionable whether the agitation of the Rote Fahne — in any case from Wednesday — as well as the small number of Spartakus leaflets, actually reached any sizeable section of the Berlin workers. Moreover, the party’s particularly severe and aggressive tone did not meet with the approval of the majority of the workers, who supported the call for left-wing unity. Of the 33 members of the ‘Revolutionary Committee’, the leadership of the uprising, there were only two KPD Zentrale members, with Liebknecht as one of the three chairmen. Pieck took some initiatives but was unable to find enough active and competent associates in the leadership of the uprising. The left-wingers with suitable experience in organising mass actions during the war and in the November 1918 days, such as Richard Müller and Ernst Däumig and their close circle of friends, spoke out against a struggle to overthrow the government, and did not participate at all, or at most only half-heartedly, in the January uprising. Even if Liebknecht and Pieck had attempted to take control, the very self-confident and independent revolutionary shop stewards would not have allowed this; still less Georg Ledebour, one of the three chairmen of the ‘Revolutionary Committee’, who already during the war had regarded Liebknecht as his main rival for the leadership of the left wing of the labour movement.
Under these conditions, it was completely impossible to create from scratch the organisational structure for an effective leadership of the uprising. The KPD (Spartakusbund) Zentrale was not at all in a position to have exercised a greater, let alone a decisive, influence over the uprising leadership and the movement itself.22
Rosa Luxemburg’s Consistent Fundamentally Democratic Attitude
As we have already seen that the latest historical writings no longer uphold the claim that the Berlin uprising in 1919 was staged and led by the KPD (Spartakusbund), and as this essay has also demonstrated in an extremely clear way that the very opposite is the case, one should no longer consider the political struggle that took place in January 1919 as the ‘Spartakus Uprising’. This is an historical falsification. As the study presented here shows in detail, the KPD Zentrale at first not only had no intention of leading an uprising against the Ebert–Scheidemann government, it did not even expect that such an uprising would take place.On the other hand, some factory shop stewards and the KPD representative Pieck had an entirely different perception prior to the first demonstration on 5 January, and this was endorsed after the unexpectedly huge participation in this mass action of the overwhelming majority of the factory shop stewards, and by Pieck and Liebknecht. They concluded that the Majority Social Democratic government should be removed and arrested in a sort of coup, before they ascertained whether the majority of the Berlin workers supported the demands of the revolutionary left. This clearly had the character of a putschist measure which was never in the spirit of Rosa Luxemburg. Levi later described her reaction to it when on 14 January she became aware of the declaration of the ‘Revolutionary Committee’ of 6 January, signed by Liebknecht, concerning the removal of the Ebert–Scheidemann government: ‘None of those present will forget the scene, as Rosa Luxemburg held the document up to Karl Liebknecht, which was signed: “The provisional government, Ledebour, Liebknecht, Scholze”. She just asked him: “Karl, is that our programme?” The rest was silence.’23 Over the days following the failure of the uprising, she came to consider that the proclamation of a left-wing revolutionary government without the clear consent of the majority of the proletariat assumed the character of a putsch. For Rosa Luxemburg, the replacing of the Majority Social Democratic government by a socialist government could not be the result of the action of a small band of revolutionaries — and that is how the episode, with the document signed by Liebknecht calling for the overthrow of the government, appeared to her on 14 January as she looked back on the failed uprising — but had to be the result of the conscious intention of a broad proletarian mass movement. She stressed this again and again in Rote Fahne during these January days.
In spite of her illusory overestimation of the readiness of the proletarian masses for revolutionary action and her wholly unsuitable sharp attacks on those other socialist leaders who were not carrying out agitation with the same degree of radicalism, the Spartakus leader was never ‘Bloody Rosa’, nor was she a putschist or a terrorist politician. Rosa Luxemburg had maintained her democratic principles during the January 1919 uprising; that is to say, democratic principles based upon workers’ councils, rather than upon a parliamentary democracy.
- A government headed by the right-wing Social Democrats Friedrich Noske (1868-1946) and Philipp Scheidemann (1865-1939) was set up in November 1918 upon the abdication of the Kaiser. At first it contained members of the Independent Social Democratic Party, but the conservative policies and actions of the SPD ministers soon led them to quit — editor’s note.
back - Heinrich August Winkler, Von der Revolution zur Stabilisierung. Arbeiter und Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik, 1918 bis 1924, second completely revised and corrected edition, Berlin (West), 1965, p120.
back - Manfred Scharrer, Die Spaltung der deutschen Arbeiterbewegung, second improved edition, Stuttgart, 1985, pp195-225, in particular p219; Ralf Fücks (member of the executive of the Heinrich Böll Foundation, associated with the Green Party), ‘Die Schattenseiten einer Lichtgestalt’, Der Tagesspiegel (a Berlin daily), 15 January 2000; Henryk M Broder and Karl Wiegrefe, ‘Die göttliche Rosa’, Der Spiegel, 17 January 2000, pp60-6. I have, however, through the use of newly-accessible source material (including a manuscript finished in the spring of 1920 by Wilhelm Pieck, which was printed in a shortened and altered version by the KPD and later by the SED; unpublished protocols of internal sessions of the USPD workers’ council representatives; parts of the records of the Ledebour Trial that were never published; a letter by Radek of 24 January 1919, first published in Russia in 1998) attempted, in the framework of a study that appeared in 1999 in the IWK (Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung) to research the attitude of Rosa Luxemburg and the other KPD leaders during the Berlin uprising of January 1919 in detail and to draw a more differentiated picture of the attitudes of the KPD leaders during the January uprising, in the course of which other aspects of the political developments during those days were neglected. The results of this analysis as well as a further publication of mine about Karl Radek’s activity in Berlin during December 1918–February 1919 (in IWK, Volume 36, no 3/4, 2000), are presented here slightly shortened and omitting most of the source references. (See Ottokar Luban, ‘Demokratische Sozialistin oder “blutige Rosa”? Rosa Luxemburg und die KPD-Führung im Berliner Januaraufstand 1919’, IWK, Volume 35, no 2, 1999.)
back - Emil Eichhorn (1863-1925) joined the SPD in 1881, and became a party full-timer in 1893. He joined the USPD in 1917, was a deputy in the National Assembly, joined the KPD in 1920, and represented the party as a deputy in the Reichstag until his death — editor’s note.
back - Paul Levi (1883-1930) joined the SPD in 1906, and joined the Spartakusbund in 1918. A member of the leadership of the KPD, he worked closely with Luxemburg, led the party after her death, and opposed the ultra-lefts. He openly opposed the party’s March Action putsch of 1921, was expelled, and led a left-wing group within the SPD until his death. Ernst Meyer (1887-1930) joined the SPD in 1908, and was in the leadership of the Spartakusbund during the First World War. He held leading posts in the KPD, including Politbureau Secretary and Party President, in the early 1920s. He was prominent in the centre and subsequent ‘conciliator’ factions of the party, and opposed the ultra-left turn in the late 1920s. August Thalheimer (1884-1948) joined the SPD in 1904, and was in the leadership of the Spartakusbund during the First World War, and of the KPD until he and Heinrich Brandler were scapegoated after the party’s failed bid for power in 1923. Expelled in 1929, he was a founder and leader of the Communist Party (Opposition) (KPO), and remained an oppositional communist until his death in Cuba — editor’s note.
back - Ernst Däumig (1868-1922) joined the SPD before the First World War, and was a founder of the USPD, and was a leader of its left wing. He opposed the formation of the KPD, but later joined it and became its co-leader with Levi. He left the KPD in 1921, and joined Levi’s group. Richard Müller(1890-?) was a metalworker and trade union activist. He opposed the entry of the revolutionary shop stewards into the KPD, although he later joined it. Leaving the KPD with Levi, he dropped out of political activity — editor’s note.
back - Wilhelm Pieck (1876-1960) joined the SPD in 1895, and was a full-time party official after 1906. On the left of the party, he became a leading member of the Spartakusbund and the KPD. He supported Brandler’s faction, then the centre, and supported Stalin after 1929. He was the President of East Germany from 1949 until his death — editor’s note.
back - Heinrich Dorrenbach (1888-1919) was an SPD member and a second lieutenant in the German army during the war. Reduced to the ranks and discharged in 1917, he took command of People’s Marine Division. Associated with Karl Liebknecht, he advocated an insurrection in January 1919, and was disavowed by the sailors. He was later arrested, and killed ‘whilst trying to escape’ — editor’s note.
back - Georg Ledebour (1850-1947) was an SPD left-winger and Reichstag deputy. He joined the USPD and worked with the revolutionary shop stewards in Berlin during 1918-19. He opposed the USPD’s merger with the KPD, rejoined the SPD, but was expelled in 1924 and formed the Socialist League — editor’s note.
back - Heinrich Malzahn (1884-1957) joined the SPD in 1906. He joined the USPD in 1917, and was active in strikes and became President of the Berlin committee of factory councils. He sided with Levi in the KPD over the March Action, and eventually returned to the SPD — editor’s note.
back - Ottokar Luban, ‘Rosa Luxemburg, Spartakus and die Massen. Vier Beispiele zur Taktik der Spartakus-gruppe bzw des Spartakusbundes’, in Theodor Bergmann and Wolfgang Haible (eds), Reform – Demoktarie Revolution. Zur Aktualität von Rosa Luxemburg, supplement to the monthly journalSozialismus, no 5, 1997, pp11-27.
back - Rudolf Breitscheid (1874-1944), Oscar Cohn (1869-1937), Wilhelm Dittmann (1874-1954), Karl Kautsky (1854-1938) and Luise Zietz (1865-1922) were all long-standing SPD members who joined the USPD, but rejected merging with the KPD. They all returned to the SPD in 1922 — editor’s note.
back - Hermann Duncker (1874-1960) and Käte Duncker (1871-1953) joined the SPD in 1893 and 1900 respectively. Both were elected to the KPD Zentrale in 1919, but not in 1920, and thereafter did not hold senior party posts. They lived in East Germany from 1947 — editor’s note.
back - Hugo Haase (1863-1919) became an SPD deputy in 1897, and party President in 1911. He was a leader of the USPD from its foundation, and led its right-wing faction. He was assassinated on the Reichstag steps by a nationalist — editor’s note.
back - Clara Zetkin (1857-1933) stood on the left of the SPD, and edited the party’s paper for women. She opposed the First World War, joined the Spartakusbund, and then the KPD, to which she belonged until her death, although she was sympathetic to the KPO — editor’s note.
back - Peter Nettl, Rosa Luxemburg, Köln and Berlin, 1967, p729.
back - Annelies Laschitza and Günter Radczun, Rosa Luxemburg. Ihr Wirken in der deutschen Arbeiterbewegung, Frankfurt, 1971, pp500-1; Gilbert Badia, Rosa Luxemburg. Journaliste, Polémiste, Révolutionnaire, Paris, 1975, pp382-6; Elzbieta Ettinger, Rosa Luxemburg. Ein Leben, Bonn, 1990, pp294ff; Annelies Laschitza, Im Lebensrausch, trotz alledem. Rosa Luxemburg. Eine Biographie, Berlin, 1996, pp617-20. This also applies metaphorically to the biographies of Karl Liebknecht by Heinz Wohlgemuth (Karl Liebknecht. Eine Biographie, East Berlin, 1973, pp466-9) and — in part — Helmut Trotnow (Karl Liebknecht. Eine politische Biographie, Köln, 1980, pp284-91).
back - During the prewar period, the so-called Marxist Centre, owing to its determinist view of history, adopted a passive, wait-and-see attitude, while in the January uprising Rosa Luxemburg represented, regardless of the expected defeat according to the ‘laws of history’, an attitude of permanent offensive and ‘final struggle’.
back - Paul Levi, ‘Georg Ledebour, die Revolution and die Anderen’, Die Rote Fahne, Volume 3, no 14, 14 January 1920. In the same sense is the KPD-edited collection Illustrierte Geschichte der deutschen Revolution, Berlin, 1929 (reprinted, Frankfurt/Main, 1970), pp282ff.
back - National Archive Berlin, A Rep 358, no 466, Volume 5, Sheet 8. Certified copy: note by an anonymous public prosecutor. Besides Levi, other members of the Zentrale were in custody: Hugo Eberlein, Leo Jogiches (for a short time), Käte Duncker and Ernst Meyer.
back - A complete rendition of the letter is on pages 452-5 of Ottokar Luban, ‘Die “innere Notwendigkeit, mithelfen zu dürfen”. Zur Rolle Mathilde Jacobs als Assistentin der Spartakusführung bzw der KPD-Zentrale’, IWK, Volume 29, no 4, 1993, pp421-70. Mathilde Jacob (1873-1943) was a book-keeper and typist, and was in the SPD, the Spartakusbund, the USPD in 1917, the KPD in 1919, and left with Paul Levi and worked politically with him. She died in Theresienstadt concentration camp.
back - The author will provide a thorough analysis of the real possibility of the KPD developing its influence in the framework of a monograph about the prehistory and foundation of the KPD (Spartakusbund), August 1914 until January 1919.
back - ‘Paul Levi, Rosa Luxemburg and Karl Liebknecht zum Gedächtnis’, Leipziger Volkszeitung, Volume 36, no 12, 15 January 1929. This episode must have taken place on 14 January 1919, as the Vorwärts, now being published once more by the Majority Social Democrats, printed the declaration in facsimile. Levi cannot have been an eyewitness, as he had already been arrested on 13 January. In his account of recollections published in 1924, Radek gives a similar version, which had been conveyed to him by Levi. Apparently, the KPD leaders were all privately aware of what had transpired.
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This article first appeared as ‘Die ratlose Rosa. Die KPD-Führung im Berliner Januaraufstand 1919 — Legende und Wirklichkeit’, in Sozialismus, no 1, 2001. This English version was published in Revolutionary History, Vol. 8, Nr. 4, London 2004, S. 19- 45. It has been translated by Mike Jones.
GeographicalΝαιΝαιNoΌχι -
English19/07/11An open virtual library documenting past and present experiences of workers' control
This site aims to be a virtual open library for the collection and access to infromation, news, documentation and theoretical essays on past and current experiences of workers’ control. The fact that workers have at different times and in different geographical locations taken control, often spontaneously, of their work environment and started production, has a political and theoretical relevance that transcends the workplace and the organisation of production, configuring an alternative way of governing societies. By assuming the autonomous control of their work and denying the cogency of private property, workers, even if temporarily, put upside down the entire structure of capitalist relations of production, opening the room for the reinvention of production under their own control.
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Spanish14/07/11
El documental entre Mate y Arcilla. Zanon bajo control obrero realizado por el colectivo de vídeo de Berlín Ak Kraak y el argentino Alavío, entra en la compleja producción de la cerámica y nos narra el proceso social de recuperación de la fábrica Zanon (en la provincia de Neuquén, Argentina). Los obreros y obreras nos informan de sus luchas,
sus visiones y sus esperanzas.
Octubre 2001. La empresa ceramista ZANON, situada en la Patagonia argentina, es abandonada por los propietarios y directivos debido a que dicen que no es productiva y pierden dinero. Los trabajadores y trabajadoras de la empresa deciden en asamblea continuar en los puestos de trabajo y tras duros enfrentamientos con la policía y los gobernantes de Argentina logran estabilizarse y sacar la empresa adelante.
Solucionan eficazmente los problemas de gestión, suministro de materia prima y resistencia. Incrementan el número de empleados y le dan un giro social a la producción.Ταινίες & Πολυμέσα, Ak Kraak, Αργεντινή, FaSinPat, Καταλήψεις Χώρων Εργασίας, Ανακτημένες Επιχειρήσεις, 21ος αιώνας – Εργατικός Έλεγχος στη Σύγχρονη Εποχή, Λατινική ΑμερικήExperienceshttp://kanalb.net/media/labournet/zanon.mp4ΝαιΝαιNoΌχι -
French12/07/11
Un groupe coopératif exceptionnel…
Ce film retrace l’histoire de l’acquisition de Brandt en France par Fagor, coopérative espagnole du groupe Mondragón. Fondé au Pays Basque en 1955 à l’initiative d’un prêtre républicain, Don José Maria Arizmendiarrieta, ce groupe coopératif regroupe aujourd’hui plus de 90 000 travailleurs répartis en plus de 116 structures entrepreneuriales. L’entreprise Fagor (initialement Ulgor), à l’origine de ce groupe, est une entreprise d’électro-ménager. L’originalité de la construction du groupe coopératif Mondragón est d’associer des coopératives de production et des coopératives de consommation (les super-marchés Eroski) avec une activité bancaire (Caja Laboral) et un organisme de prestations sociales (Lagun Aro). Le développement de ce groupe sera ainsi supporté par la population locale qui y voit le moyen de valoriser économiquement un territoire et d’élever son niveau de vie. De même, l’association de ces diverses coopératives dans un groupe permet de mutualiser les risques et de garantir l’emploi aux coopérateurs. Dans sa première partie, le film retrace l’histoire de cette expérience fort originale et interroge les habitants de la vallée d’Arrasate, siège du groupe.
…confronté à la mondialisation capitaliste
Ce groupe intervient dans de nombreux secteurs industriels et doit, de plus en plus, faire face à la concurrence mondiale. C’est dans ce contexte que le groupe s’est lancé depuis plusieurs années dans une politique de croissance externe avec des acquisitions d’entreprises (Pologne, Mexique, Chine, Italie…) dont les travailleurs ne sont pas souvent associés. A ce jour, seulement un peu moins de la moitié des travailleurs du groupe est sociétaire. La seconde partie du film porte sur l’acquisition de l’entreprise française Brandt par Fagor. Ce film montre que l’incompréhension, le fossé qui existe alors entre les travailleurs de Brandt, dont certains seront licenciés, avec la direction de Fagor. Les dirigeants de Mondragón ont-ils trahi l’idéal démocratique qui présidait à la création de ce groupe ? La mondialisation n’est-elle pas coupable de cette évolution ? Sans aucunement prendre partie, ce film confronte avec précision, nuance les différents points de vue et intérêts divergents, tout en soulignant les dilemmes.
Association Autogestion
11 juillet 2011
http://www.autogestion.asso.frFilm disponible auprès de Voir&Agir
Réalisation : Anne ARGOUSE et Hugues PEYRET
Production : Antoine Martin Productions
Co-production : Citizen TV
Musique : Eric Thomas
Avec le soutien du Centre National de la Cinématographie, de la Région Haute-Normandie, de la Procirep – Angoa
52 mn, 2007
1960-2000 – Εργατικός 'Ελεγχος ενάντια στην Καπιταλιστική Αναδιάρθρωση, Benoît Borrits, Συνεταιριστικό Κίνημα, Κριτικές Ταινιών, 21ος αιώνας – Εργατικός Έλεγχος στη Σύγχρονη Εποχή, Χώρα των Βάσκων, ΕυρώπηMediaΝαιΝαιNoΌχι -
French11/07/11
Cette entreprise fabrique des isolateurs électriques pour des courants à très haute tension (3500-4000 volts). Elle a été reprise en SCOP par ses salariés en avril 2004 et présente, outre des performances économiques enviables, de réelles avancées en termes d’autogestion et d’appropriation par les travailleurs de leur outil de travail.
La reprise de l’entreprise en SCOP
Créée en 1921, cette entreprise a appartenu à différents groupes industriels (Merlin-Gérin, Alsthom Atlantique, Keramik Holding AG Laufen) avant d’être détenue par le groupe autrichien CERAM (1993) qui sera lui même racheté par PPC Insulators en 2001, entreprise américaine détenue par des fonds d’investissement (de type « private equity »). Cette entreprise dispose alors d’un ensemble européen de sites de production (Autriche, Allemagne, Suède…et St Vallier en France). Dès cette époque, l’unité de production française fait figure au sein du groupe de « vilain petit canard », les syndicalistes CGT de l’entreprise ayant notamment réussi à imposer un Comité d’Entreprise européen. Lors de la reprise de l’entreprise par un fonds d’investissement, l’objectif de ce dernier était d’obtenir de chaque unité de production un rendement supérieur à 10%, objectif qu’il n’atteindra jamais à St Vallier du fait de la combativité des travailleurs locaux. Dès lors, les dirigeants décideront de fermer St Vallier et mettront artificiellement cette unité en perte par une sur-facturation de la part du groupe. Deux ans après la prise de contrôle du fonds d’investissement, les évènements se précipiteront : dépôt de bilan en septembre 2003, puis liquidation en janvier 2004.
Il est donc flagrant pour les travailleurs que la faillite de l’entreprise est purement politique. Dès lors germe naturellement l’idée qu’il est possible de reprendre l’entreprise : les travailleurs restent mobilisés et, en dépit de la liquidation prononcée, maintiennent la production pour livrer les clients restants. Un contact est rapidement pris avec l’Union régionale SCOP de Rhône-Alpes qui estime que l’entreprise peut être viable avec un fonds de roulement de 900 000 €. Le mouvement coopératif (SOCODEN, SPOT et Crédit Coopératif) apporte 800 000 € (sous forme de prêts et de titres participatifs) et demande aux travailleurs de réunir les 100 000 € restants. Ne pouvant apporter que 51 000 €, les travailleurs décident de mobiliser la population locale. 802 donateurs apporteront sous forme de dons à une association créée pour l’occasion, les 49 000 € restants, laquelle association souscrira des parts sociales et participera au Conseil d’administration de la coopérative.
Dans le même ordre d’idée, Ceralep étant la dernière unité de production d’isolateurs électriques en France, les clients (EDF, SNCF, Trench…) interviendront tant auprès du Conseil Général que du gouvernement pour le maintien de l’activité sur St Vallier. Un ami d’enfance du délégué CGT, Robert Nicaise, ayant fait carrière à des postes de direction dans le privé, s’intéressera à ce projet et épaulera les travailleurs de Ceralep dans la gestion de l’entreprise (cet individu préside aujourd’hui l’association de soutien et participe à ce titre au Conseil d’administration). Au final, suite à d’intenses mobilisations, le préfet donnera son feu vert à la reprise de l’entreprise sans obligation pour la société nouvelle de rembourser près d’un million d’euros auprès de l’AGS (Association pour la Gestion du régime de garantie des créances des Salariés). En avril 2004, c’est-à-dire trois mois après la liquidation de l’entreprise, CERALEP Société Nouvelle reprend officiellement l’activité de l’entreprise sous la forme d’une SCOP avec l’intégralité des 51 travailleurs encore présents dans l’entreprise. Dès juillet 2005, tous les anciens clients sont revenus à CERALEP.
La première leçon à tirer de cette expérience porte sur l’appropriation intuitive et naturelle de l’autogestion aussi bien par les travailleurs que par l’environnement extérieur. Pour les travailleurs, la reprise en SCOP était la façon concrète et pratique de maintenir l’emploi. Comme l’indiquait Robert Nicaise, à l’époque syndicaliste CGT, cette reprise n’a été possible que parce que les travailleurs n’ont jamais baissé les bras face à la liquidation et sont restés mobilisés durant tout ce processus. Pour le voisinage, la perspective de la reprise de l’entreprise par ses travailleurs était vue comme une initiative sympathique auquel il fallait naturellement apporter son soutien aussi bien financier que pratique (manifestations, aide à la gestion apportée par de nombreux partenaires). Pour certains décideurs d’entreprises clientes, pourtant à mille lieux d’une pratique autogestionnaire, la perspective de devoir se fournir auprès de nouveaux partenaires alors que Ceralep donnait pleinement satisfaction, au seul bénéfice des critères de rentabilité financière des propriétaires, n’avait absolument aucun sens et justifiait la poursuite des relations commerciales avec la nouvelle SCOP.
De la SCOP vers l’autogestion
Depuis cette date, la société ne réalisera que des exercices bénéficiaires. Les niveaux de salaires à la date du dépôt de bilan seront intégralement maintenus immédiatement après la reprise de l’entreprise. Depuis Ceralep a créé dix nouveaux postes de travail et augmenté les salaires de 13,1% sur cette période. Il est à noter que, comme dans toute SCOP, en sus des salaires, les bénéfices restent dans les mains des travailleurs qui les maintiennent en réserves impartageables pour la moitié environ et se les distribuent pour l’autre moitié. Grâce à la constitution de ces réserves impartageables sur 5 ans, l’entreprise est aujourd’hui en mesure de rembourser les différents prêts obtenus exclusivement auprès du mouvement coopératif.
Au delà de cet aspect financier, les pratiques dans l’entreprise ont bien changé. Dès les débuts de la coopérative, on a pu noter une hausse de la productivité de 25%, cette hausse étant principalement obtenue par une baisse du niveau de déchets, donc de la qualité apportée à la production. Dans le même ordre d’idée, l’ambiance au travail a radicalement évolué, comme en témoigne la décision des travailleurs de s’autoriser de la musique pendant les heures de travail, ce qui était, bien évidemment, strictement interdit par l’ancienne direction. Le combat pour la parité est loin d’être négligé car si les femmes ne sont que quatre dans l’entreprise, deux d’entre elles siègent au Conseil d’administration. Les salariés qui travaillent à la production sont maintenant polyvalents grâce à une formation interne. Les savoirs en jeu dans l’entreprise sont ainsi partagés et un effort est fait en ce qui concerne les comptes pour que ceux-ci ne restent pas opaques.
L’entreprise refuse que, comme cela se passe dans certaines SCOP, il existe deux catégories de travailleurs : les associés et les non associés (qui resteraient donc des salariés au sens classique du terme). Dès leur entrée dans l’entreprise, les individus sont invités à souscrire des parts sociales, soit immédiatement si ils-elles le peuvent, soit par prélèvement de 4% de leur salaire brut jusqu’à atteindre un montant de parts sociales égal à un salaire trimestriel à la date d’entrée dans l’entreprise. Dans le même ordre d’idée, la fourchette des salaires est restée très raisonnable entre 2 000 € et 3 300 € (pour le dirigeant). Ces deux éléments (tous associés et fourchette de rémunération réduite) garantissent donc une égalité de droits très forte à même de favoriser l’épanouissement de l’autogestion.
Cette expérience dans la perspective de la transformation sociale
Que l’on soit clair : cette expérience ne peut être reproduite telle quelle dans n’importe quelle entreprise et n’importe quel contexte. Outre la mobilisation permanente des travailleurs et de la population, des éléments-clés objectifs expliquent le succès de cette reprise d’entreprise : un savoir-faire éprouvé et unique à l’échelon d’un pays et la présence d’une clientèle qui souhaitait le maintien de cette entreprise.
Cependant, rien n’interdit d’envisager un programme politique de transformation sociale qui favoriserait ce type de reprise sur les principaux secteurs clés de l’économie ce qui permettrait à toutes les entreprises, à l’image de CERALEP, de bénéficier d’entreprises clientes favorables à une telle évolution. En effet, cette expérience nous prouve, s’il en était encore besoin, que les travailleurs sont, non seulement capables de s’approprier la gestion de leur propre entreprise, mais surtout de faire mieux (augmentation de la qualité de la production) grâce à une autre atmosphère de travail.
De même, le refus du secteur bancaire traditionnel de financer CERALEP à ses débuts (seul le mouvement coopératif a soutenu) nous montre l’importance de disposer d’un secteur public bancaire conséquent (et probablement exclusif) capable d’apporter les financements nécessaires à la poursuite de l’activité économique. A cet égard, le haut niveau de financement externe (800 000 € sur les 900 000 €, soit près de 90%) nous laisse envisager la viabilité de fonctionnement d’une économie avec des entreprises à fonds propres réduits (et pourquoi pas inexistants) qui libérerait les individus à l’égard du pouvoir de l’argent.
De ce point de vue, ce combat des travailleurs de CERALEP, bien que géographiquement et numériquement limité, est potentiellement riche d’enseignements en vue d’une politique de transformation sociale.
Une vidéo de France 2 : http://www.dailymotion.com/video/x2lhji_scop-ceralep-son-histoire_news
HISTORIQUE
1921 : Naissance à St-Vallier (Drôme) d’un atelier artisanal de porcelaine spéciale
1925 : Après faillite, rachat des bâtiments par MERLIN GERIN pour y créer la société ELECTRO-PORCELAINE, fabriquant d’isolateurs électriques
1966 : à l’intérieur de MERLIN GERIN (9000 salariés),CERALEP représentait 500 salariés.
1972 : Constitution de la société CERALEP pour la mise en commun de l’activité de fabrication et de vente d’isolateurs haute tension des usines d’Andancette, de Bazet (Haute -Pyrénées) et de St- Vallier, respectivement filiales de CERAVER et de MERLIN GERIN.
1980 : Entrée de la société ALSTHOM ATLANTIQUE dans le capital de CERALEP (40 %) aux côtés de MERLIN GERIN (40 %) et CERAVER (20%).
1987 : ALSTHOM acquiert les 20% détenus par CERAVERT et devient donc actionnaire majoritaire. La société KERAMIK HOLDING AG LAUFEN, important groupe Suisse spécialisé dans la céramique, acquiert 60 % du capital .GEC- ALSTHOM et MERLIN GERIN ne représentent plus que 10% chacun.
1990 : La société malgré sa spécialisation en isolateurs de très haute tension passe de 500 à 150 salariés.
1993 : Rachat de CERALEP par CERAM (groupe autrichien), CERAM constitue un groupement Européen (Allemagne, Autriche, Suède, Slovaquie et France) afin de faire face au Japonais NGK, leader mondial.
2001 : Le groupe CERAM/ CERALEP est racheté par PPC INSULATORS, détenu par des fonds de pension américains. Les résultats de CERALEP à « un chiffre » ne satisfont pas, (malgré ou à cause…de la présence forte de la France dans les comités européens), l’intention est de fermer l’unité de France, l’étouffement est progressif, les commandes moins importantes… Dans le même temps, le Comité d’entreprise européen est mis en place.
Septembre 2003 : La société CERALEP dépose le bilan et elle est mise en redressement judiciaire, malgré 130 clients français, 30 mondiaux.
Octobre 2003 : 60 personnes sont licenciées.
Janvier 2004 : la liquidation judiciaire de CERALEP est prononcée.
Avril 2004 : La reprise de CERALEP par la SCOP CERALEP SN est autorisée par le Tribunal de Commerce de Romans.
CERALEP AUJOURD’HUI
Caractéristiques de la SCOP : 61 salariés, tous actionnaires (au moment de la reprise, les participations individuelles variaient de 300 à 3000 euros). Chaque SalariéE est embauchéE sur la base d’un engagement en parts sociales égale à 3 mois de salaire brut. Si le travailleur ne peut débourser, cet engagement se réalisera par prélèvement de 4% du salaire à concurrence de la somme dite. Cet engagement en capital lui sera restitué à son départ de l’entreprise. 50% des bénéfices restent en fonds propres (réserves impartageables) et 50% sont redistribués (30% en dividendes et 20% en participation). En 6 ans, entre 2500 à 4000 euros ont ainsi été distribués à chaque salarié, ce qui représente 13,1 % d’augmentation. C’est en AG annuelle que se décide la somme repartagée entre les salariés.
Un nouvel investissement de 900 000 euros est prévu pour les locaux avec entrée de la Caisse d’épargne dans le financement (jusqu’à présent, seul le mouvement SCOP et Crédit coopératif avaient participé, les autres banques ayant refusé tout financement).
Situation de l’entreprise : Spécialisée dans les isolateurs de haute et très haute tension, Superficie couverte de 22 000 m2 sur 35 000 m2 12 000 tonnes de production, pourrait monter à 17 000 tonnes sans investissement en matériel, mais en embauchant et en augmentant les horaires de travail. Lors de la liquidation, il y a avait eu une évaluation des outils de production à garder, ce qui avait évité la vente par les anciens patrons du matériel de production (coup classique lors des liquidations) indispensables a la reprise pendant l’arrêt de fonctionnement. Visiblement ces machines ont continué à tourner a minima pendant les 4 mois de fermeture. Un nouvel investissement de 900 000 euros est prévu pour les locaux avec entrée de la Caisse d’épargne dans le financement (jusqu’à présent, seul le mouvement SCOP et Crédit coopératif avaient participé, les autres banques ayant refusé tout financement).
Du côté des travailleurs : Les contrats de travail ont été conservés et relèvent de la Convention collective de la métallurgie. Les salaires vont de 2000 euros à 3300 euros bruts de l’ouvrier de base au PDG. Bien que le salaire du PDG soit décidé en CA, celui-ci n’a pas augmenté plus que celui des autres travailleurs. Pas de qualification nécessaire pour entrer à l’usine sauf sur les postes administratifs et commerciaux. La polyvalence est demandée et encouragée sur trois postes de production. En effet dans une SCOP une des idées est de permettre aux salariés de se remplacer mais aussi d’acquérir des compétences diversifiées et d’évoluer en mutualisant les formations. Cela permet également de mieux saisir la trajectoire d’une pièce et le sens d’un geste si technique soit-il. Plusieurs salariéEs ont une reconnaissance COTOREP (travailleurs handicapés). Projet de formation et d’évolution de ces personnes au sein de l’entreprise. Le temps de travail est de 35 heures sur 2 huit mais chacunE semble avoir une marge de manœuvre dans la répartition de ses heures à condition que cela ne gêne pas le fonctionnement, chacunE « travaille en conscience »(expression que l’on retrouve fréquemment dans les expériences de reprises et notamment dans le témoignage des ouvrières de l’hôtel Bauen en Argentine). Retraite à 60ans. Il y a des responsables d’ateliers avec formation interne. Des entretiens personnalisés annuels avec chaque salariéE, les rendez vous tripartite (responsable d’atelier, DG et salarié) se mettent en place et peuvent conduire à des augmentions de salaires personnalisées.
FONCTIONNEMENT ET PRISES DE DÉCISIONS
Une AG est convoquée tous les ans, elle est souveraine.
Les salariés de CERALEP sont tous actionnaires mais n’ont pas le même nombre de parts (la part est de 20 euros), cependant lors des votes le principe coopératif fonctionne selon le principe : Une personne, une voix quel que soit le nombre de parts. Le CA se réunit tous les deux mois, il est composé de 14 membres :
9 salarié-e-s (dont 2 femmes),
1 représentant de l’association des amis de CERALEP, 1 représentant
3 représentants du personnel CGT, CFDT et CGC,
1 représentant de l’URSCOP (sans droit de vote).
Lors de la reprise, Robert Nicaise, ancien délégué CGT, a été élu Président Directeur Général de la SCOP. Il a suivi une formation continue pendant un an auprès de l’URSCOP Rhône Alpes. Il prend sa retraite en janvier 2010 mais restera Président (il n’a pas très envie de quitter l’aventure et souhaite une transition progressive). Un nouveau Directeur Général a pris ses fonctions. Ancien de CERALEP, il avait été choisi, re-embauché et formé avec cette perspective de reprise du poste depuis deux ans.
A un rythme régulier, le Directeur rencontre les Délégués du Personnel afin de les consulter sur les décisions à prendre. La nouveauté semble être la transparence et la cohérence des informations fournies en CA par le directeur et dans toute l’entreprise.
Association Autogestion
10 juillet 2011
http://www.autogestion.asso.frEraΝαιΝαιNoΌχι
